Die Antriebswende in der Automobilindustrie ist ins Stocken geraten. Viele Automobilhersteller hatten ambitionierte Pläne für den Übergang zur Elektromobilität, doch die Nachfrage hinkt den Erwartungen hinterher. Diese Entwicklung führt dazu, dass einige Unternehmen ihre Absatzziele überdenken und ihre Strategien anpassen. Im Folgenden ein Überblick über die neuen Pläne der wichtigsten Hersteller, geordnet nach Alphabet.
Audi: Rückschritte bei der E-Mobilität
Audi plant wie gehabt, ab 2033 in Europa und den USA keine Verbrenner mehr zu verkaufen. Allerdings scheint die Marke Schwierigkeiten zu haben, ihre Elektropläne wie vorgesehen umzusetzen. Im ersten Halbjahr 2024 verkaufte Audi weltweit nur 833.000 Autos – ein Rückgang von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders kritisch ist die stagnierende Nachfrage nach Elektroautos: Lediglich 77.000 E-Autos wurden verkauft, während Konkurrent BMW mehr als doppelt so viele absetzte. Die Verkaufszahlen des neuen Q6 e-tron, der eine neue Generation von Elektroautos einleiten sollte, enttäuschten ebenfalls.
Vor allem das elektrische SUV Q8 e-tron bleibt hinter den Erwartungen zurück. Audi plant nun, die Produktion dieses Modells vorzeitig einzustellen und sucht für das Werk in Brüssel einen Käufer. Als Alternative soll ein kleineres Elektroauto entwickelt werden, das in Ingolstadt gebaut wird.
Zudem haben mehrere Führungswechsel für Aufsehen und Unruhe im Unternehmen gesorgt, wobei der Abgang von Marcus Keith, dem bisherigen Chefentwickler für Elektronik und Innenraumdesign, besonders hervortrat. Keith, eine bekannte Persönlichkeit bei Audi, arbeitete eng mit der Softwareeinheit Cariad der Konzernmutter Volkswagen zusammen. Als sein Weggang Ende August bekannt wurde, herrschte in Ingolstadt Unruhe. Und es scheint keine Ruhe einzukehren. Vor kurzem verließ Hildegard Wortmann, die seit 2019 als Vertriebsvorständin und als öffentliches Gesicht von Audi agierte, das Unternehmen.
Nun soll Wortmanns Nachfolger, Marco Schubert, der Anfang September seinen Posten antrat, die Situation verbessern. Schubert kennt Audi gut, verließ das Unternehmen jedoch 2021 im Streit – unter Wortmanns Führung. Danach fand er als Europa-Chef bei Porsche eine neue Aufgabe. Die Rückkehr von Schubert wird als Versuch gesehen, wieder Stabilität in die Marke zu bringen.
BMW: Flexibilität bleibt Trumpf
BMW hat von Beginn an eine flexible Strategie verfolgt, was den Übergang zur Elektromobilität betrifft. Der Münchener Autobauer hat keine festen Ausstiegsdaten für den Verbrennungsmotor angekündigt, sondern setzt auf einen schrittweisen Ausbau der Elektromodelle. Ab 2025 will BMW mehrere Modelle auf der neuen Neue Klasse-Plattform auf den Markt bringen, darunter ein SUV und eine Limousine. Das Ziel ist es, alle Segmente langfristig elektrisch abzudecken, ohne sich jedoch vollständig vom Verbrenner zu verabschieden. Auch, wenn man Verbrenner-Fahrer:innen vom E-Antrieb überzeugen möchte.
Zur erfolgreichen aktuellen Halbjahresbilanz des bayerischen Herstellers haben per Juni vor allem vollelektrische Autos und höherpreisige Modelle der Marken BMW und BMW M beigetragen, deren Auslieferungen jeweils zweistellig zulegten, berichtete BMW. So stiegen die Elektroauto-Auslieferungen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce um 24,6 Prozent auf 190.614 rein elektrische Autos. Mit nahezu 180.000 ausgelieferten Elektroautos stehe die Marke BMW weltweit an dritter Stelle und weise unter den Top 3 mit +34 Prozent zudem die höchsten Zuwächse aus. Insgesamt übergab das Unternehmen im Zeitraum von Januar bis Juni 1.213.276 Automobile aller Konzernmarken an Kund:innen und erreichte damit das hohe Niveau aus dem Vorjahr (2023: -0,1 Prozent; Q2: 618.743 Eh.; -1,3 Prozent).
Ford: Pläne angepasst, Investitionen gestoppt
Ford hatte ursprünglich angekündigt, ab 2030 in Europa nur noch Elektroautos zu verkaufen. Doch angesichts der verhaltenen Nachfrage wurden diese Pläne revidiert. In den USA hat Ford die Investitionen in die Elektromobilität zurückgefahren und setzt verstärkt auf Hybridantriebe. So wurde die geplante Einführung des Elektro-Pickups F-150 Lightning um 18 Monate verschoben, um die Kosten besser in den Griff zu bekommen.
Der einst so erfolgreiche Autohersteller kämpft seit Jahren mit sinkenden Verkaufszahlen, vor allem im Bereich der Pkw. Im gesamten europäischen Markt verzeichnete Ford bis Ende August 2024 einen Rückgang der Neuzulassungen um fast 16 Prozent. In Deutschland, einem der wichtigsten Märkte des Konzerns, war der Rückgang mit 16,7 Prozent sogar noch etwas deutlicher spürbar. Die Lage ist besonders kritisch, weil Ford in den vergangenen Jahren wichtige Modellreihen aus dem Portfolio gestrichen hat. Das Unternehmen setzt nun auf neue Elektroautos, um sich auf dem europäischen Markt zu behaupten.
Viele Händler denken inzwischen darüber nach, neue Marken ins Sortiment aufzunehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es fehlt an bezahlbaren Autos, die eine breite Kundenschicht ansprechen. Neue Elektroautos sollen Ford aus dieser schwierigen Lage in Europa helfen. Explizit zwei Modelle, der Ford Explorer und der Capri, sollen das Ruder herumreißen. Insofern wirft Ford ein drittes Modell in den Ring, der elektrische Ford Puma, dessen Markteinführung für Anfang 2025 geplant ist. Anders als der Explorer und der Capri basiert der Puma jedoch nicht auf einer reinen Elektroplattform. Er übernimmt stattdessen Teile der Technik des kleinen Elektrotransporters E-Transit Courier, was sich in einem günstigeren Preis widerspiegeln soll.
General Motors: Produktionsziele gesenkt
General Motors (GM) hat im Juni seine Produktionsprognosen für Elektroautos gesenkt. Statt wie ursprünglich geplant 300.000 E-Autos im Jahr 2024 zu fertigen, geht das Unternehmen nun von 200.000 bis 250.000 Fahrzeugen aus. GM reagiert damit auf die schwache Nachfrage nach Elektroautos in den USA. Finanzchef Paul Jacobson betonte, dass das Unternehmen nicht auf Vorrat produzieren wolle, sondern sich an den Marktbedingungen orientiert. Dennoch bleibt das Ziel bestehen, bis 2025 eine positive Marge im Elektroautobereich zu erreichen.
GM hatte im Jahr 2021 angekündigt, bis 2025 insgesamt 35 Milliarden Dollar (etwa 30 Milliarden Euro) in vollelektrische und autonome Fahrzeuge zu investieren und weltweit mehr als 30 neue Elektroautos auf den Markt zu bringen. Mit der Umstellung läuft es nun knapp drei Jahre später dann doch nicht so einfach wie geplant. Die Einführung vieler Fahrzeuge auf der Ultium-Plattform war von Software-, Produktions- und Qualitätsproblemen geprägt. Infotainment-Bildschirme, die im Blazer oder Lyriq nicht funktionieren, und GMC Hummer Trucks, die sich an Schnellladestationen ausschalten, sind nur einige der Herausforderungen, mit denen der amerikanische Automobilhersteller zu kämpfen hat.
Trotz dieser Probleme bleibt Mary Barra, GM-Vorsitzende und CEO optimistisch. Ihre Aussage „wir werden vom Kunden geleitet“ könnte als Rückzug von Elektroautos verstanden werden, doch sie versichert, dass GM seine Produktionsziele erreichen werde, wenn auch verspätet.
Hyundai und Kia: Hybride als Zwischenschritt
Hyundai und Kia verfolgen ebenfalls einen vorsichtigen Ansatz bei der Umstellung auf reine Elektroautos. Beide Hersteller bieten bereits eine ganze Palette vollelektrische Modelle an, setzen jedoch weiterhin stark auf Hybride und Range-Extender, um den Absatz in den kommenden Jahren zu stabilisieren. Mit dem Hyundai Way hat die Hyundai Motor Company auf ihrem 2024 CEO Investor Day ihre neue mittel- bis langfristige Unternehmensstrategie vorgestellt.
Geplant ist demnach die Erweiterung der Hybrid-Produktpalette von sieben auf 14 Modelle für die Marken Hyundai, Kia und Genesis. Als Brücke zur vollständigen Elektrifizierung ist auch die Einführung von Elektroautos mit Range-Extender geplant, die sich vor allem in China rasant steigender Beliebtheit erfreuen. Mit 21 rein elektrischen Modellen sollen die drei Konzernmarken bis 2030 eine komplett vollelektrische Produktpalette aufweisen.
Zudem will der Konzern neue, günstigere NMC-Batterien entwickeln, autonome Fahrzeuge einführen und die Produktion von Brennstoffzellenfahrzeugen erhöhen. Im vergangenen Jahr setzten die drei Konzernmarken 4,2 Millionen Autos ab. Bis zum Jahr 2030 wollen Hyundai, Kia und Genesis ihren Absatz auf 5,55 Millionen Einheiten erhöhen, zwei Millionen davon sollen Elektroautos sein.
Mercedes-Benz: Strategie verschoben
Mercedes-Benz hatte einst den Übergang zur Elektromobilität fest im Blick. Doch statt wie geplant 100 Prozent Elektroautos bis 2030 zu erreichen, liegt das neue Ziel jetzt bei 50 Prozent. Der schwächelnde Absatz bewegt Mercedes dazu, Verbrenner auch über das Jahr 2030 hinaus anzubieten. Neue Plattformen für große E-Autos wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Mercedes setzt stattdessen auf Flexibilität und behält seine Produktionspläne für Hybrid- und Verbrennerautos bei.
Mercedes-Benz Cars setzte im zweiten Quartal 496.712 Einheiten ab, was zwar einem Plus von 7 Prozent gegenüber dem ersten Quartal entspricht, allerdings auch einem Minus von 3,7 gegenüber dem Vorjahr. Besonders groß war der Absatzrückgang bei reinen E-Autos: von 61.211 im zweiten Quartal 2023 auf 45.843 in diesem Jahr, was einem Minus von 25 Prozent entspricht. Das Absatzplus gegenüber dem ersten Quartal 2024 resultiert vor allem aus einer verbesserten Produktverfügbarkeit in China und den USA.
Diese Märkte wollen die Stuttgarter stärken. Vor allem China. In Zusammenarbeit werde man mit lokalen Partnern mehr als 14 Milliarden Yuan (ca. 1,8 Milliarden Euro) in die Erweiterung seiner Produktpalette in China investieren. Ab 2025 plant Mercedes-Benz, mehrere neue E-Autos exklusiv für den chinesischen Markt zu produzieren. Dazu zählen ein rein elektrisches Modell der CLA-Langversion, ein GLE-SUV in Langversion sowie ein luxuriöser elektrischer Van auf Basis der VAN.EA-Plattform.
Opel: Ein ambitionierter Plan
Opel plant, bereits ab 2028 nur noch Elektroautos zu verkaufen. Modelle wie der Frontera und der Grandland sollen schon ab Ende 2024 ausschließlich in elektrischen Varianten verfügbar sein. Auch wenn der Hersteller die Elektromobilität als einzigen Weg zur CO₂-Neutralität sieht, bleibt die Frage offen, wie realistisch diese Pläne sind. Sollte die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückbleiben, könnte Opel gezwungen sein, seine Strategie anzupassen.
Trotz der jüngsten Verlangsamung des Marktes für Elektroautos hält Opel an seinem ambitionierten Zeitplan fest. „Für uns ist klar, dass die Zukunft elektrisch ist, aus zwei Gründen”, erklärt Huettl. „Erstens: Wir denken, dass Elektroautos die besseren Autos sind – wegen der Beschleunigung, der Sanftheit, des Fehlens von Lärm und der Möglichkeit, ohne fossile Brennstoffe zu fahren. Zweitens: Elektromobilität ist der einzige gangbare Weg für einen Massenmarkt-Hersteller wie Opel, ein CO₂-neutrales Unternehmen zu werden, was unser klares Ziel bis 2038 ist.“ Opel wird in diesem Jahr der erste deutsche Hersteller sein, der eine vollständig elektrifizierte Produktpalette auf den Markt bringt.
Porsche: Vorsichtige Herangehensweise
Porsche plant bis 2030, 80 Prozent seines Absatzes zu elektrifizieren. Gleichzeitig bleibt der Sportwagenbauer flexibel und bietet weiterhin Verbrenner- und Hybridvarianten an. Besonders deutlich wird dies beim Cayenne, der als Elektro-SUV auf den Markt kommen, aber auch weiterhin als Verbrenner erhältlich sein wird. Diese abwartende Haltung ermöglicht es Porsche, auf Marktentwicklungen zu reagieren und den Übergang zur Elektromobilität schrittweise zu gestalten.
Das aktuelle Geschäftsjahr stehe unverändert im Zeichen einer Produktoffensive mit mehreren Modellanläufen innerhalb kurzer Zeit. Diese fand nach dem Elektro-Macan im Januar vier Monate später mit der Präsentation des von Grund auf überarbeiteten 911 einen weiteren Höhepunkt. Damit hat der Sportwagenhersteller innerhalb weniger Monate fünf von sechs Modellreihen erneuert und wird nach der Umstellung das jüngste Produktportfolio seit Jahren anbieten. Während der Markt China rückläufig war, verzeichneten die Märkte Europa und Deutschland ein Plus. Die Vertriebsregion Übersee und Wachstumsmärkte hielt ihr hohes Vorjahresniveau. Für das Geschäftsjahr 2024 werden nun ein Elektroauto-Anteil Automobile zwischen 12 und 13 Prozent (bisherige Prognose: zwischen 13 und 15 Prozent) erwartet.
Als nächstes Modell ist der rein elektrische Sportwagen 718 geplant, als Boxster und Cayman. „Das Auto wird der Hammer“, stellte Blume in Aussicht. „Positive Entwicklungen“ für die E-Mobilität insgesamt erwartet der Manager durch die stetig sinkenden Kosten für die Batterien, dem mit Abstand teuersten Bauteil eines E-Autos. Bei Porsche sei man „davon überzeugt, dass die Elektromobilität sich in der Zukunft durchsetzen wird“, und das gelte für Modelle jedes Segments, vom Sportwagen 718 bis zum K1, dem rein elektrischen Siebensitzer, der gegen Ende des Jahrzehnts debütieren soll.
Renault: Börsengang abgesagt, Elektroziele abgeschwächt
Renault hatte ursprünglich geplant, die Elektrosparte Ampere an die Börse zu bringen, doch dieser Schritt wurde abgesagt. Anstatt ab 2030 ausschließlich Elektroautos zu verkaufen, strebt Renault nun an, bis zu 90 Prozent seiner Neuwagen vollelektrisch anzubieten. Zudem hält die Tochtermarke Dacia so lange wie möglich an Verbrennungsmotoren fest, bis das Verbot in Europa 2035 greift.
Die Erneuerung der Bestandsflotte hat indes begonnen, und wird weiter Fahrt aufnehmen, allen Debatten unweigerlich zum Trotz. Denn wie de Meo in einem Handelsblatt-Interview auch sagte, werde der neue E-Twingo von Renault, der 2025 für weniger als 20.000 Euro erscheinen soll, günstiger sein als sein Verbrenner-Pendant – „denn mit der Abgasnorm Euro 7 werden Verbrennungsmotoren teurer“, erklärt der Renault-Chef.
Stellantis: Festhalten am Elektrifizierungskurs
Stellantis, der Mutterkonzern von 14 Marken wie Fiat, Citroën, Peugeot und Opel, bleibt offiziell bei seinem Ziel, ab 2030 in Europa nur noch Elektroautos zu verkaufen. Fiat und Opel sollen bereits ab 2027 bzw. 2028 nur noch vollelektrische Modelle anbieten. Trotz dieser ehrgeizigen Ziele zeigt sich auch hier die Nachfrageproblematik. So musste die Produktion des Fiat 500e aufgrund mangelnder Nachfrage vorübergehend gestoppt werden.
Der CEO des Konzerns, Carlos Tavares, sagt, dass sein Unternehmen gut vorbereitet sei. „Meine Leute sind bereit für den Kampf“, erklärte er kürzlich auf einer Veranstaltung in Turin, wie Automotive News Europe berichtet. Die Emissionsvorgaben der EU, die ab 2025 gelten sollen, sind seit Jahren bekannt, und Stellantis habe sich frühzeitig auf die verschärften Regeln eingestellt. Mittlerweile sei man an einem Punkt angekommen, das Angebot an erschwinglichen Elektroautos zu erweitern, insbesondere über die Marken Citroën, Opel und Fiat. Stellantis scheint sich somit in einer guten Ausgangsposition zu befinden, um die strengeren Emissionsvorgaben der EU einhalten zu können.
Toyota: Langsamer Einstieg in die Elektromobilität
Toyota verfolgt einen mehrgleisigen Ansatz in Richtung Klimaneutralität. Der Konzern hat bisher nur ein vollelektrisches Auto im Programm, den bZ4X, plant jedoch bis 2026 insgesamt sechs E-Modelle auf den Markt zu bringen. Dennoch bleibt Toyota stark auf Hybridantriebe fokussiert und hält die Elektromobilität nur für eine von mehreren Lösungen auf dem Weg zur CO₂-Neutralität, die bis 2040 erreicht werden soll. Der japanische Automobilhersteller reagiert auf den global verlangsamten Elektroautomarkt und senkt seine Prognose für den weltweiten Absatz für das Jahr 2026. Angepeilt werden nun eine Million Elektroautos, was etwa 30 Prozent unter der zuvor angekündigten Prognose liegt.
Im vergangenen Jahr hat der japanische Hersteller etwa 200.000 Elektroautos verkauft. In der ersten Hälfte dieses Jahres waren es rund 80.000 Elektroautos. Nach dem neuen Plan will der Autoriese in 2025 etwas mehr als 400.000 Einheiten herstellen und die Produktion im darauffolgenden Jahr etwas mehr als verdoppeln. Die Fortführung und Zukunft der Multi-Path-Strategie sei „keine technologische Angelegenheit, sondern hauptsächlich eine Frage der weltweiten Entwicklung der elektrischen Infrastruktur“, erklärte Toyota-Chefwissenschaftler Gill A. Pratt zuletzt. In einigen Ländern werde es mehr Elektroautos geben, in anderen Ländern werde die Antriebswende hin zum rein elektrischen Fahren „noch lange Zeit dauern, vermutlich bis zu mehreren Dekaden.“
Volkswagen: Großinvestitionen trotz Nachfrageproblemen
Volkswagen hält offiziell an seinem Plan fest, den Anteil an Elektroautos in Europa bis 2030 auf 70 Prozent zu erhöhen. Doch hinter den Kulissen gibt es Anpassungen. Die Investitionen in neue Batteriefabriken hängen von der Nachfrage ab, und VW plant weiterhin, Milliarden in die Verbrennertechnologie zu stecken. Plug-in-Hybride sollen helfen, die CO₂-Ziele zu erreichen, während günstigere Elektroautos wie der ID.2 erst 2025 auf den Markt kommen. Und auch ansonsten ist es alles andere als ruhig, in Hinblick auf drohende Werkschließungen, auf die Mitarbeiter:innen bereits eingestimmt werden.
Für die zukünftige Ausrichtung des VW-Konzerns habe Blume „klare Vorstellungen: Volkswagen soll zum weltweit führenden automobilen Technologiekonzern aufgebaut werden“, der die „besten Technologien und Services nachhaltig in die Gesellschaft“ bringen soll. Doch zuvor muss VW sich neu erfinden, und vor allem Kosten einsparen. VW habe „den Anspruch, ganz vorn mitzuspielen“, müsse aber auch „Rückstände ausgleichen“, wie Blume einräumt, etwa beim leidigen Thema Software, mit dem der gesamte Konzern schon seit Jahren hadert und weswegen sogar Modelleinführungen verschoben werden mussten.
Obwohl sich der Markt leicht erholt hat, erwarte man künftig nicht mehr als 14 Millionen verkaufte Autos pro Jahr im europäischen Gesamtmarkt, zwei Millionen weniger als in den Vor-Corona-Jahren. Volkswagen sei mit einem Marktanteil von etwa 25 Prozent der größte Autohersteller in Europa, betonte zuletzt Finanzchef Arno Antlitz. Doch für den Branchenriesen fehlten in der Bilanz nun 500.000 verkaufte Autos.
Volvo: Elektroziele aufgeweicht
Volvo galt lange als Vorreiter in Sachen Elektromobilität und plante ursprünglich, bis 2030 nur noch Elektroautos zu verkaufen. Doch das Unternehmen hat dieses Ziel inzwischen aufgeweicht. Statt einer vollständigen Umstellung sollen bis zum Ende des Jahrzehnts 90 bis 100 Prozent der Neuwagen elektrisch oder Plug-in-Hybride sein. Der Rest soll auf Mild-Hybride entfallen. Ein konkretes Datum für den vollständigen Ausstieg aus der Verbrennerproduktion hat Volvo jedoch bisher nicht festgelegt.
Die Anpassung der Strategie zeigte sich jüngst bei der Präsentation des neuen Elektro-Flaggschiffs EX90. Parallel dazu wurde jedoch auch eine leicht überarbeitete Version des XC90 vorgestellt, dem größten Auto von Volvo. Dass der XC90 überhaupt ein weiteres Facelift bekommt, überrascht, denn das Modell war ursprünglich nicht für eine erneute Überarbeitung vorgesehen. Zeigt aber die Notwendigkeit sich an den Markt anzupassen.
Volvo-Chef Jim Rowan betont, dass das Unternehmen weiterhin fest an eine elektrische Zukunft glaubt. Doch der Übergang zu emissionsfreien Autos verläuft langsamer als erwartet. „Kunden und Märkte passen sich unterschiedlich schnell an“, erklärt Rowan. Ungeachtet der verlängerten Lebensdauer von Verbrennungsmotoren will Volvo jedoch weiterhin in allen Fahrzeugklassen neue Elektroautos einführen.
Quelle: Automobilwoche – Verschoben, gestutzt, gestrichen: Wie Hersteller ihre E-Auto-Pläne anpassen