Stellantis kontert Kritik an strengen EU-CO2-Vorgaben

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Stellantis

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

In der europäischen Automobilindustrie herrscht derzeit Unruhe. Während einige Hersteller, darunter auch die ACEA (Verband der europäischen Automobilhersteller), eine Verschiebung der ab 2025 geltenden CO₂-Vorgaben fordern, zeigt sich Stellantis selbstbewusst. Der CEO des Konzerns, Carlos Tavares, dass sein Unternehmen gut vorbereitet sei. „Meine Leute sind bereit für den Kampf“, erklärte er kürzlich auf einer Veranstaltung in Turin, wie Automotive News Europe berichtet. Die Emissionsvorgaben, die ab 2025 gelten sollen, sind seit Jahren bekannt, und Stellantis habe sich frühzeitig auf die verschärften Regeln eingestellt.

Die neuen Vorgaben verlangen, dass der CO₂-Ausstoß von Neuwagen um mindestens 15 Prozent im Vergleich zu den aktuellen Werten sinken muss. Viele Hersteller könnten gezwungen sein, ihre Verkäufe von Elektroautos deutlich zu steigern, um drohende Strafen zu vermeiden. Doch gerade in diesem Bereich gibt es derzeit Probleme. Nach einem schnellen Anstieg des Marktanteils von E-Autos im Jahr 2023 auf etwa 14 Prozent in Europa hat sich das Wachstum im laufenden Jahr spürbar verlangsamt. Gleichzeitig haben einige Regierungen, wie etwa in Deutschland und Frankreich, ihre Subventionen für E-Autos zurückgefahren.

Tavares äußerte sich kritisch zu den Forderungen nach einer Anpassung der Vorgaben. Eine Bereitschaft zur Senkung der längst bekannten Ziele habe der CEO von Stellantis nicht. Er schätze den Markt so ein, dass andere Hersteller Angst davon haben, Geld zu verlieren. Elektroautos bringen aktuell weniger Gewinn als herkömmliche Verbrenner-Modelle, was die Kalkulation für viele Hersteller erschwert. Für seinen Konzern sei dies kein Thema. Man habe sich hier vor Jahren bewusst auf die Umstellung hin zum E-Antrieb eingelassen, um gezielt am Thema Kosten zu arbeiten. Mittlerweile sei man an einem Punkt angekommen, das Angebot an erschwinglichen Elektroautos zu erweitern, insbesondere über die Marken Citroën, Opel und Fiat.

ACEA: Festhalten an CO₂-Vorgaben wird gesamten Markt bremsen

Die Forderung nach einem Aufschub der Emissionsziele wird vor allem von Renault und VW lautstark unterstützt. Renault-CEO Luca de Meo, zugleich Präsident der ACEA, warnte, dass die europäischen Automobilhersteller im Jahr 2025 mit Strafen in Höhe von bis zu 15 Milliarden Euro rechnen könnten, sollten sie die Vorgaben nicht erfüllen. Dies könnte eine Produktionsdrosselung von bis zu 2,5 Millionen Autos bedeuten. Auch VW-Chef Oliver Blume fordert mehr Flexibilität und eine Anpassung der Ziele, da die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Elektromobilität bisher nicht optimal seien.

Tavares sieht die Situation jedoch anders. Für Stellantis sei es entscheidend, wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit Modellen wie dem Citroën e-C3, der ab etwa 20.000 Euro erhältlich sein wird, und günstigen SUVs von Opel und Citroën, die unter 30.000 Euro kosten sollen, setzt Stellantis auf preislich attraktive Angebote, um die Nachfrage nach E-Autos weiter anzukurbeln. Es erscheint verständlich, dass man diesen Vorsprung gegenüber den Marktbegleitern nicht verspielen wolle.

Die Herausforderung für die Branche bestehe darin, E-Autos zu einem Preis anzubieten, der mit Verbrenner-Modellen vergleichbar ist – und dabei gleichzeitig profitabel zu bleiben. Für Tavares liegt die Lösung in der kontinuierlichen Kostenreduktion, die Stellantis in den vergangenen Jahren konsequent verfolgt hat. „Die Konsumenten wollen Elektroautos zum Preis von Verbrennern“, so Tavares. Der Schlüssel liege in einer effizienten Produktion und dem richtigen Produktportfolio.

Stellantis scheint sich somit in einer guten Ausgangsposition zu befinden, um den strengeren Emissionsvorgaben der EU zu begegnen. Während andere Hersteller noch über die Ausgestaltung der Regeln diskutieren, hat der Konzern seine Hausaufgaben erledigt. Tavares’ Botschaft an die Wettbewerber ist klar: „Die Regeln sind bekannt. Der Wettbewerb beginnt.“ Man darf gespannt sein, wie die anderen Hersteller auf diese Kampfansage reagieren werden.

Quelle: Automotive News Europe – ‚My guys are ready for the fight‘ on EU CO2 targets, Stellantis CEO Carlos Tavares says

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Uwe Bosse:

Herr Tavares hat völlig Recht!
Stellantis ist ein Konzern, der sich aus verschiedenen Fahrzeug-Herstellern zusammensetzt. Trotzdem haben die es geschafft, die Umstellung in Schwung zu bekommen. Als kaufmännisch ausgebildet sage ich immer: In einer „Mischkalkulation“ könnte man die Margen der Verbrenner anheben und dafür die Margen der E-Autos senken, um das als Kauf-Lenkungsmittel zu benutzen. Übrigens gab es in den USA schon in den 19-60er Jahren Abgasgesetze und in den 19-70er Jahren die ersten Katalysatoren.

Tom:

…stimmt nicht ganz. Es gab schon sehr früh den Up, Mii und Citigo als Kleinstwagen-Derivate.
Auch wenn der ID2 noch nicht kommt:
2025 Skoda Elroq oder Cupra Raval (ex Urban Rebel).
Da haben jetzt die anderen Marken den Vorrang…

Tom:

Aber ein Schwarzprediger hilft auch nicht….
Ich habe es teils an anderer Stelle im Forum bereits vermerkt:

VW als Konzern hat schon lange Probleme, die mit dem Dieselskandal und mit dem Umbruch in Richtung E-Mobilität massiv an die Oberfläche kommen.
Es ging trotz allem zu lange zugut. In China wurde alles gekauft, was aus Europa kam. Die neuen reicher werdenden Chinesen waren ein dankbarer Kunde. Deshalb war es das oberste Ziel den eigenen Markt zurück zu erobern… mit internationaler Hilfe.
VW war der erste Multi-Markenkonzern mit einer Plattform-Straregie, die offensichtlich nicht nachhaltig betrieben wird.
Auch der politische Einfluss von Eigentümern, wie Niedersachsen, machen die Firma nicht gerade flexibler. Betriebsrat und Gewerkschaften haben dabei auch ihren erheblichen Anteil.
Es geht nicht um ein amerikanisches “Hire and Fire”, aber am Standort Deutschland sind VW massive Fesseln angelegt. Das muss man sich erst leisten können.
Der Konzern muss handeln. Es braucht ein reinigendes Gewitter.
VW ist aktuell ein wenig ein Sinnbild für vieles in Deutschland.
Ich bin mir sicher, dass sie es schaffen werden. Allerdings denke ich auch die VW AG wird am Ende nicht mehr der dominante Hersteller sein, wie in der Vergangenheit. Die chinesische Konkurrenz wird nicht mehr verschwinden.

Michel:

Wenn die CO2 Werte auf alle verkauften Autos gemittelt werden und nun mehr eAutos verkauft werden müssen, warum mitteilt man dann nicht den Preis von Verbrennern und eAutos?

Der Hersteller kann doch entscheiden, was er an den Mann bringen will. Der Kunde braucht ein Auto, wenn er keinen Verbrenner bekommt, geht er nicht und kauft ein Fahrrad.

Calitry:

Da bin ich auch gespannt.
Evtl wird VW langsam verschwinden, da mit weniger Angestellten, resp kleinerem Output an Fahrzeugen auch die Skaleneffekte flöten gehen.
Dies treibt die Preise eher nach oben als unten.

Der Fehler ist vermutlich der Blume, der abwägen muss wieviel Geld er seinen Aktionären in dem Allerwertesten schiebt und wieviel für gute Leute und Innovation übrig bleiben soll.
Leider scheint es, dass er lieber die reichen Aktionäre reicher machen will und dadurch den Konzern langsam melken wird.
In 3 bis 4 Jahren kann er dann mit einer riesigem Abfindung in den Ruhestand und der nächste CEO hat den Schlamassel…
Der Diess wäre so viel besser gewesen, aber der hat halt für den Konzern und nicht für die Aktionäre geschaut… Das passte den schnöseligen Sesselpupsern halt nicht.
Die wollen nur Gewinnmaximierung um jeden Preis…
Schade…

Wurzelsepp:

Ja klar lassen die lieber erst ihre Dobbys am Fließband bluten bevor sie selbst dran glauben müssten. Sind halt gierige Säcke. Nur das es dem Dobby am Fließband eben schadet wenn er seinen Job verliert, den Aktionären und Vorständen schadet etwas weniger Kohle nicht. So großherzig und „Volks“nah ist „Volks“Wagen eben.

Läubli:

Achtung: jetzt geht es richtig los mit den VW-Problemen und die „VW-Positivprediger“ verstummen immer mehr, auch in diesem Forum – zu Recht? Tja, die Schlagzeilen sagen es deutlich:

VW will angeblich bis zu 30.000 Stellen in Deutschland streichen?!
Schock für VW-Angestellte! Der Autobauer plant laut eines Berichts einen massiven Stellen-Abbau.

Wolfsburg – Volkswagen setzt seine Sparmaßnahmen weiter fort und will laut eines Berichts des Manager Magazins mittelfristig bis zu 30.000 Jobs in Deutschland streichen. Demnach seien bis zu ein Viertel der VW-Jobs bedroht.
„Die Zahl der aktuell rund 130.000 Beschäftigten in Deutschland müsste, so rechnen die Hardliner im Konzern, mittelfristig wohl um bis zu 30.000 sinken“, heißt es in dem Bericht. Die VW-Krise wäre dramatischer als bislang angenommen. Erst kürzlich hatte VW den Tarifvertrag für Beschäftigungssicherung, eine Job-Garantie, nach 30 Jahren gestrichen.

Ich denke, jetzt fängt wirklich das Ende an… aber so schnell wird VW nicht verschwinden, es werden aber einige Hürden genommen werden müssen, auch von VW und vor allem dessen Manager. Jetzt ist die Zeit, wo sich gute Manager beweisen können! Es bleibt spannend.

Gregor:

Im Sinne einer Zukunft mit weniger Co2 Ausstoß darf die EU hier nicht nachgeben.
Wobei man auch wissen muss das Kalifornien und UK ebenfalls BEV „zwangs“ Quoten haben.
Ergo ist hier kaum Luft diesen VW Dummheiten nachzugeben.

Bev sind einfach synthetisch Teuer, um keine Konkurrenz zu den Verbrennern zu sein.
Gut das hier aus dem Ausland immer mehr Druck kommt.

Der EV3 wischt mit Ausstattung und Preis mit dem ID3 den Boden.

VW sollte sich anschnallen, jetzt geht’s rund.

Rolando:

Indirekt leugnen VW und Co den Klimawandel weil man die Schäden die dadurch verursacht werden ignoriert. Letztes Jahr 17,1 Milliarden an Gewinn und dieses Jahr eine Dividende von fast 5 Milliarden und jetzt Ankündigungen von Entlassungen. Die Gier nach Gewinnen heute ist groß. Zu groß, weil jetzt die Felle davonschwimmen. Selbst Schuld.

S. Eckardt:

VW hat sich jahrelang der Aufgabe verweigert, kleinere und damit wirklich ökologisch akzeptable eAutos zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.
Da darf es jetzt keine falsche Rücksichtnahme geben. Rücksicht mit den Menschen kennt der Klimawandel auch nicht!
Jetzt ist entschlossenes, schnelles Handeln gefragt – für die Welt und für VW.

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