In der europäischen Automobilindustrie herrscht derzeit Unruhe. Während einige Hersteller, darunter auch die ACEA (Verband der europäischen Automobilhersteller), eine Verschiebung der ab 2025 geltenden CO₂-Vorgaben fordern, zeigt sich Stellantis selbstbewusst. Der CEO des Konzerns, Carlos Tavares, dass sein Unternehmen gut vorbereitet sei. „Meine Leute sind bereit für den Kampf“, erklärte er kürzlich auf einer Veranstaltung in Turin, wie Automotive News Europe berichtet. Die Emissionsvorgaben, die ab 2025 gelten sollen, sind seit Jahren bekannt, und Stellantis habe sich frühzeitig auf die verschärften Regeln eingestellt.
Die neuen Vorgaben verlangen, dass der CO₂-Ausstoß von Neuwagen um mindestens 15 Prozent im Vergleich zu den aktuellen Werten sinken muss. Viele Hersteller könnten gezwungen sein, ihre Verkäufe von Elektroautos deutlich zu steigern, um drohende Strafen zu vermeiden. Doch gerade in diesem Bereich gibt es derzeit Probleme. Nach einem schnellen Anstieg des Marktanteils von E-Autos im Jahr 2023 auf etwa 14 Prozent in Europa hat sich das Wachstum im laufenden Jahr spürbar verlangsamt. Gleichzeitig haben einige Regierungen, wie etwa in Deutschland und Frankreich, ihre Subventionen für E-Autos zurückgefahren.
Tavares äußerte sich kritisch zu den Forderungen nach einer Anpassung der Vorgaben. Eine Bereitschaft zur Senkung der längst bekannten Ziele habe der CEO von Stellantis nicht. Er schätze den Markt so ein, dass andere Hersteller Angst davon haben, Geld zu verlieren. Elektroautos bringen aktuell weniger Gewinn als herkömmliche Verbrenner-Modelle, was die Kalkulation für viele Hersteller erschwert. Für seinen Konzern sei dies kein Thema. Man habe sich hier vor Jahren bewusst auf die Umstellung hin zum E-Antrieb eingelassen, um gezielt am Thema Kosten zu arbeiten. Mittlerweile sei man an einem Punkt angekommen, das Angebot an erschwinglichen Elektroautos zu erweitern, insbesondere über die Marken Citroën, Opel und Fiat.
ACEA: Festhalten an CO₂-Vorgaben wird gesamten Markt bremsen
Die Forderung nach einem Aufschub der Emissionsziele wird vor allem von Renault und VW lautstark unterstützt. Renault-CEO Luca de Meo, zugleich Präsident der ACEA, warnte, dass die europäischen Automobilhersteller im Jahr 2025 mit Strafen in Höhe von bis zu 15 Milliarden Euro rechnen könnten, sollten sie die Vorgaben nicht erfüllen. Dies könnte eine Produktionsdrosselung von bis zu 2,5 Millionen Autos bedeuten. Auch VW-Chef Oliver Blume fordert mehr Flexibilität und eine Anpassung der Ziele, da die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Elektromobilität bisher nicht optimal seien.
Tavares sieht die Situation jedoch anders. Für Stellantis sei es entscheidend, wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit Modellen wie dem Citroën e-C3, der ab etwa 20.000 Euro erhältlich sein wird, und günstigen SUVs von Opel und Citroën, die unter 30.000 Euro kosten sollen, setzt Stellantis auf preislich attraktive Angebote, um die Nachfrage nach E-Autos weiter anzukurbeln. Es erscheint verständlich, dass man diesen Vorsprung gegenüber den Marktbegleitern nicht verspielen wolle.
Die Herausforderung für die Branche bestehe darin, E-Autos zu einem Preis anzubieten, der mit Verbrenner-Modellen vergleichbar ist – und dabei gleichzeitig profitabel zu bleiben. Für Tavares liegt die Lösung in der kontinuierlichen Kostenreduktion, die Stellantis in den vergangenen Jahren konsequent verfolgt hat. „Die Konsumenten wollen Elektroautos zum Preis von Verbrennern“, so Tavares. Der Schlüssel liege in einer effizienten Produktion und dem richtigen Produktportfolio.
Stellantis scheint sich somit in einer guten Ausgangsposition zu befinden, um den strengeren Emissionsvorgaben der EU zu begegnen. Während andere Hersteller noch über die Ausgestaltung der Regeln diskutieren, hat der Konzern seine Hausaufgaben erledigt. Tavares’ Botschaft an die Wettbewerber ist klar: „Die Regeln sind bekannt. Der Wettbewerb beginnt.“ Man darf gespannt sein, wie die anderen Hersteller auf diese Kampfansage reagieren werden.
Quelle: Automotive News Europe – ‘My guys are ready for the fight’ on EU CO2 targets, Stellantis CEO Carlos Tavares says