Ford steht in Europa vor großen Herausforderungen. Der einst so erfolgreiche Autohersteller kämpft seit Jahren mit sinkenden Verkaufszahlen, vor allem im Bereich der Pkw. Die Lage ist besonders kritisch, weil Ford in den vergangenen Jahren wichtige Modellreihen aus dem Portfolio gestrichen hat. Das Unternehmen setzt nun auf neue Elektroautos, um sich auf dem europäischen Markt zu behaupten. Doch ob diese Strategie ausreicht, bleibt ungewiss, wie die Automobilwoche berichtet.
Die Verkaufszahlen sind alarmierend: Im gesamten europäischen Markt verzeichnete Ford bis Ende August 2024 einen Rückgang der Neuzulassungen um fast 16 Prozent. In Deutschland, einem der wichtigsten Märkte des Konzerns, war der Rückgang mit 16,7 Prozent sogar noch etwas deutlicher spürbar. Besonders hart trifft es die Kund:innen und Händler, die durch das Auslaufen von einst beliebten Modellen wie dem Fiesta, S-Max und Mondeo vor leeren Regalen stehen. Diese Autos deckten unterschiedliche Segmente ab, die jetzt von anderen Herstellern bedient werden. Der Wegfall dieser Modelle hinterlässt eine Lücke, die Ford nur schwer schließen kann.
Händler suchen nach Alternativen zu Ford
Viele Händler denken inzwischen darüber nach, neue Marken ins Sortiment aufzunehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es fehlt an bezahlbaren Autos, die eine breite Kundenschicht ansprechen. Neue Elektroautos sollen Ford aus dieser schwierigen Lage in Europa helfen. Explizit zwei Modelle, der Ford Explorer und der Capri, sollen das Ruder herumreißen. Beide basieren auf der von Volkswagen entwickelten MEB-Plattform und sind ausschließlich als Elektrovarianten erhältlich.
Seit April ist der Explorer bestellbar, während der Capri im Juli präsentiert wurde. Die ersten Rückmeldungen sind zwar positiv, doch die großen Erwartungen, die Ford in diese Modelle setzt, könnten zu Enttäuschungen führen. Vor allem die Frage, ob die Modelle in ausreichender Stückzahl verkauft werden, um die Produktion in Köln langfristig auszulasten, bleibt offen.
Insofern wirft Ford ein drittes Modell in den Ring, der elektrische Ford Puma, dessen Markteinführung für Anfang 2025 geplant ist. Anders als der Explorer und der Capri basiert der Puma jedoch nicht auf einer reinen Elektroplattform. Er übernimmt stattdessen Teile der Technik des kleinen Elektrotransporters E-Transit Courier, was sich in einem günstigeren Preis widerspiegeln soll. Damit positioniert sich der Puma unterhalb der teureren Elektro-SUVs, könnte jedoch aufgrund der technischen Kompromisse bei den Kunden nicht ganz so gut ankommen.
Hohe Einstiegspreise als Herausforderung für den Erfolg
Einen erheblichen Einfluss auf den Verkaufserfolg hat auch der Preis. Mit knapp 50.000 Euro für den Explorer und rund 52.000 Euro für den Capri bewegen sich die Modelle in einem Preissegment, das für viele potenzielle Käufer unattraktiv ist. Trotz über 10.000 Vorbestellungen der einzelnen Modelle. Zwar liegen direkte Konkurrenten wie der Volkswagen ID.4 oder ID.5 in ähnlichen Preisregionen, doch für viele Kunden bleibt der hohe Einstiegspreis ein Hindernis. Später sollen günstigere Versionen der Modelle auf den Markt kommen, aber ob diese die Nachfrage signifikant ankurbeln können, bleibt fraglich. Womöglich ist es dann auch schon zu spät, um über günstigeren Preis etwas zu bewegen.
In dieser schwierigen Lage könnte eine Kooperation mit einem anderen Hersteller eine Lösung sein. Eine Partnerschaft mit Volkswagen, mit dem Ford bereits im Bereich der Elektromobilität zusammenarbeitet, wäre eine denkbare Option. Gemeinsam könnte ein neues Modell entwickelt werden, das die Lücke im Kleinwagensegment füllt. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Zusammenarbeit mit einem chinesischen Hersteller, ähnlich wie es der Marktbegleiter Stellantis bereits mit Leapmotor praktiziert. Diese Kooperation könnte Ford den Zugang zu kostengünstigen Elektroautos ermöglichen und die Position auf dem europäischen Markt stärken.
Ungewisse Zukunft: Wie geht es weiter für Ford in Europa?
In jedem Fall bleibt die Zukunft von Ford in Europa ungewiss. Ob die neuen Elektroautos den erhofften Erfolg bringen oder ob Ford durch Kooperationen mit anderen Herstellern neue Wege gehen muss, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist, dass Ford handeln muss, um nicht endgültig den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren.
Quelle: Automobilwoche – Ford in Europa: Was die Abwärtsspirale stoppen soll