Ford überarbeitet seine Elektrifizierungs-Strategie für Nordamerika

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Daniel Krenzer
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Der US-amerikanische Autohersteller Ford will zusätzliche Maßnahmen ergreifen, „um ein profitables, kapitaleffizientes und wachsendes Elektrofahrzeuggeschäft zu schaffen und den Kunden noch mehr Antriebsmöglichkeiten zu bieten, die weniger CO2-Emissionen verursachen“, heißt es in einer Pressemitteilung des US-amerikanischen Autoherstellers.

Der Plan umfasst demnach eine Anpassung der Fahrzeug-Roadmap des Unternehmens für Nordamerika, um eine Reihe von Elektrifizierungsoptionen anzubieten, die die Kundenakzeptanz beschleunigen sollen – einschließlich niedrigerer Preise und größerer Reichweiten. Innerhalb seines vollelektrischen Portfolios werde Ford der Einführung eines neuen, digital fortschrittlichen Nutzfahrzeugs im Jahr 2026 Priorität einräumen, gefolgt von zwei neuen Pick-Ups im Jahr 2027 und anderen zukünftigen erschwinglichen Autos, heißt es weiter.

Ford hatte zuletzt auch seinen US-Batteriebeschaffungsplan neu ausgerichtet, um die Kosten zu senken, die Kapazitätsauslastung zu maximieren und die aktuelle und künftige Elektroauto-Produktion zu unterstützen. „Wir haben uns verpflichtet, in Amerika zu innovieren, Arbeitsplätze zu schaffen und unglaubliche neue Elektro- und Hybridfahrzeuge zu liefern, die einen echten Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten“, sagte Jim Farley, Präsident und Geschäftsführer von Ford. Weiterhin sagte er: „Als zweitgrößte US-Elektroautomarke haben wir viel darüber gelernt, was Kunden wollen und schätzen und was nötig ist, um die besten Fahrzeuge der Welt mit kosteneffizientem Design zu kombinieren, und wir haben einen Plan entwickelt, der unseren Kunden eine maximale Auswahl bietet und unsere Stärken ausspielt.“

China setzt den Markt unter Druck

Der Markt für Elektroautos entwickele sich rasant, da chinesische Wettbewerber vorteilhafte Kostenstrukturen wie vertikale Integration, kostengünstige Technik, fortschrittliche Multi-Energie-Batterietechnologie und digitale Erfahrungen nutzen, um ihren globalen Marktanteil auszubauen, führt Ford aus. „Darüber hinaus sind die heutigen Kunden von Elektroautos kostenbewusster als die frühen Nutzer und sehen darin eine praktische Möglichkeit, Geld für Kraftstoff und Wartung sowie Zeit durch das Aufladen zu Hause zu sparen“, schreibt Ford weiter. In Verbindung mit den zahlreichen neuen E-Autos, die in den nächsten zwölf Monaten auf den Markt kommen, und den steigenden Anforderungen an die Einhaltung von Vorschriften habe dies den Preisdruck erhöht.

Diese Dynamik unterstreiche die Notwendigkeit einer global wettbewerbsfähigen Kostenstruktur bei gleichzeitiger Selektion der Kunden- und Produktsegmente, um profitables Wachstum und Kapitaleffizienz zu gewährleisten. „Wir sind bestrebt, durch den Aufbau eines wettbewerbsfähigen und profitablen Unternehmens langfristige Werte zu schaffen“, sagte John Lawler, stellvertretender Vorsitzender und Chief Financial Officer von Ford. Weiterhin führte er aus: „Angesichts des Preis- und Margendrucks haben wir uns entschieden, unsere Produkt- und Technologie-Roadmap sowie unsere industrielle Präsenz anzupassen, um unser Ziel zu erreichen, innerhalb der ersten zwölf Monate nach Markteinführung aller neuen Modelle ein positives operatives Ergebnis zu erzielen.“

Neben der Anpassung der Kadenz der Produkteinführungen und der Neuausrichtung der Batteriebeschaffung plane Ford nun auch die Nutzung von Hybridtechnologien für seine nächsten dreireihigen SUV. Als Folge dieser Entscheidung werde das Unternehmen eine nicht zahlungswirksame Sonderabschreibung in Höhe von rund 400 Millionen US-Dollar für bestimmte produktspezifische Fertigungsanlagen für die bisher geplanten vollelektrischen dreireihigen SUV vornehmen, die Ford nicht mehr produzieren wird. „Diese Maßnahmen können auch zu zusätzlichen Kosten und Barausgaben von bis zu 1,5 Milliarden Dollar führen, die das Unternehmen in dem Quartal, in dem sie anfallen, als Sonderposten ausweisen wird“, schreibt Ford.

Investitionen für E-Autos sinken zunächst

Lawler sagte, eine wichtige Voraussetzung für die Verbesserung der Rentabilität sei die Beschleunigung der Batterieproduktion in den USA. In Anbetracht der Antriebsoptionen und der steigenden Nachfrage nach Hybridautos werde der Anteil der jährlichen Investitionsausgaben von Ford für reine Elektroautos von etwa 40 Prozent auf 30 Prozent sinken. Die Einführung der nächsten Generation von Elektrofahrzeugen bei Ford beginne mit einem Nutzfahrzeug, das ab 2026 im Ford-Werk in Ohio gebaut werden soll.

Die nächste Generation der Elektro-Lastkraftwagen von Ford – wozu in den USA auch Pick-Ups zählen – werde indes auf der „jahrhundertelangen Tradition des Unternehmens als Marktführer im Bereich der Lkw und dem meistverkauften Elektro-Lkw in den USA“, dem F-150 Lightning, aufbauen. Ford verschiebe die Markteinführung seines bahnbrechenden Elektro-Lkw mit dem Codenamen Project T3 auf die zweite Hälfte des Jahres 2027. Auf der Grundlage der Erfahrungen der Kunden des F-150 Lightning werde der Lkw Funktionen und Erfahrungen bieten, die noch nie in einem Ford-Lkw zu finden waren, darunter eine verbesserte bidirektionale Ladefunktion und eine fortschrittliche Aerodynamik. Der Lkw soll im Tennessee Electric Vehicle Center von BlueOval City montiert werden. Die Verschiebung der Markteinführung ermögliche es dem Unternehmen, eine kostengünstigere Batterietechnologie zu verwenden und von anderen Kostendurchbrüchen zu profitieren, während sich der Markt weiter entwickelt.

„Für einige kommerzielle Anwendungen und für größere Fahrzeuge sind die Batteriekosten eines reinen Elektroautos nach wie vor eine Herausforderung. Daher wird Ford eine neue Familie von elektrifizierten dreireihigen SUV entwickeln, die Hybridtechnologien beinhalten, die im Vergleich zu reinen Verbrennerautos bahnbrechende Effizienz-, Leistungs- und Emissionsvorteile bieten und die Reichweite des Autos auf der Straße im Vergleich zu reinen Elektroautos erhöhen“, schreibt Ford.

Quelle: Ford – Pressemitteilung vom 21. August 2024

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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