Audi-Vorständin Wortmann: „Es gibt keine Alternative zu Elektroautos“

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Audi

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Elektromobilität darf kein Luxusgut sein“: Hildegard Wortmann ist bei Audi die Vorständin für Marketing und Vertrieb und machte in einem Interview mit GQ klar, was Kunden in Sachen Elektroautos erwarten dürfen. Die Automobilindustrie befinde sich „in der größten Transformation ihrer Geschichte, einem radikalen Umbruch“, so Wortmann zu Beginn des Interviews. Sie regt an, diese Veränderung als Chance zu begreifen – „eine Chance, Mobilität und das Auto neu zu denken und sich ein Stück weit neu zu erfinden.“ Was gerade passiere, „die gesellschaftliche Veränderung hin zu Nachhaltigkeit und besserer Lebensqualität“, sei „der Anfang einer neuen Ära“.

Und trotz dieser Neuerfindung wolle Audi an seinem Claim „Vorsprung durch Technik“ festhalten. Ihn allerdings neu definieren, so Wortmann. „Das, was Vorsprung auszeichnet, hat sich verändert“. Es gehe nicht mehr um die schnellste Rundenzeit am Nürburgring, „sondern um das große Ganze – darum, bedeutungsvolle Technologie dazu zu nutzen, einen Beitrag für eine bessere Zukunft zu leisten“. Audis Beitrag für diese bessere Zukunft seien mehr als 20 komplett elektrische Modelle und Investitionen in die E-Mobilität in Höhe von 15 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025. „Und alle weiteren Modelle, die ab 2026 neu auf den Markt kommen, fahren bereits rein elektrisch“, so Wortmann über Audis langsamen Abschied vom Verbrenner. Einen „konsequenteren Umbau des Produktportfolios in allen Kernsegmenten“ gebe es bei keinem anderen etablierten Hersteller.

Diese Transformation hin zu nachhaltigem Wirtschaften allerdings sei „in ihrer ganzen Größe ein unglaublicher Kraftakt, der nur gemeinsam zu bewältigen ist“, gibt Wortmann zu bedenken. „Industrie, Politik und Gesellschaft müssen zusammenarbeiten“, weswegen sie beispielsweise die staatliche Förderung von Infrastruktur für richtig und notwendig erachtet. „Wir brauchen aber auch die Menschen, die bereit sind, auf das E-Auto umzusteigen“, sagt sie. Und dies funktioniere „nicht mit dem erhobenen Zeigefinger“. Sondern eher damit, „mit dieser neuen Technologie zu begeistern“, was vor allem über „Testfahren, Testfahren, Testfahren“ gelinge, so die Audi-Vorständin: „Steigen manche Leute noch mit einem skeptischen Blick in ein E-Auto ein, gehen die Mundwinkel spätestens bei der Beschleunigung schnell nach oben“, und eben dieses „Hätte-ich-nicht-gedacht-Gefühl“ überzeuge nachhaltiger als jede erzieherische Maßnahme.

„Von der Einstiegsmarke bis hin zum Top-Level ist alles dabei“

Auch die neuen Wettbewerber zeigen, dass man sich verändern muss“, sagt Wortmann mit Blick auf Konkurrenten wie Tesla oder einige andere E-Auto-Start-ups, die das Auto komplett neu denken. „Diesen Paradigmenwechsel, diese Disruption, begrüße ich explizit“, so die Audi-Vorständin. Man dürfe aber „nicht vergessen, dass die deutsche Automobilindustrie in vielen Disziplinen führend ist“ – einen Audi mache viel mehr aus „als nur der Antriebsstrang“. Es gehe um das Gesamterlebnis. „Kompetenzen wie Fahrdynamik, Digitalisierung oder Sicherheit sind nach wie vor Teil des Erlebnisses Auto – etwas, das wir als deutsche Automobilindustrie, ohne arrogant klingen zu wollen, einfach können“.

Auch bei der Elektrifizierung wisse der Hersteller, „was zu tun ist: Wir entwickeln eine Batterie-Einheitszelle im Volkswagen-Konzern, haben die richtigen Plattformen und arbeiten entlang einer klaren Roadmap“. Das Alleinstellungsmerkmal mancher Wettbewerber sei damit weg, findet Wortmann. Aber im Massenmarkt werden Verbrenner und Elektroautos unweigerlich noch einige Jahre parallel laufen müssen, wie sie erklärt: Denn es sei klar, „dass wir im Zuge der Transformation unterschiedliche Wendepunkte in den Weltregionen sehen werden. So gelingt der Umstieg auf Elektromobilität in Norwegen sicher schneller als etwa in Indien“. Das Wichtigste für Audi sei, zumindest „die Handlungsfähigkeit zu haben, früh komplett umstellen zu können. Und die haben wir!“, sagt Wortmann selbstbewusst.

Allein mit einem optisch herausragenden und exklusiven Brand Shaper wie unserem Audi e-tron GT im Geschäft zu sein“, sei jedoch nicht zielführend. Auch als Premium-Marke wolle Audi ihre Fahrzeuge „einem breiteren Publikum anbieten – beispielsweise unseren neuen elektrischen Kompakt-SUV Audi Q4 e-tron“, das mit seinen bis zu 520 Kilometern Reichweiteein absolut alltagstaugliches Erstauto für die Familie“ sei, das im Premium-Segment „zu einem attraktiven Preis“ starte. Innerhalb des Volkswagen-Konzerns sei „Elektromobilität für jedermann erreichbar“, und in jeder Preisklasse verfügbar: „Von der Einstiegsmarke bis hin zum Top-Level ist alles dabei“.

Es gibt „keine Alternative“ zu Elektroautos

Eine kritische Frage zur Nachhaltigkeit von E-Autos kontert Wortmann: „Wenn die Zukunft nicht elektrisch ist, dann werden wir den Klimawandel nicht beherrschen“, sagt sie. Man müsse aber „bei so einer grundlegenden Veränderung schon berücksichtigen“, das nicht alles von Tag eins an „perfekt funktionieren“ könne. Wichtig sei, „dass man weiß, was man zu tun hat und den Weg dahin beschreibt“. Das Thema Nachhaltigkeit müsse „von drei Seiten aus betrachtet werden: ökonomisch, ökologisch und sozial“. Es helfe nicht, nur eine dieser drei Perspektiven zu bedienen. „Diese gesamtgesellschaftliche Verantwortung müssen wir wirklich ernst nehmen“, sagt Wortmann.

Natürlich gebe es in dieser Hinsicht noch einiges zu tun: „Wir arbeiten daran, dass wir Batterien anders zusammensetzen, dass wir andere Inhaltsstoffe finden, damit wir noch sorgfältiger mit den Rohstoffen umgehen“, so die Managerin. Audi arbeite „wirklich an allen Ecken daran, das so gut wie möglich zu machen“, versichert sie. Die Elektromobilität sei der richtige und einzige Weg, es gebe „keine Alternative“.

Auch die Brennstoffzelle sei im Pkw-Bereich nicht nachhaltig: „Wasserstoff macht in der Individualmobilität keinen Sinn“, so Wortmann. „Die Energieeffizienz, der Wirkungsgrad – es gibt gar nicht genügend grünen Strom, das alles wirklich grün zu produzieren“, sagt sie. Im Schwerlastverkehr hingegen, „wo der elektrische Antrieb aus physikalischen Gründen nicht die Alternative sein kann“, könne „regenerativer Wasserstoff einen sinnvollen Beitrag leisten, aber nicht beim Pkw“.

Deswegen plädiert Wortmann „auch für Technologieklarheit statt Technologieoffenheit“. Es brauche „einen klaren Fokus, um die Elektromobilität weiter erfolgreich auszubauen“.

Quelle: GQ – Hildegard Wortmann im Interview: “Elektromobilität darf kein Luxusgut sein”

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Teslabix:

Bei den Benzinpreisen macht es keinen Sinn Verbrenner zu fahren. Steigen wir also wieder in die Pferdekutsche ein Obwohl, bei den Pferdefutterpreisen… doch lieber zu Fuß gehen.. Mist die Schuhpreise… Bleiben wir also Zuhause:-)

Franz Karl:

So ein geschwurbel
Nach über130 audi Fahrzeugen muss man sich wohl woanders umschauen.
Diese klimsweltrettungsgefasel ist ja unerträglich und hat mit der hohen Kompetenz des Unternehmens im Fahrzeugbau Null zu tun. Nur noch traurig

Muster:

So eine Lüge, liebe Automobilhersteller, fangt ihr jetzt auch noch an uns Deutsche zu verblödeln?
Mit den Strompreisen macht das keinen Sinn ein E Auto mit mehr als 100 PS zu fahren und das ist nur als Kurzstreckensemmel interessant. Ein Auto mit ein paar hundert PS ist Volksverdummung und rausgeschmissene Subventionen die uns kleine alle nur noch mehr schaden. Wacht auf Leute, wo soll das noch hin führen….

panib:

Wer spricht von ‚vorschreiben lassen‘? Allemal wenn die Natrium-Ionen Akkus erstmal auf dem Markt sind, wird Dein ‚mündiger Bürger‘ ganz schnell freiwillig umsteigen. Einmal E-Auto fahren und sehr viele von uns werden sich fragen, was sie eigentlich in der Vergangenheit für Autos gefahren haben.

panib:

Damit wird die Aussage aber nicht weniger richtig.

Nik:

Nice, das Audi voll auf e umschwenkt

aber hoffentlich ist das Konzept von Ressource Verschwendung als Statussymbol bald immer mehr auf dem Rückzug :-)

zumindest die städtische Bevölkerung wird sich hoffentlich immer mehr andere – weniger umweltschädliche – Spielzeuge suchen, in denen keine tonnenschweren Batterien verbaut sind, die dann nur für zwei Urlaubsfahrten im Jahr zum Einsatz kommen :-)

Spendier:

Das wichtigste ist das es viele Anbieter auf dem Sektor neuer Mobilitäts Wege gibt. Mobilität sollte für alle erschwinglich sein und unsere Recorcen nicht verschwenden. Wenn aber durch Produktion von E Autos Landstriche verwüstet und Menschen sterben und durch Giftige Abfälle der Endprodukte der Planet vergiftet wird, ist das nur eine Verlagerung des Mordes von Verbrennetmotoren zur Geburt der nächsten Generation von Planeten Giften. Wer wird den Restmüll der Elektro Abfälle entsorgen? Was wird das den nächsten Generationen kosten an Gesundheit und Zukunft,?

Sven:

Luxus ist künftig in Verantwortung für andere zu handeln und zu leben. Nur genau das kann ich bei den Audi Hyper Cars der guten Frau Hildegard nun wirklich nicht erkennen. Audi hätte die Chance, ähnlich wie Volvo, durch einen geschickten Selbstverzicht luxuriöse aber verantwortungsvolle Autos auf den Markt zu bringen. Doch letztlich machen sie genau dass, wovor Frau Hildegard warnt: Sie bauen wieder ein Bestzeiten Auto nach dem anderen, für eine Welt voller Staus und Tempolimits. Würde man in der Performance abspecken, könnte man auch die Komponenten kleiner dimensionieren und sich der Reichweite und bezahlbarer widmen. So aber geht der Irrsinn weiter, nur eben elektrisch

Sven:

Da baut eine Marke über 30 Jahren Zukunft sichere Fahrzeuge mit teurem Aluminium für langlebige Karosserien, investiert in einen Karosseriebau mit voll verzinkten Blechen und predigt die Mär vom nachhaltigen Langzeitauto. Das wäre heute im Lichte des gesamten ökologischen Fußabdrucks noch gut zu benutzen , ohne das Greta gleich heult, wenn, ja wenn, nicht dieses Ingolstädter GutMensch Unternehmen mit aller Konsequenz daran arbeitet, die „Alten“ mit immer schlechterer und teurerer Ersatzteilversorgung von der Straße zu kriegen. Schönes Beispiel: Audi A2. Wenig Verbbrauch, ordentliche Schadstoffwerte und dank Alu Karosse unkaputtbar. Was macht Audi ? Kappt die Teileversorgung. Ansätze die Alten mit Nachfertigungen wichtiger Fahrbereitschaftsteile am Leben zu halten wurden durch den Ersatz des Leiters der entsprechenden Abteilung durch einen willfährigen Menschen aus dem Contolling endgültig erstickt. Soviel zu dem elitären Anspruch von Frau Hildegard, der es eben doch nur darum geht, mit schönen Marketingworten ihre Image mäßig am Boden liegende Marke irgendwie in die Spur zu bekommen. Vielleicht sollte die Dame mal eine Probefahrt in einem der 90er Jahre Langzeitaudis machen, um sich über die Werte des Unternehmens zu informieren, statt vor unbezahlbaren Elektrotraumboliden zu posieren.

Bernd Ulmer:

Glaube nicht das der mündige Bürger bereit ist sich vorschreiben zu lassen das er in Zukunft E unterwegs sein soll. Der ganze Hype um den Klimawandel geht mir dermaßen auf die Nerven. Das Auto ist für den Klimawandel nicht verantwortlich. Vielmehr sind es Fabriken in unterentwickelten Ländern die ungefiltert den Dreck rausblasen.

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