Unter Carlos Tavares herrscht im Stellantis-Konzern bekanntlich ein hartes Spardiktat. Bisher hatten die italienischen Marken hier, zumindest nach außen hin, deutlich weniger zu leiden als Marken wie Jeep, Opel oder Citroën. Der italienische Charakter soll nicht nur durch die Wiederbelebung von Lancia erhalten bleiben. Die Alfa-Fans dürfen sich auf neue Modelle von Stelvio und Giulia freuen.
Die italienische Regierung steht wirtschaftlich vor großen Herausforderungen. Mit Argwohn blickt man daher auch nach Paris und Hoofddorp in die Konzernzentralen von Stellantis. Die dortig beschlossenen Kosten- und Effizienzmaßnahmen dürften ab diesem Jahr deutlich mehr auch die Marken Fiat, Alfa Romeo sowie Maserati treffen. Doch die Führung des niederländischen Stellantis Markenkonsortiums bekennt sich deutlich stärker zu Alfa Romeo, als man dies beispielsweise von Citroën oder Opel gesehen hat. Im nächsten Jahr kommt zunächst der neue Alfa Romeo Stelvio; 2026 folgt der ebenfalls überfällige Giulia – entwickelt in Italien und im Cassino-Werk 130 Kilometer südlich von Rom produziert.
Beide neuen Elektromodelle laufen als Wettbewerber von Audi A5 / Q5, BMW 3er / iX3 und Mercedes C-Klasse / GLC auf der neuen STLA-Large-Plattform vom Band, die insbesondere für die größeren Fahrzeuge des Konzerns gedacht ist. Die beiden Plattformen STLA Large und STLA Medium werden in Europa ausschließlich für die italienischen Modelle von Alfa Romeo und Lancia verwandt. Doch nicht allein die Plattform von Stelvio und Giulia ist neu; beide Mittelklassemodelle bekommen nicht nur das neue „Smart Cockpit“, sondern auch die Software-Architektur STLA Brain, die drahtlos (over-the-air) updatefähig ist. Die vollständige Integrierung in die Cloud entkoppelt Hardware- und Softwarezyklen voneinander – so sollen die Fahrzeuge länger zeitgemäß bleiben.
Hier hatte es bei beiden Modellen in der aktuellen Generation gehakt und sie waren nicht konkurrenzfähig gegenüber dem internationalen Premiumwettbewerb mit Marken wie Audi, BMW, Mercedes oder Volvo. Die neue Generation besteht neben den zentralen Informationen auf den digitalen Instrumenten aus einem gebogenen Infotainmentsystem und erstmals auch einen Head-up-Display nebst Nachtsichtgerät und digitalen Außenspiegeln. Neben Sprach- und Touchbedienung sollen sich die Fahrzeugfunktionen mit der neuen IT-Architektur unter anderem auch per Geste und Blicken bedienen lassen. In diesem Zusammenhang sollen ähnlich wie bei der Konkurrenz nicht nur Apps verfügbar sein, sondern auch Onlineshops und Bezahlfunktionen eingeführt werden. Das System von STLA Brain wird dabei Produkte und Lösungen von Amazon nutzen, die aktuell speziell für die Fahrzeuge von Alfa Romeo entwickelt werden.
Auf der neu entwickelten Plattform STLA Large lassen sich unterschiedliche Antriebssysteme realisieren und so wird der kommende Alfa Romeo Stelvio das erste elektrische Fahrzeugmodell, das die auf dieser Plattform die 800-Volt-Technologie nutzen wird. STLA Large ermöglicht mit variablen Radständen, Längen, Breiten und Bodenfreiheiten unterschiedliche Aufbauten und Fahrzeugkonzepte. Für die Stellantis-Crossover mit der italienischen Landesflagge wird es in D- und E-Segment erstmals Technologien wie hochautomatisiertes Fahren, eine aktive Wankstabilisierung oder Geländeerkennung geben. Die maximale Batteriekapazität von Alfa Romeo Stelvio, Giulia sowie später Modellen wie dem Lancia Gamma (2026) und Delta (2028) soll bei 118 kWh liegen und eine Ladeleistung von 4,5 kWh pro Minute ermöglichen.