Stellantis stellt mehr als 700 km Reichweite auf STLA Medium in Aussicht

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Stellantis

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Der Autokonzern Stellantis hat seine neue STLA Medium-Plattform vorgestellt – eine globale, auf rein-elektrische Fahrzeuge ausgelegte Fahrzeug-Plattform mit durchaus überzeugenden Leistungsmerkmalen wie einer Reichweite von 700 Kilometern. Genutzt werden soll sie für mehrere Fahrzeuge und Antriebskonfigurationen im C- und D-Segment – dem Herzstück des Fahrzeugmarkts. Auf dieses sind 2022 rund 35 Millionen verkaufte Fahrzeuge entfallen, fast die Hälfte der insgesamt 78,5 Millionen verkauften Fahrzeuge weltweit.

Zu dem Konzern gehören 14 bekannte internationale Marken wie Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, DS, Fiat, Jeep, Lancia, Maserati, Opel und Peugeot, um nur einige zu nennen. Derzeit bietet Stellantis im C- und D-Segment 26 Fahrzeugtypen verschiedener Marken an, die auf unterschiedlichen Plattformen beruhen. Bis zu zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr können in mehreren Werken weltweit auf der STLA Medium-Plattform gebaut werden. Noch in diesem Jahr soll die Produktion in Europa anlaufen.

Was wir heute sehen, ist das Ergebnis von mehr als zwei Jahren kompromissloser Innovation – mit dem Ziel, eine saubere, sichere und erschwingliche Mobilität zu ermöglichen, unterstützt durch Investitionen in Höhe von 30 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Software bis 2025“, sagt Carlos Tavares, CEO von Stellantis. „So arbeiten wir auf unser Ziel von Netto-Null-CO2-Emissionen bis 2038 hin.“

STLA Medium ist die erste der vier weltweiten E-Auto-Plattformen, die Stellantis an seinem EV Day 2021 angekündigt hatte. Diese sollen die Basis bilden für die künftigen Produkte des Unternehmens und seien der Schlüssel zur Umsetzung der Ziele, die Stellantis in seinem Strategieplan Dare Forward 2030 formuliert hat. Dazu gehört unter anderem bis 2030 ein Anteil von 100 Prozent batterie-elektrischen Pkw in Europa und von 50 Prozent bei Pkw und Nutzfahrzeugen in den Vereinigten Staaten. Dare Forward 2030 zielt vor allem auf die deutliche Senkung der Emissionen ab. So sollen die CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2021 halbiert und bis 2038 soll das Ziel von Netto-Null-CO2-Emissionen erreicht werden. Die verbleibenden Emissionen (im einstelligen Prozentbereich) sollen kompensiert werden.

Mehr als 700 Kilometer Reichweite sind drin

STLA Medium erziele als auf batterie-elektrische Fahrzeuge ausgelegte Plattform eine elektrische Reichweite von mehr als 700 Kilometern beim Performance-Paket, während das Standardpaket mehr als 500 Kilometer Reichweite ermögliche (gemäß WLTP-Prüfverfahren). Die Nutzenergie beträgt bis zu 98 Kilowattstunden.

STLA Medium nutze eine elektrische Architektur auf der Grundlage einer 400-Volt-Batterie mit hoher Energieeffizienz, geringer Ladedauer und umfassender Konnektivität zu einem Lade- und Service-Ökosystem. Je nach Nutzungsart soll der Verbrauch bei unter 14 kWh pro 100 Kilometern liegen. Die Batterie könne in nur 27 Minuten von 20 Prozent auf 80 Prozent geladen werden. Das entspricht 2,4 kWh pro Minute bzw. einer Ladeleistung von bis zu 150 kW.

Fahrzeuge, die auf der STLA Medium-Plattform basieren, sollen weltweit in den Verkauf gehen und wahlweise mit Front- oder Allradantrieb erhältlich sein. Dazu kommt ein zweites elektrisches Antriebsmodul (EDM) im Heck. Die Ausgangsleistung liege zwischen 160 und 285 kW. Aktuelle vergleichbare Modelle bauen auf der CMP2-Plattform für das B- und C-Segment auf, die derzeit nur 115 kW Leistung und mit einem 54 kWh großen Akku gut 400 Kilometer Reichweite bietet.

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Stellantis

Die möglichen Karosserietypen der auch Stella Medium genannten neuen Plattform umfassen Pkw, Crossover und SUV. STLA Medium ist Stellantis zufolge sehr flexibel und ermöglicht den Stellantis-Designern die Entwicklung von Fahrzeugen mit:

  • einem Radstand zwischen 2700 und 2900 Millimetern
  • einer Gesamtlänge von 4,3 bis 4,9 Metern
  • einer Bodenfreiheit von mehr als 220 Millimetern für Offroad-Tauglichkeit
  • Rädern mit bis zu 750 Millimetern Durchmesser, einem Schlüsselattribut des Plattformdesigns

Darüber hinaus legten die Entwicklungs- und Fertigungsexperten von Stellantis größten Wert auf eine möglichst effiziente Installation der modularen, einlagigen Batterie mit hoher Energiedichte. Der Platz im Fahrzeug werde optimal genutzt, der niedrige Schwerpunkt verbessert – typisch für E-Autos – Fahrverhalten und Handling. Die verschiedenen Plattformkomponenten wie Innenraumheizung/-kühlung, Lenkung, Bremsunterstützung und Antrieb seien alle auf möglichst geringen Energieverbrauch ausgelegt.

Zudem senke STLA Medium die Batteriekosten und ermögliche höhere Produktionsvolumina. Die Außenabmessungen der Batterie seien bei allen Energiespeichervarianten gleich, ebenso Halterung und Kühlung.

Zukunftssichere Plattformen

Alle vier STLA-Plattformen (Small/Medium/Large/Frame) sind auf Zukunftssicherheit ausgelegt – dazu modular und sehr flexibel bei Radstand, Breite, Überstand, Bodenfreiheit und Federung. Leistungsstärke und Leistungsmerkmale der Fahrzeuge auf Stella-Basis sollen sich mit der Implementierung der STLA Brain-Architektur sowie der STLA SmartCockpit- und der STLA AutoDrive-Plattformen zukünftig weiter verändern und verbessern – angedacht seien unter anderem Over-the-Air Updates der Software und Verbesserungen an der Hardware.

Die Flexibilität der technischen Ausstattung betrifft nicht zuletzt den Antrieb – Front-, Heck-, Allrad- und energievariabler Antrieb stehen zur Wahl. Zusätzlich werde eine Familie von drei skalierbaren EDMs (elektrischen Antriebsmodulen) angeboten.

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Die Plattformen seien bereits heute auf künftige Batteriearten, darunter Nickel- und Kobalt-freie Batterien sowie Festkörper-Batterien ausgelegt. So könne Stellantis seine Fahrzeuge auf ein ideales Verhältnis von Kosten und Leistung hin konfigurieren.

Diversen Hinweisen, Gerüchten und Mitteilungen zufolge soll die Produktion von Plattform sowie Fahrzeugen auf STLA-Medium Basis in Italien im Fiat-Werk Melfi sowie bei Opel in Eisenach starten. Als erste Modelle seien der DS 4, ein rein elektrischer Lancia, ein Nachfolger des Opel Insignia sowie ein rein elektrischer Opel Grandland geplant. Für letzteren hat Opel erst vor kurzem einen Produktionsbeginn für die zweite Jahreshälfte 2024 kommuniziert.

Quelle: Stellantis – Pressemitteilung vom 05.07.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Arko Nius:

„Kann doch eh kein Mensch 500+ Kilometer fahren…“
In meinen jüngeren Jahren bin ich 1000-1200 km pro Tag in den Urlaub gefahren, oft mit einer Tankfüllung Diesel. Da war ich in ein bis zwei Tagen am Ziel. Das scheint mir heute, 30 Jahre später, mit den E-Autos eine Utopie zu sein. Als Ü-70er fahre ich locker noch 500 km und mehr pro Tag. Ob ich ordentliche Reichweiten bei E-Autos noch erlebe?

Dodo:

Dein Landgasthof kannst anfahren, zum laden fährst halt für 10-20 min an Ladesäule. Sonst noch was?

Hans Rolfg:

So ist es.
Ich mache Pausen bei langen Autobahnfahrten nie an Raststätten oder Autohöfen. Sondern entweder an kleinen, schattigen Parkplätzen oder ich fahre von der Autobahn ab zur Mittagspause im Landgasthof paar Kilometer entfernt.
Mit Laden oder gar Schnellladen ist da jeweils nix:(

Hans-Peter Leemann:

Je grösser die Reichweite je weniger Stress, je weniger an der Säule, die Ladung reicht dann halt vielleicht einige Tage ist ja auch nicht schlecht anstatt die Säulen anfahren und unnötig zu besetzen, got it ?

panib:

Du hättest dich gefreut. Aber wer will heute so etwas noch?

Wolfbrecht Gösebert:

„Genau die Einstellung, die uns soweit gebracht hat [und] uns zeigt, was sich ändern muss!“

+1

Be my guest…:

Genau die Einstellung die uns soweit gebracht hat uns zeigt was sich ändern muss!
Zurückstecken statt Überfluss, mit Maß statt Verschwendung

brainDotExe:

Guten Argument ;)
So habe ich das gar nicht gelesen…

Dann bleibt ja doch noch Hoffnung.

Udo Repol:

Meines Wissens ist ein Insignia doch durchaus ein Pkw;)

brainDotExe:

Die möglichen Karosserietypen der auch Stella Medium genannten neuen Plattform umfassen Pkw, Crossover und SUV.

Schade, ich hätte mich auf einen elektrischen Opel Insignia (als flache Limousine) gefreut…

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