Der Automobilkonzern Stellantis hat seine neue Elektroauto-Architektur STLA Large vorgestellt. Diese soll die Basis bilden für eine breite Palette zukünftiger Fahrzeuge im D- und E-Segment für die globalen Märkte. Die Plattform ermögliche überdurchschnittlich hohe Leistungsdaten, so Stellantis in seiner Mitteilung, etwa eine Reichweite von gut 800 Kilometern sowie besonders schnelles Laden dank der Auslegungsoption auf 800 Volt.
Auf STLA Large basierende Fahrzeuge sollen künftig den Kern der Kundennachfrage in globalen Märkten abbilden und zunächst in Nordamerika bei den Marken Dodge und Jeep eingesetzt werden. Im nächsten Schritt sollen andere Marken wie Alfa Romeo, Chrysler und Maserati folgen. Zwischen 2024 und 2026 sollen acht auf der Plattform basierende Elektrofahrzeuge neu auf den Markt kommen.
Diese Elektroautos sollen ein vollständiges Spektrum von Fahrzeugtypen abdecken, von Limousinen über Crossover bis hin zu SUV. Erste markenspezifische Produktankündigungen sollen noch in diesem Jahr folgen. „Unsere Ziele für unsere STLA-Plattformen sind ehrgeizig. Genau das ist allerdings auch, was unsere Kundinnen und Kunden heute von uns brauchen“, sagte Carlos Tavares, CEO von Stellantis. Die „Flexibilität und Agilität“ dieser Plattform sei ihr Markenzeichen und werde „eine treibende Kraft für unseren Erfolg beim Übergang zur Elektromobilität in Nordamerika sein.“
STLA Large ist eine von vier globalen Elektroauto-Plattformen, die Stellantis am EV Day 2021 vorgestellt hat. Sie ist nach der für Reichweiten bis 700 km ausgelegten STLA Medium-Plattform für Kompaktwagen im vergangenen Juli die zweite, die enthüllt wird. STLA Large soll in mehreren Werken in Europa und Nordamerika installiert werden. Auf der Plattform können neben reinen Batteriefahrzeugen auch Fahrzeuge mit Hybrid- und Verbrennungsmotoren aufgebaut werden.
Die Flexibilität der Plattform ermögliche es Ingenieuren und Konstrukteuren, den Radstand, die Gesamtlänge, die Gesamtbreite und -höhe sowie die Bodenfreiheit auf das jeweilige Fahrzeug anzupassen. Um fahrzeugspezifische Leistungsziele wie Fahrverhalten, Handling und Komfort zu erreichen, können verschiedene Aufhängungsmodule und Antriebsstranghalterungen eingesetzt werden. Ingenieure können wichtige Abmessungen wie die vordere Achse zum Fuß des Fahrers, den vorderen und hinteren Überhang oder den Fahrgastraumboden anpassen, um die Fähigkeiten und die Leistung des Fahrzeugs zu optimieren.
STLA Large ermöglicht E-Autos mit mehr als 600 kW und 800 km Reichweite
Die Plattform verwende hochfeste Materialien und sei auf Gewicht und Steifigkeit optimiert, um eine optimale Leistung über das gesamte Spektrum der Fahrzeugtypen hinweg zu ermöglichen, wie Stellantis mitteilt. Komponenten innerhalb der neuen Architektur seien darauf ausgelegt, den nutzbaren Innen- und Lagerraum zu maximieren. Wichtige Komfort- und Leistungskomponenten wie das Innenraumheiz- und -kühlsystem, die Lenkung, die Bremsunterstützung und der Antrieb seien so entwickelt worden, dass der Energieverbrauch minimiert ist und die Reichweite so möglichst hoch ist.
Die Flexibilität umfasse auch die Antriebssysteme der Plattform. STLA Large ist als auf E-Autos ausgelegte Plattform mit der Option auf 400-Volt- und 800-Volt-Elektroarchitekturen konzipiert und entwickelt. Die drei-in-eins Elektroantriebsmodule (EDMs), die den Motor, den Wechselrichter und das Untersetzungsgetriebe enthalten, können unterschiedlich konfiguriert werden: mit Vorderradantrieb, Hinterradantrieb und Allradantrieb. Der Wechselrichter verwendet Siliziumkarbid-Halbleitertechnologie, um Leistungsverluste zu minimieren. Die Leistung des Antriebssystems könne während der Lebensdauer des Fahrzeugs über Over-the-Air-Softwareupdates verbessert werden.
Die STLA Large-Plattform habe Potenzial, eine besonders hohe Leistung zu liefern, die jeden der vorhandenen Dodge Hellcat-V8 übertreffen soll – sprich: Man kann für die Topmodelle der Plattform mit Leistungsdaten jenseits von 600 kW (816 PS) rechnen. Die erste Generation von Antriebskomponenten berge das Potenzial, eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h im 2-Sekunden-Bereich zu liefern.
Da es wichtig ist, die geeignete Balance zwischen Reichweite und Kosten zu finden, umfasse die Plattform zunächst Batterie-Optionen mit Kapazitäten zwischen 85 und 118 Kilowattstunden (kWh). Als anvisierte Ladeleistung gibt Stellantis 4,5 kWh pro Minute an – was hochgerechnet einer Ladeleistung von 270 kW entspricht bzw. der Fähigkeit, Energie für 100 km innerhalb von etwa fünf Minuten nachladen zu können. STLA Large ziele auf eine Gesamtreichweite von 800 km für Limousinen ab. Die Plattform sei zudem dazu entwickelt worden, um zukünftige Energiespeichertechnologien wie bidirektionales Laden (V2G) problemlos zu integrieren.
Die wichtigen Kennzahlen von „STLA Large“:
• Gesamtlängenbereich: 4,76 bis 5,17 Meter
• Gesamtbreitenbereich: 1,90 bis 2,03 Meter
• Radstandbereich: 2,87 bis 3,08 Meter
• Bodenfreiheit: 14 bis 29 Zentimeter
• Maximaler Reifendurchmesser: 32,6 Zoll (858 mm)
Die vier globalen Elektro-Plattformen von Stellantis – Small, Medium, Large und Frame – sind hinsichtlich auf die Austauschbarkeit von Batteriezellchemie, EDMs, Wechselrichtern und Softwaresteuerung für längere Lebenszyklen konzipiert und konstruiert. Die STLA Large-Plattform unterstütze auch die Elektro- und Software-definierten Fahrzeugtechnologien der nächsten Generation von Stellantis – STLA Brain, STLA SmartCockpit und STLA AutoDrive.
Stellantis investiert laut eigener Aussage in den kommenden zehn Jahren mehr als 50 Milliarden Euro in die Elektrifizierung, um bis 2030 in Europa einen Elektroauto-Verkaufsanteil von 100 Prozent zu erreichen. In den USA ist ein Verkaufsmix von 50 Prozent bei Pkw und Nutzfahrzeugen geplant. Dafür sichert sich das Unternehmen rund 400 GWh Batteriekapazität, einschließlich der Unterstützung von sechs Batteriefabriken in Nordamerika und Europa.
Stellantis plant über seine 14 Konzernmarken hinweg, in diesem Jahr 48 Elektro-Modelle auf dem Markt zu haben. Damit sieht sich das Unternehmen auf dem besten Weg, bis 2038 ein CO2-Netto-Null-Unternehmen zu werden, einschließlich aller Scopes. Die verbleibenden Emissionen im einstelligen Prozentbereich sollen kompensiert werden.
Quelle: Stellantis – Pressemitteilung vom 19.01.2024