Betrachten wir gemeinsam was es mit der European Battery Alliance auf sich hat. Dazu muss man ein wenig ausholen. Wäre Europa plötzlich vom Rest der Welt abgeschnitten, gingen uns allerhand Waren ab. Spontan denken wir vielleicht nur an exotische Lebensmittel.
Es handelt sich zum Teil aber um dringend benötigte Sachen. Es würde ein Versorgungsnotstand herrschen. Klar, dass die Zuständigkeit der Europäischen Union vorliegt und sie als solche rechtzeitig handeln muss.
[toc]
Hintergründe der European Battery Alliance: Engpässe und überhöhte Preise bei Batterien
Bei Batterien zum Beispiel sind wir heute de facto auf asiatische Lieferanten angewiesen. Es geht um die Erzeugung von Batteriezellen. Aktuell gibt es sogar Lieferengpässe aus Asien, die bereits zu höheren Preisen führten, weil die Nachfrage vergleichsweise hoch ist. Selbst beim Bestehen von Lieferverträgen werden aktuell manche europäischen Kunden nicht oder zu spät beliefert. Diese Exporte nehmen somit eine wichtige Position ein, denn die in Europa hergestellten Produkte würden nicht ausreichen, um jeden bei uns beliefern zu können.
Die Europäer sind spätestens jetzt gefordert, eine langfristig flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Das Ziel der EU ist somit der Aufbau einer eigenen, konkurrenzfähigen Produktion. Mit der European Battery Alliance handelt es sich um einen Aktionsplan der Europäischen Kommission zur Lösung der oben beschriebenen Problematik betreffend Batterien.
Standards bei Sicherheit und Umweltschutz
In Sachen Sicherheit und Umweltschutz bestehen in Asien auch ganz andere Regeln, die wir mittlerweile als ungenügend anerkennen müssen. Und wir Europäer setzten in diesem Bereich bislang ebenfalls keine wirklichen Standards. Insbesondere aufgrund des fortgeschrittenen Klimawandels muss die Europäische Kommission heute wirksame Normen betreffend Nachhaltigkeit bei der Herstellung vorgeben. Ein adäquates Regelwerk für die Europäer kann alle dem Abhilfe schaffen und zwei Fliegen mit einer Klatsche erreichen. Eine gute Sache in jeder Hinsicht.
Dabei musste sie sich freilich auch die Frage der Finanzierung dieses Mega-Projekts stellen. All diese Punkte wurden nunmehr in einem 20-seitigen Werk erarbeitet und uns vorgestellt.
European Battery Alliance: Die Vision der Grünen Batterie wird wahr
Das Unternehmen Northvolt errichtete bereits einen Standort, wo zu 100% auf erneuerbare Energien zurückgegriffen werden kann. Das alleine reicht aber nicht aus, um von einer „grünen Batterie“ sprechen zu können. Zusätzlich ist etwa die Herkunft der Rohstoffe, wie Kobalt und Lithium, wichtig. Auch hierfür wurden klare Regeln definiert. Sie betreffen nunmehr die gesamte Wertschöpfungskette.
Selbst der Umgang mit kaputten Batterien wird darin optimiert – ob Recycling oder sichere Lagerung, ohne verbindliche Normen keine entsprechende Lösung.
Selbstverständlich musste die zeitliche Komponente der Umsetzung klar definiert sein. Ansonsten wäre der Plan nicht bedeutsamer als eine bloße Absichtserklärung. Die Kommission sieht einen strikten Zeitrahmen bis zum Jahr 2023 vor.
Es besteht inzwischen eine Liste von Akteuren, welche sich daran beteiligen. Schon seit 2017 kooperieren sie zusammen, als beim dem sogenannten „Batterie-Gipfel“ in Brüssel die Diskussionen eröffnete. Um einen derartig ausgefeilten Plan überhaupt zu ermöglichen war von Anfang an ein Austausch erforderlich. Auch die Kommission brauchte den Input aus der Praxis um entsprechende Vorgaben überhaupt realistisch ausgestalten zu können. Politik und Wirtschaft sind diesbezüglich nunmehr eng verknüpft und beziehen die Wissenschaft mit ein, um die erforderlichen Innovationsschritte gewährleisten zu können.
Das Konzept ist neu und die Ansprüche sind neu, denn es bestanden schlicht keine Erfahrungswerte oder sonstige Infrastrukturen. Man musste gemeinsam das Konzept von Grunde auf erst entwerfen. So errechnete man einen gemeinsamen Bedarf an 200 Gigawattstunden der Staaten der Union im Jahr 2025. Zum heutigen Zeitpunkt ist noch nicht klar, welche Hersteller die Umsetzung durchführen werden. Dies ist der nächste Schritt.
European Battery Alliance – Wo stehen wir Europa mit Ende 2018?
Vor allem die Autohersteller und ihre Zulieferer waren am Batterie-Gipfel angesprochen. Nicht zuletzt lag es bisher in ihrer Hand, nicht schon längst aktiv geworden zu sein. Die Entstehung europäischer Zellfabriken hatte für sie bislang keine Priorität, man griff einfach auf asiatische Erzeugnisse zurück. Dabei würde dieser Markt errechnete 250 Milliarden Euro für sie hereinbringen.
Der direkte Adressat ist in diesem Fall nicht die Staatengemeinschaft als solche. Immerhin kann eine Regierung niemanden Investitionen befehlen. Nur indirekt kann der Staat Fördermittel bereitstellen und ein gutes Investitionsklima für einen Bereich schaffen. Gefragt ist aber letztlich die Industrie.
Es wird in Europa betreffend Förderungen oder sonstige Hilfestellungen allerhand Maßnahmen geben. Man wird zweckgewidmete Projekte aus der Taufe heben. Genau diese Mittel werden es sein, um Investoren anzulocken. Konkrete Zahlen von der Europäischen Kommission werden im Mai 2019 bekannt gegeben.
Zwischenruf im Herbst 2018
Im Oktober 2018 erlaubte die EU-Kommission zudem den Staaten die Gewährung von nationalen Beihilfen für die Erschaffung des europäischen Batteriemarktes. Dabei handelt es sich grundsätzlich um ein ganz heikles Thema, zumal der zwischenstaatliche Wettbewerb auf diese Weise verzerrt wird.
Es wird zusätzliche EU-Töpfe geben, die Fördermittel auszahlen. Etwa über den EU-Forschungsfonds Horizon 2020 sind Projekte geplant. Und 800 Millionen stehen für Demonstrationsanlagen bereit. Auch über die Regionalfonds wird es Maßnahmen geben. Über die Europäische Investitionsbank wird die EU außerdem Milliarden zur Kofinanzierung bereitstellen. Es sollten sich also schon heute viele Unternehmer angesprochen fühlen. Aufhorchen lässt die Mitteilung insofern, als mittlere Unternehmen noch mehr lukrieren können als große Player. Wer jetzt seine Chance erkennt, hat bessere Chancen als je zuvor.
Erste Serienproduktionen und neue Kooperationen
Northvolt wird schon 2020 mit der Serienproduktion beginnen und eigene Akku-Zellen anbieten. 2023 plant der Betrieb summenmäßig 23 GWh an Jahreskapazität bereitzustellen. Das deutsche Konsortium TerraE möchte ebenfalls Lithium-Ionen-Batteriezellen produzieren. Wurde als Projekt allerdings aufgelöst. Grund hierfür: Keiner der Beteiligten will Geld in die Hand nehmen, Terra E löst sich jetzt auf, und die beteiligten Firmen setzen ihre Hoffnung in die Politik.
Die Unternehmen Saft, Siemens, Solvay und Manz bildeten eine Kooperation. Bei Ersterem handelt es sich um einen französischen Betrieb, der bereits jetzt schon Batterien erzeugt. Solvay, ein belgisches Chemieunternehmen, kann Erfahrungswerte über polymere Materialien und Elektrolytlösungen einbringen. Manz ist ein Spezialist für Batteriezell- und Modulmontage. Siemens ist allgemein bekannt und braucht wohl nicht vorgestellt werden. Bislang einigten sie sich auf eine Zusammenarbeit für die Dauer von 7 Jahren. Jetzt wird erst einmal geforscht und entwickelt. Wenn man so weit ist und die daraus resultierenden Innovationen angeboten werden, sind Industriepartner erforderlich die sich um die Herstellung kümmern.
Saubere Energiesysteme und die neue E-Mobilität brauchen ebenso saubere Batterien – bislang der größte Nachteil bei Elektro-Autos hinsichtlich derer Öko-Bilanz. Das wird sich künftig ändern. Die jetzige Generation von Lithium-Ionen-Batterien wird abdanken müssen und durch eine neue ersetzt.
Eine Beteiligung an den Allianzen steht noch jedem potentiellen Player der Zukunft offen.
Auf der offiziellen Seite der Kommission wird in englischer Sprache eine Beschreibung der European Battery Alliance publiziert. Der eine oder andere Blick auf ihre Aktionspläne sorgt für einen fundierten Kenntnisstand betreffend zu erwartende Entwicklungen.