In einem Interview mit dem Öko Institut hat Dr. Doris Schüler einen Blick auf die bestehenden Herausforderungen in den Produktionsländern von Kobalt und Lithium geworfen. Des Weiteren hat sie auch die Entwicklungen im europäischen Markt und in der europäischen Politik betrachtet. Hierbei ist vor allem der Punkt des Batterie-Recycling und der dafür notwendigen Forschung und Entwicklung ein interessantes Thema gewesen, welches nachfolgend vertieft wird.
Zunächst einmal ist Schüler der Überzeugung, dass die „Erschließung von Lagerstätten innerhalb der Europäischen Union – insbesondere für Lithium, Kobalt, Nickel und Graphit –“ nachdrücklich unterstützt und gefördert werden sollte. Hierdurch würde man die Importabhängigkeit verringern, zudem bietet der Bergbau innerhalb der Europäischen Union den großen Vorteil, dass er verantwortungsvollen Abbaubestimmungen unterliegt.
Aus ihrer Sicht ein guter Rahmen für die Weiterentwicklung von fortschrittlichen und umweltfreundlichen Technologien zum Abbau der seltenen Rohstoffe.
Recycling vor Primärrohstoffen
Trotz der Erschließung europäischer Fördermöglichkeiten zieht Schüler es vor, dass „alle Maßnahmen, die die Nachfrage nach Primärrohstoffen für Batterien reduzieren, vorzuziehen“ sind. Denn auch aus wirtschaftlicher Sicht mildern diese etwaige Versorgungsengpässe. Dennoch ist es mit reinem Batterierecycling nicht getan.
Auch Bemühungen zum Ersatz der seltenen Rohstoffe sollten vorangetrieben werden. Gerade bei diesem Punkt kommt die Europäische Union ins Spiel, welche durch Investition in Forschungsgelder – sowohl durch die Europäische Union als auch ihrer Mitgliedstaaten – ein wichtiges Instrument zum Vorantreiben dieser Entwicklung ihr eigenen nennt.
Auf kurz- und mittelfristige Sicht wird aber vor allem die Sammlung und Verwertung von Altbatterien der gangbare Weg sein. Zu einem, um massiven Umweltproblemen vorzubeugen, zum anderen, um wichtige Rohstoffe zurückzugewinnen. Bis zum Ende der Lebensdauer von Batterien, die für das Recycling zur Verfügung stehen, vergehen momentan etwa zehn Jahre. Genau dies ist auch der Knackpunkt beim Recycling.
Denn derzeit ist es für kommerzielle Unternehmen schwierig, kurzfristig genügend Geld für Forschung und Entwicklung für das Recycling auszugeben. Hier möchte ich nur kurz auf Jaguar verweisen, welche selbst auf Second-Life-Strategie und Recycling bei E-Autobatterien setzen, letzteres aber noch eher unbeachtet lassen und darauf verweisen, dass noch lange Zeit ist, bis entsprechende Batterien recycelt werden müssen.
Europäische Union soll bei Forschung und Entwicklung unterstützen
Schüler sieht hier eher die Europäische Union, aber auch staatliche Institutionen in der Pflicht, diese Lücke zu schließen und in der Zwischenzeit die Forschung und Entwicklung an Universitäten und anderen Organisationen vorantreiben. So wagen beispielsweise Fraunhofer-Forscher neue Ansätze beim Batterie-Recycling, welche auf lange Sicht einen Teil zur Lösung der Recycling-Problematik beitragen könnte.
Auch bietet die Überarbeitung der europäischen Batterierichtlinie die Möglichkeit, materialspezifische Recyclingziele festzulegen. So darf man davon ausgehen, dass ein verbindliches Ziel für das Lithium-Recycling die breite Umsetzung der Lithium-Rückgewinnung stark unterstützen würde.
Des Weiteren könnte die EU daran arbeiten ein effizientes Rücknahmesystem zu etablieren, um sicherzustellen, dass es außerhalb der Europäischen Union möglichst wenig Verluste an recycelbaren Batterien gibt – ähnlich der Elektro-Altgeräte -Verordnung. Dies sollte in Zusammenarbeit mit den Batterie- und Automobilherstellern erfolgen. China beispielsweise hat bereits ein Elektrofahrzeug-Batterie-Recycling Pilotprogramm ins Leben gerufen, um den steigenden Herausforderungen auf diesem Gebiet Herr zu werden.
Quelle: Blog.Oeko.de – E-Mobilität: Der Rohstoffbedarf und seine Herausforderungen für Europa