Vor einem Jahr hatte der EU-Energiekommissar Maros Šefčovič angekündigt, ein „Batterie-Airbus“ starten zu wollen – den Aufbau eines neuen Geschäftsmodells mit einer wettbewerbsfähigen, innovativen und nachhaltigen Wertschöpfungskette in Europa zur Produktion von Elektroauto-Akkus. Der Airbus sei „jetzt gestartet und gewinnt schnell an Höhe“, so Šefčovič in einer aktuellen Rede vor der EU-Kommission.
Ziel des Projekts ist es, die Lücke zu den asiatischen Konkurrenten bei der nächsten Generation von Batterien zu schließen und die Erlöse aus ihrer Produktion sowie die Jobs soweit wie nur möglich in Europa zu halten. Die Voraussetzungen dafür seien aufgrund der „erstklassigen Bildungs- und Innovationsökosysteme, sehr starken Industrieunternehmen, die die gesamte Wertschöpfungskette abdecken, und robusten Partnerschaften zur Unterstützung der Industriepolitik“ optimal, so der EU-Energiekommissar.
Die „European Battery Alliance“, so der offizielle Name für das Akku-Airbus, ist eine Plattform, um die verschiedenen Bemühungen in Sachen Elektroauto-Batterien auf dem gesamten Kontinent zu bündeln. Dies ergab sich aus der Beobachtung, dass dies angesichts des Umfangs und der Geschwindigkeit der erforderlichen Investitionen kein Akteur allein schaffen könne.
Bereits 260 Akteure vernetzt
Die Plattform habe seit ihrer Gründung im Oktober 2017 „beeindruckende Fortschritte erzielt“, so Šefčovič. Demnach arbeiten mittlerweile gut 260 industrielle Akteure zusammen. Neue Fertigungsprojekte werden mit Pilotlinien und dem bevorstehenden Bau von Gigafactories in ganz Europa zum Leben erweckt. Zuletzt wurde im Mai ein strategischer Aktionsplan von der Europäischen Kommission verabschiedet, um die Bedürfnisse der gesamten Wertschöpfungskette abzudecken. Im Rahmen des Aktionsplans für Batterien hatte die EU auch die Bildung von inter-regionalen Partnerschaften im Rahmen einer Plattform für intelligente Spezialisierung für die industrielle Modernisierung angekündigt.
In der EU sollen nicht nur wettbewerbsfähige, sichere und hocheffiziente Batterien produziert werden – sie sollen auch nachhaltig sein und so hergestellt werden, dass sie einen geringen CO2-Fußabdruck haben, recycelbar und für den Zweitverbrauch geeignet sind. Der ethisch korrekte Abbau von Konfliktrohstoffen wie Kobalt verstehe sich von selbst.
Ab 2025 soll der europäische Batteriemarkt ein Volumen von rund 250 Milliarden Euro pro Jahr erreichen. Um diesen Markt bedienen zu können, müssen mehr als 20 Batteriefabriken in Europa gebaut werden und das damit verbundene Ökosystem erheblich gestärkt werden, so Šefčovič in seiner Rede.
Damit sich die Elektromobilität auch positiv auf andere Sektoren wie die Energiespeicherung auswirken kann, müssten die Elektroautos und ihre Batterien auch bidirektional Laden können, fordert der EU-Energiekommissar. Der Batteriemarkt sei für die Arbeitsplätze innerhalb der EU wichtig: Einer Prognose zufolge sei die Schaffung von vier bis fünf Millionen neuen Arbeitsplätzen möglich, wenn die EU in diesem Sektor die Führung übernimmt.
Quelle: EU-Kommission – Vice-President Šefčovič: Towards an Interregional Partnership on Batteries // Ecomento: EU-Kommissar: Europa braucht mehr als 20 “Gigafactories” für Elektroauto-Batteriezellen