Ende Juni 2019 hat Ford verkündet, dass man die wohl umfangreichsten Restrukturierung in der eigenen Geschichte in Europa angehen wird. Ein neues Geschäftsmodell soll her, ebenso eine frische Modellpalette. Diese setzt unter anderem auf “ein erweitertes Angebot von elektrifizierten Fahrzeugen, SUVs, aufregenden Performance-Modellen und charakterstarken Importmodellen.” Wie Stuart Rowley, Präsident, Ford of Europe, zu verstehen gab.
Ford: Nutzfahrzeuge, Personenkraftwagen und Importmodelle als künftige Geschäftsbereiche
Seit dem 01. Juli 2019 greift in Europa das neue Geschäftsmodell von Ford, dieses unterteilt sich in die Geschäftsbereiche: Nutzfahrzeuge, Personenkraftwagen und Importmodelle. Hierdurch sollen schnelle Entscheidungsprozesse, die sich am Kundenbedarf orientieren, getroffen werden können. Jeder Bereich hat eine spezifische Managementorganisation einschließlich leitender Positionen, die jeweils für das Marketing, die Produktion und Produktentwicklung verantwortlich sind.
Im Bereich der PKW wird General Manager Roelant de Waard, mit Sitz in Köln, das zukünftige Portfolio von in Europa produzierten Personenkraftwagen und SUVs gestalten. In sogenannten funktionsübergreifende Projektteams soll die Entwicklung und Produktion künftiger Fahrzeuge an Kundenbedürfnisse angepasst werden. In Köln-Merkenich wird hierzu die Entwicklung für europäische Personenkraftwagen, einschließlich batterie-elektrischer Modelle, gebündelt.
Von Interesse bei der Betrachtung der Neuausrichtung ist sicherlich auch die Sparte Importmodelle. Dieses beinhaltet ein Portfolio von Nischenprodukten einschließlich des Mustang, Explorer und ein vom Mustang inspiriertes batterie-elektrisch angetriebenes Performance-SUV, das Ende 2020 eingeführt werden wird.
Ford schafft drei neue Produktlinien bis 2024
Ford erneuert und erweitert sein Produktangebot in Europa und wird dazu mindestens drei neue Produktlinien in den nächsten fünf Jahren vorstellen sowie den Ausbau seiner SUV Palette weiterführen, einschließlich des vom Mustang inspirierten batterie-elektrisch angetriebenen Performance-SUV.
Den Focus Electric, als einziges E-Auto der Marke, gibt es schon länger nicht mehr, und auch bei seiner anstehenden Elektrifizierungs-Strategie setzt Ford zunächst vor allem auf Hybride statt auf reine Elektroautos.
Dennoch will Ford es schaffen, innerhalb der von der EU vorgegebenen Grenzwerte für CO2 zu bleiben. Ab 2021 sind nur noch 95 Gramm des klimaschädlichen Abgases bei der Neuwagenflotte erlaubt, im Fall einer Überschreitung sind Strafzahlungen fällig, die sich nach der Schwere der Überschreitung richten. Die Geldbuße beträgt 95 Euro pro Gramm CO2 über dem Grenzwert, multipliziert mit der Anzahl der verkauften Autos.
“Unsere Zukunft wurzelt in der Elektrifizierung. Wir elektrifizieren unser ganzes Portfolio, stellen allen unseren Kunden vielfältige Fahrzeugoptionen zur Wahl, die Fahrspaß und optimierten Kraftstoffverbrauch bieten sowie umweltfreundlicher sind.” – Stuart Rowley, Präsident, Ford of Europe
Kraftstoffeinsparungen und Verbesserungen in den CO2-Emissionen werden durch Verbesserungen bei den konventionellen Antrieben, einer länderspezifischen Anpassung des Fahrzeugportfolios und einem breiten Angebot an neuen Hybrid und batterie-elektrischen Antriebsoptionen erreicht.
Um dies zu erreichen wird künftig jede Ford Pkw-Modellreihe mindestens eine elektrifizierte Antriebsoption anbieten und somit eine der umfangreichsten Produktpaletten mit elektrischer Antriebsoption für europäische Kunden darstellen. Eine zukünftige Familie von batterie-elektrischen Fahrzeugen wird in Europa produziert werden.
Effizienzsteigerung in allen Bereichen
Die Grundlage von Fords neuem Geschäftsmodell für Europa ist ein breit aufgestelltes Programm zur Effizienzsteigerung das entwickelt wurde, um die neu gebildeten Geschäftsbereiche zu unterstützen.
Die Effizienz in der Produktion wird durch schon angekündigte vorgeschlagene oder bestätigte Schließungen oder Verkauf von sechs Produktions- und Komponentenwerken bis Ende nächsten Jahres verbessert:
- Vorgeschlagene Schließung des Motorenwerkes in Bridgend, Südwales
- Schließung des Ford Aquitaine Industries Getriebe Werks in Frankreich
- Schließung der Werke Naberezhnye Chelny und St. Petersburg sowie des Elabuga Motorenwerks in Russland
- Verkauf des Kechnec Getriebewerks in der Slowakei an Magna
Im Ergebnis wird die Anzahl der Ford Werke in Europa auf vorgeschlagene 18 Standorte bis Ende 2020 reduziert, von 24 Anfang 2019. In der Summe werden ungefähr 12.000 Arbeitsplätze in den Ford eigenen und Joint Venture Standorten in Europa bis Ende 2020 betroffen sein, hauptsächlich durch freiwillige Abfindungsprogramme.
“Die Trennung von Mitarbeitern und die Schließung von Werken sind die härtesten Entscheidungen, die wir treffen und in Anerkennung der Auswirkungen auf Familien und die Gesellschaft, gewähren wir Unterstützung, um diese zu mildern.” – Stuart Rowley, Präsident, Ford of Europe
Auf der anderen Seite ist man bei Ford auch bereit zu investieren. Im Januar 2018 hatten wir bereits berichtet, dass man sich 11 Milliarden Dollar Invest in 16 E-Modelle und 24 Hybrid-Fahrzeuge bis 2020 auf die Fahne schreibt. Hierbei spielt auch der chinesische Markt eine immens wichtige Rolle. Ford will bis 2025 mehr als 50 neue Modelle im weltweit größten Automarkt China einführen, darunter mindestens 15 Elektrofahrzeuge.
Des Weiteren rückt eine Allianz von VW und Ford für autonomes Fahren und Elektromobilität in greifbarer Nähe. Im Bereich des autonomen Fahrens und der Elektromobilität möchte man wohl künftig gemeinsame Sache machen.
Quelle: Ford – Pressemitteilung vom 27. Juni 2019