Im Jahr 2023 schloss der Markt für batterieelektrische Pkw in Westeuropa mit fast zwei Millionen Einheiten ab. Experten prognostizieren, dass 2024 das erste Jahr sein wird, in dem diese Marke knapp übertroffen wird. Trotz eher negativer Berichterstattung, vor allem im deutschsprachigen Raum. Geht es nach Automobil-Analyst Matthias Schmidt ist im Jahr 2024 mit einer Steigerung der Zulassungen von 0,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Damit würde der Anteil reiner E-Autos auf 17,2 Prozent des Gesamtmarktes steigen, was etwa 2,07 Millionen Einheiten entspricht.
Deutschland, bisher der größte Markt für Elektroautos in der Region, hat die staatlichen Kaufanreize gestrichen, was voraussichtlich zu einem Rückgang der Neuregistrierungen um 14 Prozent führen wird. Im Jahr 2023 wurden hier noch 451.000 Elektroautos registriert. Die Abschaffung von Subventionen für Unternehmen Ende August 2023 hat bereits zu einem Vorzieheffekt geführt, wobei die Rückkehr dieser Kunden erst für 2025 oder 2026 erwartet wird. Eben dann, wenn entsprechende Leasing-Verträge auslaufen und verlängert werden müssen.
Positiv wirkt sich eventuell kurzfristig die Erhöhung der Besteuerung mit 0,25 Prozent von E-Autos bis 70.000 Euro Kaufpreis aus. Der deutsche Bundesrat hat Mitte März das sogenannte Wachstumschancengesetz verabschiedet. Somit können nun rückwirkend zum 1. Januar 2024 gemäß §6 des EStG privat genutzte Dienst-Elektroautos mit einem Listenpreis bis zu 70.000 Euro mit dem vergünstigten Steuersatz von 0,25 Prozent beim geldwerten Vorteil berücksichtigt werden. Für teurere Fahrzeuge gilt der ebenfalls noch reduzierte Satz von 0,5 Prozent. Die Regelung gilt jedoch nur für Fahrzeuge, die nach dem 31. Dezember 2023 angeschafft wurden.
Blicken wir auf Schweden, dem fünftgrößten Markt, wo das Ende der Kaufsubventionen bereits Ende 2022 eingeleitet wurde. Dies führte jedoch zunächst im Folgejahr zu einem Anstieg der Zulassungen, da viele Autos erst 2023 auf die Straßen kamen. Für 2024 wird ein Rückgang der Neuanmeldungen um ein Viertel erwartet.
Norwegen, ein bereits recht gesättigter Markt, wo E-Autos im Bestand schon fast die Hälfe aller Fahrzeuge ausmachen, erlebte im vergangenen Jahr als einziger Markt einen Rückgang der Neuzulassungen um 24,3 Prozent. Für 2024 wird dort ebenfalls kein Wachstum erwartet, was teilweise auf ähnliche Vorzieheffekte wie in Schweden zurückzuführen ist. Hinzu kommt, dass Norwegen die Mehrwertsteuer auf Elektroautos mit einem Wert von über 500.000 NOK (ca. 42.700 Euro) wieder eingeführt hat.
Das Vereinigte Königreich hingegen könnte 2024 einen erheblichen Anstieg der Elektroautozulassungen um 40 Prozent erleben, was die Zulassungen auf 441.000 Einheiten steigen lassen könnte. Damit könnte das Land zum größten Markt für rein elektrische Autos in Europa aufsteigen. Eine neue Regelung, die vorschreibt, dass 22 Prozent aller neuen Autos emissionsfrei sein müssen, dürfte ein wichtiger Wachstumstreiber sein. Diese Regelung könnte den Herstellern Anreize bieten, ihre Preise zu senken, um den Anteil der rein elektrischen Autos zu erhöhen und Strafzahlungen zu vermeiden.
Frankreich sieht ebenfalls ein bedeutendes Wachstum voraus, da der Staat weiterhin einen Bargeldzuschuss von 4000 Euro für neue Elektroautos unter 40.000 Euro bietet. Ein Leasingprogramm für einkommensschwache Haushalte wurde jedoch wieder eingestellt, nachdem es innerhalb kurzer Zeit die Zielmarke von 50.000 Anträgen erreicht hatte.
In Belgien wird das stärkste Wachstum erwartet, mit einer Steigerung um 50 Prozent. Dies ist vor allem auf die anhaltende Unternehmensnachfrage nach Elektro- und Plug-in-Hybridautos zurückzuführen, während die steuerliche Absetzbarkeit von Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren ausläuft. Die bereits im Februar eingeordnete Vorschau auf das Jahr 2024 scheint sich zu bewahrheiten. Für die Jahre danach stimmt der Ausblick allerdings auch freudig.
Schmidt geht davon aus, nachdem 2024 die zwei Millionen Marke gerissen wurde bei einem E-Autoanteil von 17,2 Prozent an den Gesamtzulassungen, dass es danach nur noch aufwärtsgeht. Bereits 2026 soll mehr als jedes vierte Auto rein elektrisch auf die Straße kommen (26,9 Prozent). 2029 bewegt man sich dann seiner Prognose nach bereits bei 6,1 Millionen neuer E-Autos im Jahr, was einem Anteil von 44 Prozent am Gesamtabsatz entspricht. Dananch macht es einen großen Sprung nach vorn, da 2030 ein Anteil von 60 Prozent beziehungsweise 8,4 Millionen neuen E-Autos auf europäischen Straßen erwartet werden.
Quelle: Matthias Schmidt – February 2024 edition of the European Electric Car Study