Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2021 möchte die BMW Group den technologischen Wandel beschleunigen und die Transformation zur nachhaltigen Mobilität vorantreiben. Unter anderem bereitet das Unternehmen für seine Neue Klasse einen umfassenden Technologiesprung vor und zieht damit das Tempo für den Hochlauf der E-Mobilität nochmals deutlich an.
„Wir sehen 2021 als klaren Beleg, dass erfolgreiche Transformation sich auszahlt. Das starke Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres ist das Resultat unserer konsequenten Strategie – mit einem technologieoffenen Ansatz und den richtigen Produkten zur richtigen Zeit“, sagte Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG, Mitte März in München. „Wir haben die Grundlagen geschaffen, um diesen Erfolg auch in den kommenden Jahren fortzuschreiben: Mit der Neuen Klasse führen wir die nachhaltige Mobilität technologisch in eine neue Dimension. Und mit der Verlängerung des Vertrags für unser Joint-Venture BBA bis 2040 wächst die BMW Group in eine neue Größenordnung.“ Dennoch mahnt Zipse: „Die bestehenden großen Herausforderungen wie der Kampf gegen den Klimawandel und die Transformation zur nachhaltigen Mobilität müssen mit unverändert hohem Tempo angegangen werden. Gerade in Krisenzeiten dürfen wir nicht aufhören, das Richtige zu tun.“<
Mitarbeiter und Umwelt entscheidende Erfolgsfaktoren in der Transformation
Von der Transformation sollen alle Stakeholder des Unternehmen profitieren: Angesichts des technologischen Wandels und der weiteren Wachstumsperspektive plant die BMW Group in diesem Jahr einen weltweiten Stellenaufbau im Umfang von bis zu 5 Prozent der Belegschaft. Damit leiste das Unternehmen einen Beitrag zum gesellschaftlichen Wohlstand an seinen Standorten weltweit. Auch die Umwelt sei für die BMW Group ein wesentlicher Stakeholder, der vom Kurs des Unternehmens profitiert: So habe der Autokonzern 2021 nach vorläufigen Berechnungen einen EU-Flottenwert von 115,9 Gramm CO2/km erreicht und damit ihre Vorgaben von 126 Gramm CO2/km in Europa erneut deutlich übererfüllt. Zudem war 2021 das erste Jahr, in dem die gesamte Produktion der BMW Group sowie ihrer Standorte weltweit bilanziell CO2 neutral betrieben wurden.
Als erster deutscher Automobilhersteller ist das Unternehmen 2021 der sogenannten „Business Ambition for 1.5°C der Science Based Targets Initiative“ beigetreten und habe sich damit zu dem Ziel einer vollständigen Klimaneutralität über die gesamte Wertschöpfungskette bis spätestens 2050 bekannt. Um die Aspekte einer gesamthaften Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, will die BMW Group dabei den Anteil von Sekundärmaterial in ihren Fahrzeugen deutlich erhöhen. Mit dem Ansatz „Secondary First“ soll der Anteil recycelter und wiederverwendeter Materialien von im Durchschnitt knapp 30 Prozent sukzessiv auf 50 Prozent in der Neuen Klasse ausgebaut werden. So habe der BMW i Vision Circular bereits einen Ausblick gegeben, wie individuelle, nachhaltige und luxuriöse Mobilität im urbanen Umfeld im Jahr 2040 aussehen könnte: erschaffen aus 100 Prozent Sekundärmaterial sowie nachwachsenden Rohstoffen und zu 100 Prozent recyclingfähig.
Nach Mehrheit an Joint-Venture BBA: E-Angebot in China wächst
Ein zusätzlicher wichtiger Baustein für die Zukunftsausrichtung des Unternehmens ist die Verlängerung des Vertrags für das Joint-Venture BMW Brilliance Automotive (BBA) in China – verbunden mit der Übernahme der Mehrheitsanteile. Seit Februar hält die BMW Group 75 Prozent der Anteile an dem Unternehmen, das seitdem vollständig im Konzernabschluss der BMW AG konsolidiert wird. Dazu erweitert die BMW Group unter anderem ihr Angebot an vollelektrischen Fahrzeugen auf dem weltgrößten Markt für E-Mobilität und beginne. nach eigenen Angaben in diesem Jahr mit der Produktion einer vollelektrischen Variante der speziell auf China zugeschnittenen Langversion der BMW-3er-Limousine. Außerdem hat das Unternehmen bereits angekündigt, das Angebot des BMW X5 durch eine lokal in China gefertigte Variante zu erweitern.
Bestätigt durch den bisherigen Erfolg ihrer vollelektrischen Modelle erhöht die BMW Group schließlich auch beim Hochlauf der E-Mobilität ihre Ziele: Bereits in diesem Jahr wird das Unternehmen – inklusive Vorserienfahrzeuge – 15 vollelektrische Modelle in der Produktion haben, die rund 90 Prozent seiner heutigen Segmente abdecken sollen. Sie schließen neben bestehenden Modellen wie dem BMW i4, dem BMW iX und dem Mini SE auch die vier volumenstärksten Baureihen ein: die 3er- und 5er-Reihe, den X1 und den X3. Und eine besondere Rolle soll in diesem Jahr auch dem neuen 7er mit dem BMW i7 zuteil werden.
Mit der Einführung des iX und i4 hat die BMW Group auch die Digitalisierung an der Kundenschnittstelle deutlich ausgebaut. Neben der intuitiven Konfiguration für einen vereinfachten Kaufprozess können beispielsweise auf dem Heimatmarkt Deutschland heute bereits vorkonfigurierte Neufahrzeuge und junge Gebrauchte über die gesamte Modellpalette hinweg online gekauft werden. Bis 2025 plant der Konzern rund ein Viertel seiner Fahrzeuge komplett online abzusetzen. Zudem erlaube „Proactive Customer Care“ die datenbasierte Erkennung von Servicebedarfen.
Neue Klasse mit Technologiesprung: Neue Batterie-Generation und Zukunft der Konnektivität
Mit dem schnell wachsenden Angebot und der hohen Nachfrage nach den bereits verfügbaren neuen Elektromodellen geht der Konzern davon aus, den Absatz ihrer vollelektrischen Fahrzeuge rasant zu steigern: Bereits Ende 2025 will das Unternehmen mehr als zwei Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf die Straße gebracht haben. Mit dem i7 wird BMW die erste vollelektrische Luxuslimousine im Angebot haben, die gleichzeitig mit verbrennungsmotorischem sowie Plug-in-Hybrid-Antrieb erhältlich ist. Die neue Generation an Diesel- und Ottomotoren biete eine nochmals erhöhte Effizienz – zudem wurde bereits in der Entwicklung sichergestellt, dass die Motorentechnologie einen weiteren Schritt zur Reduzierung von Emissionen und damit zur weiteren Verbesserung der Luftqualität macht.
Mit der Neuen Klasse möchte die BMW Group dann ab Mitte des Jahrzehnts ihr Produktangebot neu ausrichten. Auf Basis einer kompromisslos auf elektrische Antriebe ausgerichteten Fahrzeugarchitektur (BEV-only) zeichne sich die Neue Klasse durch drei zentrale Aspekte aus: eine vollständig neu definierte IT- und Software-Architektur, eine neu entwickelte und hoch performante elektrische Antriebs- und Batteriegeneration und ein neues Niveau von Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus.
Diese neue Dimension der Produktsubstanz soll Maßstäbe bezüglich Digitalisierung und Elektrifizierung setzen, dabei die Charakteristik eines typischen BMW in die Zukunft übertragen – und somit die schnell wachsende Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen der BMW Group zusätzlich beschleunigen. Dafür setzt das Unternehmen zu einem großen Technologiesprung an: Unter anderem wird in der Neuen Klasse erstmals ein völlig neuer elektrischer Antrieb mit geringerem Verbrauch und höherer Reichweite zum Einsatz kommen. Dazu entwickelt die BMW Group aktuell eine neue Generation von Batteriezellen, die gemeinsam mit einer optimierten Zellchemie gleichzeitig zu deutlich sinkenden Kosten des E-Antriebs führen soll. Details zu dieser neuen Batterie-Technologie – bereits die sechste Generation, die von der BMW Group eigenständig entwickelt wird – plant das Unternehmen noch im Jahr 2022 bekanntzugeben. Innerhalb der nächsten 12 Monate werde die BMW Group zudem einen ersten Ausblick auf die Potenziale bezüglich Konnektivität und User Interaction geben. Ein wichtiger Meilenstein für die nächste Plattformgeneration für automatisiertes Fahren sei dabei die langfristige Kooperation mit „Qualcomm Technologies“ und „Arriver Software“. Dabei soll eine skalierbare Plattform für das automatisierte Fahren geschaffen werden, bei der die Entwicklung auf einer gemeinsamen Referenzarchitektur, gemeinsamen Sensorspezifikationen und Sicherheitsarchitektur aufbaut.
50 Prozent BEV-Anteil bereits vor 2030 denkbar
Die Neue Klasse besitzt aus Sicht der BMW Group das Potenzial, die Marktdurchdringung der E-Mobilität zusätzlich zu beschleunigen: So könnte der Anteil von 50 Prozent vollelektrisch angetriebener Fahrzeuge am weltweiten Absatz des Unternehmens bereits früher als 2030 erreicht werden. Dann könnte der jährliche Absatz vollelektrischer Fahrzeuge der BMW Group bereits oberhalb von 1,5 Millionen Einheiten liegen. Bedingung dafür sei jedoch, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur weltweit mit dem Zuwachs des Modellangebots und der steigenden Kundennachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen mithalten kann. Das Unternehmen treibe diesen Ausbau selber voran – etwa über das High-Power-Charging-Netzwerk namens Ionity. Auch eine stabile Versorgung mit Rohstoffen sei dafür entscheidend.
Unter diesen Voraussetzungen wollen die Münchener im Jahr 2030 die Marke von 10 Millionen ausgelieferten E-Fahrzeugen überschreiten. Die Marke Rolls-Royce werde dann übrigens über ein ausschließlich vollelektrisches Angebot verfügen. Noch in diesem Jahr zeige die Marke einen Ausblick auf die vollständig neue Mini-Familie: „elektrifiziertes Go-Kart-Feeling, voll digitalisiert und mit klarem Fokus auf Nachhaltigkeit sowie einen minimalen ökologischen Footprint“, heißt es in der Pressemitteilung. Unverändert geht die BMW Group davon aus, dass Anfang der 2030er Jahre nicht in allen Märkten weltweit die erforderlichen Rahmenbedingungen für einen Umstieg aller Kunden auf reine Elektromobilität gegeben sein werden. Entsprechend wird auch ein Angebot hocheffizienter konventioneller Antriebstechnologie erforderlich sein, um die Bedürfnisse der Menschen nach individueller Mobilität zu erfüllen und gleichzeitig einen Beitrag zur CO2-Reduzierung im Transportsektor zu leisten.
Wasserstoff-Brennstoffzelle als zusätzliche Säule der Antriebstechnologie
Ein zunehmender Anteil im Antriebsmix soll ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zudem durch die Wasserstoff-Brennstoffzelle abgedeckt werden. Auch hier werde die Entwicklung dieser Technologie als zusätzliche Option für nachhaltige individuelle Mobilität konsequent vorangetrieben. So soll in diesem Jahr wird erstmals der BMW iX5 Hydrogen in einer Kleinserie für Demonstrations- und Erprobungszwecke eingesetzt werden. Er wird mit einer Brennstoffzelle und einer optimierten Leistungsbatterie ausgestattet sein. Unter der Voraussetzung einer Erzeugung von Wasserstoff mithilfe von regenerativ gewonnener Energie und einer entsprechenden Infrastruktur könne diese Technologie eine Ergänzung des Antriebsportfolios darstellen und besonders die Anforderungen von Kunden erfüllen, die keinen eigenen Zugang zu elektrischer Ladeinfrastruktur haben, häufig auf Langstrecken unterwegs sind und eine hohe Flexibilität wünschen.
Die Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens sei weltweit hoch – das gelte sowohl für die Modelle mit elektrifiziertem Antrieb, als auch für solche mit konventioneller Technologie. Gleichzeitig führt die geopolitische Lage in Osteuropa zu Einschränkungen im Produktionsnetzwerk. Aufgrund der absehbaren Anpassungen in der Produktion werden die Auslieferungen auf Vorjahresniveau erwartet. Weiterhin wird von einer anhaltend hohen internationalen Nachfrage nach Halbleitern und damit einhergehend einer angespannten Versorgungssituation ausgegangen. Hier besteht wie auch schon im Jahr 2021 das Risiko von Lieferengpässen bei Halbleiter-Komponenten, die für die eigene Produktion bestimmt sind. Aktuell werde mit einer Entspannung der Situation nicht vor dem zweiten Halbjahr 2022 gerechnet.
Quelle: BMW Group – Pressemitteilung vom 16.03.2022