Wie die E-Mobilität und autonomes Fahren das Autodesign verändern werden

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Audi

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

In welche Richtung entwickelt sich das Automobildesign? Diese Frage drängt sich auf, während mehr und mehr Elektromodelle auf die Straße kommen. Die schönsten Autos, die es jemals gab, meinen die einen. Zu klassisch, klagen andere. Audi-Chefdesigner Marc Lichte hat hier eine klare Position. Gemeinsam mit seinem Team hat er sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Umbruch beschäftigt. In einem von Audi selbst veröffentlichten Interview gibt Lichte einen Ausblick, wie der technologische Wandel die Gestaltung von Audi-Modellen und auch ihren Designprozess auf den Kopf stellen wird.

Wir stehen erst am Anfang“, sagt Lichte über die neuen Möglichkeiten beim Fahrzeugdesign. Mit der Elektromobilität habe sich das Auto in seiner Konstruktion bereits grundlegend verändert. Nicht mehr der Motor bilde das visuelle Kraftzentrum, sondern der große Batterieblock im Unterboden. Hinzu kommen die Möglichkeiten der Digitalisierung und vor allem das automatisierte Fahren. „Dadurch wird sich das Automobil in den nächsten Jahren grundlegend verändern. Ein Wandel, der sich wahrscheinlich nur mit dem Epochenwechsel vergleichen lässt, den die Ablösung der Kutsche durch das Auto markierte“, erklärt Lichte.

Was das konkret für das Automobildesign bedeutet, lasse sich ganz anschaulich erklären: „Wir haben das Automobil in seinen 135 Jahren eigentlich immer von außen nach innen gestaltet“, so Lichte. Sprich: Am Anfang stand die Frage, in welchem Fahrzeugsegment sich das Modell positionieren soll und welches Aggregat es antreibt. „Auf diese Weise kamen wir zum Karosseriekonzept und damit zum Exterieurdesign“. Und erst wenn das alles fix war, haben sich Designer mit der Gestaltung des Innenraums beschäftigt.

Audi-Grand-Sphere-Elektroauto-Design
Audi

Und an diesem etablierten Prozess rütteln nun technologische Innovationen, nicht nur die Elektromobilität, sondern auch das autonome Fahren: „Mit dem automatisierten Fahren verändert sich ein elementarer Punkt, der bislang in allen Autos weltweit unabänderlich schien: Fahrende müssen in Zukunft nicht mehr permanent das Lenkrad in der Hand halten“, so Lichte. Und ohne aktive Fahraufgabe gewinnt die Person auf dem Fahrersitz neue Freiheiten und kann ihre Zeit selbst gestalten. „Arbeit, Unterhaltung oder Entspannung. All das ist möglich“, sagt Lichte.

Und gleichzeitig gewinnen die Designer bei Autos ohne Lenkrad und Pedalerie „auch neue Gestaltungsmöglichkeiten für das Interieur und – ganz banal – mehr Platz, ein besseres Raumgefühl“. Für die Insassen werde der Innenraum so zum persönlichen Freiraum, für Designer zum neuen gestalterischen Nukleus des Automobils. „Der Designprozess beginnt also mit der Frage, wer in einem neuen Modell Platz nehmen soll und was er dort alles machen möchte“, erklärt der Audi-Chefdesigner. „Eine Kehrtwende um 180 Grad: In Zukunft wird das Auto nicht mehr von außen nach innen gestaltet, sondern von innen nach außen.

Audi-Grand-Sphere-Elektroauto-Design
Audi

Von innen nach außen“ sei nicht nur ein Slogan, sondern ein neues Grundverständnis von individueller Mobilität. Lichte nennt ein konkretes Beispiel zur Veranschaulichung: Man stelle sich eine klassische Luxuslimousine vor – über fünf Meter lang, getönte Scheiben und schwarz lackiert. „Wo sitzen hier die Kunden? Auf dem Fahrersitz? Nein, hinten rechts im Fond, sie nutzen vielleicht das Rear-Seat-Entertainment, während Chauffeure den Wagen lenken“. Wenn nun in Zukunft die Fahraufgabe wegfällt, „wäre es für Kunden doch viel attraktiver, gleich in der ersten Reihe Platz zu nehmen in einem gemütlichen Sessel mit freier Sicht nach außen oder auf ein großes Onboard-Entertainment, wie sie es sich auch für zuhause wünschen. Das ist für mich First Class Traveling“, sagt Lichte. Die Zeit im Auto werde zur „Quality Time. Keine Displays, Knöpfe und Schalter mehr, sondern ein großzügiger Raum mit Wohlfühlatmosphäre. So etwas wie der dritte Lebensraum, neben der Wohnung und dem Arbeitsplatz“.

Einen ersten Beleg, wie so ein Auto aussehen könnte, will Audi im September auf der IAA in München liefern mit einem seriennahen Showcar, dem Audi grandsphere concept. „Der Name sagt im Grunde schon alles“, sagt Lichte verheißungsvoll.

Quelle: Audi – Pressemitteilung vom 20.07.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Mike:

Keine Ersparnis der Welt wäre es mir wert aufs selber Fahren zu verzichten.
Wo bleibt da der Fahrspaß?

Farnsworth:

Das hört sich nach Außendienstler an. Das wäre ein Job der nichts für mich wäre. Deswegen brauche ich den ganzen Schnickschnack nicht die drei Sachen, die ich dabei habe könnte ich auch wegen spontan ins Auto stellen. Ich wohne in einer Stadt. Ich nutze den ÖPNV nur nicht, weil ich mit dem Auto nicht mal halb so lange brauche. Der nächste autonome Wagen wäre garantiert innerhalb weniger Minuten verfügbar.

Farnsworth

Dagobert:

Ich sehne mich einer Zukunft entgegen in der ich dank Level 5 autonomen Fahren nichts mehr mit dem eigentlichen Fahren am Hut haben muss. Aber Ihr Konzept davon, wäre nichts für mich. Auch wenn ich den Gedanken dahinter anerkenne, möchte ich mein „Reich“.
Ich kann das Buch liegen lassen, das ich gerade während der Fahrt immer lese und meine Pantoffeln stehen lassen. Ich weiß vorher wie das Auto riecht und bin mir sicher unter dem Sitz nicht in Kaugummi zu fassen. Die Minibar ist gefüllt mit Getränken, die mir schmecken. Auch muss ich mich nicht damit rumschlagen ob das Fahrzeug jetzt 2, 10 oder 20 Minuten braucht, bis es verfügbar ist. Außerdem habe ich immer im Kofferraum einen Satz Wechselklamotten und ein Necessaire, falls in der Mittagspause vor dem nächsten Kundentermin der Döner explodiert oder ich spontan im Hotel übernachten muss.

Dagobert:

Lustig, ausgerechnet in diesem Artikel ein Design zu zeigen, das es so gar nicht hin bekommt sich von der alten Designsprache der Verbrenner zu befreien. Ich sehe einen stinknormalen Shooting Brake, inklusive Motorhaube. Das Einzige was bei diesen Ausmaßen in der Oberklasse grün ist: Das Gemüse in der Mittelkonsole.

Farnsworth:

Das gilt alles nur für die Oberklasse. Wenn Autos autonom fahren können und vom km Preis mit einem privaten PKW gleichauf sein sollten, dann werde ich keinen PKW mehr besitzen. Dann rufe ich mir einen, wenn ich einen brauche. Die Anzahl von PKW auf den Straßen wird sich dann drastisch reduzieren. Stellplätze können wegfallen. Die Cabs parken im Depot und werden dort geladen und gewartet. Je nach Uhrzeit werden mehr oder weniger unterwegs sein und auch die Preise sich dem Bedarf anpassen, wobei man zu Stoßzeiten durch Cab-Sharing wieder Geld sparen kann. Und diese Innenräume sollten funktional und robust sein. Fahrendes Wohnzimmer bleibt also nur für die Oberklasse.

Farnsworth

Alexandra:

ich will selber fahren.
keine autonomen helferlein, abs reicht vollkommen.
V2H dagegen sollte genau wie Leichtbau Standard sein.
Und wenn VW wirklich erst 2025 einen kleinen EV unterhalb des ID3 präsentiert hab ich mir einen Ford, Stellantis o.ä. gekauft

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