Die Verkäufe von Elektroautos beliefen sich 2019 weltweit auf 2,1 Millionen und übertrafen damit ein bereits rekordverdächtiges Jahr 2018. Der Bestand an Elektroautos stieg im Vergleich zu 2018 um 40% auf 7,2 Millionen. Allein in Europa wurden in 2020 727.927 Elektroautos sowie 606.466 Plug-In-Hybride zugelassen. Im Dezember 2020 war bereits jede vierte Zulassung ein Hybrid- oder Elektrofahrzeug. Dabei deutet wenig darauf hin, dass dieser Aufwärtstrend nachzulassen droht. Eine Mischung aus technologischen Fortschritten, Infrastrukturinvestitionen und politischen Zusagen lassen die Zahlen der Elektrofahrzeuge auf den Straßen steigen, und es ist noch längst kein Ende in Sicht.
Es wird geschätzt, dass die Verkäufe von Elektroautos bis 2025 11,2 Millionen erreichen könnten, gefolgt von 31,1 Millionen bis 2030. Wir gehen davon aus, dass die Prognosen Dritter die Durchdringungsraten häufig unterschätzen. In europäischen Schlüsselmärkten wie Deutschland und Großbritannien stieg die Nachfrage selbst auf dem Höhepunkt des Lockdowns im März 2020 im dreistelligen Bereich, während die Verkäufe von Verbrennungsmotoren (ICE) um 50 % einbrachen.
Es gibt mehrere Faktoren, die den Verkauf von Elektrofahrzeugen vorantreiben und damit auch die Nachfrage nach Halbleitern erhöhen werden. Der erste Faktor sind staatliche Fördermaßnahmen, die den Einsatz von Elektrofahrzeugen unterstützen. Der zweite sind die sinkenden Kosten für Batterien.
Die Europäische Union hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Millionen emissionsfreie Fahrzeuge auf ihren Straßen zu haben und betont, wie wichtig es dabei ist, in die Bereitstellung einer intelligenten Ladeinfrastruktur, wie z. B. öffentliche Ladestationen, zu investieren, um dieses Ziel zu erreichen. Die Mobilitätsstrategie der Europäischen Kommission stellt fest, dass die Hersteller bereits stark in batterieelektrische Fahrzeuge investieren und die Akzeptanz von Autos, Lieferwagen und Bussen, die in Städten eingesetzt werden, wächst. In den USA hat die Regierung von Präsident Biden ebenfalls Pläne vorgestellt, mehr als 500.000 Ladestationen zu bauen und den Fuhrpark der Regierung von etwa 650.000 Fahrzeugen durch Elektromodelle zu ersetzen.
Die wachsende Beliebtheit von Elektrofahrzeugen ist auch auf die erheblichen Verbesserungen im Bereich der Technologie zurückzuführen, die in den letzten Jahren erzielt wurden. Die International Energy Association (IEA) stellt fest, dass die Elektrofahrzeuge von heute eine um 20 % bis 100 % höhere Batterie-Energiedichte aufweisen, als im Jahr 2012, und dass die Batteriekosten seit 2010 um mehr als 85 % gesunken sind. Wir sind der Ansicht, dass Automobilhersteller batteriebetriebene Elektroautos (BEV) genauso profitabel herstellen können wie Verbrennungsmotoren, sobald die Batteriekosten einen „Tipping Point“ von 100 $/KWh erreicht haben. An diesem Punkt werden sich die aktuellen Prognosen für Elektroautos als zu pessimistisch erweisen. Es hat nur zwei Jahrzehnte gedauert, bis das Auto dem Pferd einen Anteil von 95 % abgenommen hat; wir erwarten eine ähnlich schnelle Revolution bei der Elektromobilität, die die Nachfrage nach Halbleitern deutlich erhöhen wird.
Heute ist die Lieferkette stark konsolidiert und hängt in bestimmten Schritten des Herstellungsprozesses von einer Handvoll Akteure ab. Derzeit erleben wir eine Kombination aus sich beschleunigenden strukturellen Kräften und einem schneller als erwarteten Aufschwung bei zyklischen Produkten, was aufgrund der hohen Konzentration zu einigen Engpässen führt. Diese Engpässe haben die Automobilproduktion bereits stark beeinträchtigt und haben das Weiße Haus dazu veranlasst, mögliche langfristige Lösungen zu erarbeiten.
Zum Autor: Gérard Guerdat studierte Business Management an der Universität Genf und ist seit 2020 Equity Analyst bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM). Zuvor war er bei SYZ Asset Management tätig. Lombard Odier Investment Managers (LOIM) ist der Asset-Management-Arm der Lombard Odier Gruppe. Mit mehr als 140 Investmentexperten verfügt die Gesellschaft über ein globales Geschäft mit einem Netzwerk von insgesamt 13 Büros in Europa, Asien und Nordamerika.