Lucid Air: „Bitte nennen Sie uns nicht ‚Tesla-Killer‘“

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Lucid Motors

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Mit dem Fokus auf leistungsstarke Elektrolimousinen und einem energiedichten Akkupack mit zylindrischen Zellen ist es nur allzu verlockend, eine Rivalität zwischen dem Elektroauto-Start-up Lucid Motors und dem Branchenprimus Tesla aufzubauen. Peter Rawlinson, CEO und CTO von Lucid Air, gefällt dies allerdings gar nicht: „Bitte nennen Sie uns nicht Tesla-Killer“, sagte Rawlinson, der einst selber bei Tesla gearbeitet und an der Entwicklung des Model S beteiligt war, in einem Gespräch mit dem US-Blog Ars Technica. „Die Welt ist groß genug, dass wir beide nebeneinander wachsen und gedeihen können“, erklärte er.

Mit seinem ersten Elektroauto, der Oberklasse-E-Limousine Air, ziele Lucid zudem eher auf Kundschaft der Mercedes S-Klasse und weniger auf das Model S von Tesla ab, erklärt er. Die Fabrik in Casa Grande, Arizona, sei nun „so gut wie fertiggestellt“ und könne demnächst mit der Produktion beginnen. Auch das Vertriebs- und Marketingnetzwerk werde nun aufgebaut, so der Lucid-Chef. „Das Geheimnis“ für die aufstrebende neue Marke bestehe darin, dass viele Aktivitäten „gleichzeitig chronologisch zusammenlaufen.“ Die Philosophie von Lucid sei daher, „eine hochmoderne Fabrik zu haben, die genau rechtzeitig fertig wird, damit kein Kapital nutzlos herumhängt„, sagte er. Die Produktionsprototypen des Air sollen bis Ende 2020 produziert sein, die endgültigen Kundenautos sollen Anfang 2021 folgen.

Diese Suche nach Investoren und Finanzmitteln hatte zwar den Spatenstich für die Fabrik in Arizona bis 2019 verzögert, die Konstruktionsarbeiten am Air wurden in Kalifornien allerdings ohne Unterbrechung fortgesetzt. Die Zeit habe Lucid Motors für den Feinschliff des Fahrzeugs genutzt, etwa die Steigerung der aerodynamischen Effizienz des Fahrzeugs über einen neuen Kühlergrill oder die Entwicklung des Antriebsstrangs, der im Vergleich zum ursprünglichen Prototypen „praktisch komplett neu“ sei. Zum einen werde der Air eine 900-Volt-Architektur verwenden, sogar noch 100 Volt mehr als beim Porsche Taycan. Das verbessere die Effizienz, so Rawlinson. Die 900-Volt-Architektur sei „vor allem im Hinblick auf unseren Schnelllade-Netzwerkpartner Electrify America entwickelt“ worden, erklärt Rawlinson.

Außerdem habe Lucid auf einen neuen hauseigenen Siliziumkarbid-Wechselrichter sowie, ebenfalls mit einem Plus an Effizienz, auf einen Wechsel von Induktions- zu Permanentmagnetmotoren vorne und hinten umgestellt. Die zylindrischen Lithium-Ionen-Zellen für das Batteriepaket des Air werden von LG Chem hergestellt, aber Lucid hat die Packs selbst entworfen und gebaut. Hierbei sind auch Erkenntnisse aus der Formel E in die Entwicklung eingeflossen — Lucid liefert Batterien an alle Teams der rein elektrischen Rennserie.

Quelle: Ars Technica — „Please don’t describe us as a Tesla killer“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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