Zwei von drei europäischen E-Auto-Fahrern wünschen sich mehr Ladepunkte am Arbeitsplatz

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Michael Neißendorfer
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Die Möglichkeit, Elektroautos am Arbeitsplatz zu laden, wird in den kommenden Jahren eine immer wichtigere Rolle bei der Elektrifizierung des europäischen Verkehrs spielen. Die europäischen Bürger erwarten von ihren Arbeitgebern, dass sie zur Bewältigung der Klimakrise beitragen, indem sie elektrische Firmenwagen sowie die erforderliche Ladeinfrastruktur zur Verfügung stellen.

38 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Elektroautos eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Klimakrise spielen. Da fast die Hälfte der Bürger erwägt, in naher Zukunft auf ein E-Auto umzusteigen, steigt der Druck auf Unternehmen und Arbeitgeber, elektrische Firmenwagen und eine ausreichende Ladeinfrastruktur bereitzustellen.

Derzeit laden europäische E-Auto-Fahrer am meisten zu Hause (73 Prozent) und am Arbeitsplatz (40 Prozent). Dennoch bemängeln 29 Prozent der E-Fahrer, dass es am Arbeitsplatz nicht genügend Lademöglichkeiten gäbe, 20 Prozent haben am Arbeitsplatz überhaupt keinen Zugang zu Ladestationen. 20 Prozent der E-Fahrer wünschen sich für die Zukunft zudem mehr Schnellladestationen an ihrem Arbeitsplatz.

Dies sind einige der Ergebnisse aus dem EVBox Mobility Monitor—dem jährlichen Marktforschungsbericht von EVBox, der zusammen mit Ipsos durchgeführt wurde und sich mit der Nutzung von Elektroautos und Hindernissen dafür beschäftigt. Teilgenommen haben an der Studie 3600 Bürger aus sechs Ländern: Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Norwegen und Großbritannien.

Der Bericht zeigt, dass nur einer von fünf der befragten Berufstätigen in Europa in einem Unternehmen arbeitet, das Elektroautos als Leasingoption anbietet. Großbritannien hat den größten Anteil an Unternehmen, die E-Autos in ihrem Geschäftsplan anbieten (27 Prozent) – während Deutschland (19 Prozent) im Mittelfeld vor Frankreich (16 Prozent), den Niederlanden (17 Prozent) und Belgien (18 Prozent) liegt. In Deutschland wünschen sich 48 Prozent der Bürger, die gerne elektrisch fahren möchten, dass ihre Arbeitgeber Elektroautos als Firmenwagen anbieten. Noch auffälliger ist dies in Belgien (55 Prozent), den Niederlanden und Großbritannien (52 Prozent).

Europäische Bürger erwarten von Unternehmen nachhaltiges Denken und Handeln

Europäische Bürger erwarten von den Regierungen, sich auf eine Politik zu konzentrieren, die für die Interessen unseres Planeten kämpft – aber es gibt auch steigende Erwartungen an Unternehmen, dieselbe Denkweise anzunehmen. Die Erwartungen der Verbraucher an Unternehmen sind höher denn je. Sie erwarten von ihnen, Schritte zu unternehmen, um Umweltfragen anzugehen, wobei die Nutzung von Elektromobilität eine Schlüsselrolle spielt.

„Von Elektromobilität im Unternehmen profitieren Mitarbeiter, die Gesellschaft und unser Planet. Diese Studie bestätigt, dass es einen wachsenden Druck auf Unternehmen gibt und diese jetzt die Chance haben, mit gutem Beispiel voranzugehen, indem sie ihre Flotten elektrifizieren und ihre Mitarbeiter zur Nutzung von Elektroautos ermutigen. Die Bereitstellung von Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz ist ein entscheidender Faktor zur Beschleunigung der Einführung von Elektromobilität in Europa. Es ist ermutigend zu sehen, dass in Deutschland und in vielen weiteren Ländern mehr Anreize sowohl für E-Fahrer als auch für Unternehmen gesetzt werden. Das wird dazu beitragen, dass nachhaltiger Transport auf dem gesamten Kontinent Realität wird.“ – Hermann Winkler, Regional Director DACH bei EVBox

Ungefähr zwei von fünf europäischen Bürgern arbeiten für ein Unternehmen, das bereits eine nachhaltige Vision verfolgt. Während die Niederlande mit 42 Prozent und Norwegen mit 41 Prozent zu den Spitzenreitern gehören, befindet sich Deutschland auf dem vorletzten Platz (32 Prozent), knapp vor Frankreich (31 Prozent).

Anders verhält es sich bei folgendem Punkt: der Meinung der Bürger, dass Regierungen in der Corona-Krise nur Unternehmen finanziell unterstützen sollten, die nachweislich Maßnahmen ergreifen, um ihre Umweltbelastung deutlich zu reduzieren. Mit 44 Prozent starker Zustimmung befindet sich Deutschland hier auf dem zweiten Platz kurz hinter Frankreich (46 Prozent). Deshalb ist es ratsam, dass Unternehmen anfangen, genauso umweltbewusst zu denken wie ihre Mitarbeiter und Kunden.

Elektrifizierung von Firmenwagen und Flotten immer wichtiger und attraktiver

Die Elektrifizierung von Firmenwagen und Flotten wird v.a. durch nationale politische Maßnahmen gefördert, dabei spielen finanzielle Anreize eine entscheidende Rolle. Regierungen in ganz Europa beginnen damit, neue Benzin- und Dieselfahrzeuge zu verbieten. Dies wird in Großbritannien ab 2030 der Fall sein – Belgien plant ebenfalls ein Verbot für neue Firmenwagen mit Verbrennungsmotoren ab 2026, in Frankreich wird es bis 2040 ein Verbot für den Verkauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen geben.

Derzeit wird in Deutschland die private Nutzung eines vollelektrischen Firmenwagens mit einem Listenpreis unter 60.000 Euro mit nur 0,25 Prozent des Listenpreises pro Monat besteuert. Bei einem Listenpreis über 60.000 Euro oder einem Hybrid-Firmenwagen beträgt die Steuer 0,5 Prozent des Listenpreises pro Monat. Im Vergleich dazu werden Firmenwagen mit Verbrennungsmotoren mit 1 Prozent besteuert.

In vielen anderen europäischen Ländern können Unternehmen und öffentliche Einrichtungen Zuschüsse beantragen, die einen bestimmten Prozentsatz der Kosten für die Ladestationen abdecken. In Deutschland können Unternehmen Zuschüsse von bis zu 3000 Euro pro AC-Ladestation und bis zu 30.000 Euro pro DC-Schnellladestation beantragen, wenn diese für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Quelle: EVBox – Pressemitteilung vom 26.01.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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