Mercedes-Chefs: „Wir wahren die Tradition, egal welcher Antrieb im Fahrzeug steckt“

Mercedes-Chefs: „Wir wahren die Tradition, egal welcher Antrieb im Fahrzeug steckt“
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Mercedes-Benz

Benny Weisenfels
Benny Weisenfels
  —  Lesedauer 5 min

Nach der Markteinführung in den USA ist das erste rein elektrische Modell von Maybach jetzt auch in Deutschland bestellbar. Das pompöse EQS-SUV treibt elektrischen Luxus auf die Spitze wie kaum ein anderes Elektroauto. Zugleich markiert der Newcomer eindrucksvoll die neueste Umsetzung einer Strategie, die Mercedes-Vorstandschef Ola Källenius bereits vor Jahren verfolgte: „Was schon immer der Kern unserer Marke war, ist nun auch der Kern unserer Strategie: das Luxussegment. Darauf richten wir unser Geschäftsmodell und Produktportfolio künftig noch konsequenter aus, um so das volle Potenzial von Mercedes-Benz selbst in einem herausfordernden Umfeld zu entfalten. Im Mittelpunkt steht dabei der Anspruch, die begehrenswertesten Autos der Welt zu bauen“, hieß es 2022.

In einem Interview mit dem Manager Magazin spricht Källenius über jene Ausrichtung. Mercedes investiere erhebliche Summen in Forschung und Entwicklung, „denn Technologie vom Feinsten ist Grundvoraussetzung, wenn wir Luxus anbieten wollen“, erklärt der CEO. Er unterstreicht die Notwendigkeit, die Erfindungen der Gründerväter immer wieder neu zu interpretieren und zu verbessern. Mercedes-Benz repräsentiere die Kombination aus „innovativer Technologie und zeitloser Eleganz, ikonischem Design und Sicherheit“. Trotzdem seien die Stuttgarter nicht nur ein Autohersteller, sondern immer auch ein Technologieunternehmen, heißt es.

Das Marktforschungsinstitut Interbrand habe den Wert von Mercedes auf mehr als 61 Milliarden Dollar geschätzt, was einem Anstieg um neun Prozent im Vergleich zu 2022 entspreche, heißt es laut Manager Magazin. Dennoch verkaufen sich die Elektroautos von Mercedes noch nicht besonders gut. Källenius gibt zu: „Bei der Elektromobilität steht die Autowelt noch ganz am Anfang, da ist alles offen.“ Und weiter: „Mercedes ist weit über 100 Jahre alt. Unsere Ingenieure haben immer durch die Windschutzscheibe geschaut und nicht in den Rückspiegel. Daraus ist eine Markentradition entstanden. Die wahren wir; egal, welcher Antrieb im Fahrzeug steckt“, geht aus dem Gespräch hervor.

Mercedes-Chefs: "Wir profitieren von zunehmender Normalisierung der Elektroautos"
AMGs erster Performance-Stromer wird auf der elektrischen Plattform AMG.EA stehen und vermutlich 2026 präsentiert. Aktuell befindet sie sich auf Wintererprobung in Nordschweden | Bild: Mercedes-Benz

AMG: „Performance und Elektromobilität sind kein Gegensatz“

Auch Aufsichtsratschef Bernd Pischetsrieder hat sich im Interview zu den Veränderungen im Automobilgeschäft geäußert. Laut ihm gibt es Kunden, die immer nach etwas komplett Neuem streben. Und die habe man mit dem Elektroauto bedient. Er ist der Ansicht, dass Mercedes von der zunehmenden Normalisierung von Elektroautos profitieren werde.

Mit AMG besitzt Mercedes eine Performancemarke, die eigentlich für Verbrennertechnologie steht. Auf die Frage, ob die drei Buchstaben länger als andere Mercedes-Modelle mit Benzinpower fahren dürfen, weicht Källenius aus: „Performance und Elektromobilität sind kein Gegensatz. Im Gegenteil, sie gehören zusammen“. Elektromotoren seigern die Leistung, wie es auch in der Formel 1 der Fall sei. Daher passe die Elektrifizierung „perfekt“ zu einer sportlichen Marke wie AMG, glaubt er. In etwa zwei Jahren möchte Mercedes ein sportliches Modell auf der rein elektrischen Performance-Plattform AMG.EA präsentieren.

Trotz des Fortschritts in der Elektromobilität werde noch einige Jahre eine Koexistenz zwischen Hybriden, Verbrennern und elektrischen Sportwagen bei AMG bestehen. „Das Fahrzeug wird ein echter AMG werden. Es bekommt eine leistungsstarke Hochvoltbatterie und einen eigenen Hightech-Elektromotor“, verrät der CEO. Dafür habe Mercedes sich am britischen Hersteller Yasa beteiligt, so dass Axialflussmotoren künftig in Berlin gebaut werden.

Mercedes-Chefs: "Wir profitieren von zunehmender Normalisierung der Elektroautos"
Der Mercedes-Maybach EQS entert den deutschen Markt und steht an der Spitze der Luxus-Elektro-SUV. Er verkörpert wie kaum ein anderes Modell die „Top-End“-Strategie der Stuttgarter | Bild: Mercedes-Benz

Ein Elektroauto muss nicht als solches identifizierbar sein

Angesichts der Tatsache, dass immer mehr neue Marken auf den europäischen Markt drängen, insbesondere chinesische Anbieter wie BYD, Nio und Leapmotor, stellt sich die Frage, wie Mercedes wettbewerbsfähig bleiben und nicht als altbacken angesehen möchte. Källenius zufolge ist es wichtig, dass ein Mercedes-Benz unverkennbar bleibt und weiterhin die charakteristische Designsprache beibehält. Letztendlich aber entscheide der Kunde, welcher Marke er vertraue. Als Beispiel erwähnt er die langjährige Historie der Unfallforschung bei Mercedes. Für ihn sei klar, in welchem Auto seine Kinder am sichersten sind.

Dazu spricht Pischetsrieder über geplante Designänderungen für elektrische Modelle bis zum Jahr 2026. Er erklärt, dass zukünftige Elektroautos nicht unbedingt sofort als solche erkennbar sein müssen, jedoch sollten Elektro- und Verbrennermodelle nicht identisch sein, da dies eine verpasste Chance darstellen würde. Der ehemalige VW-Chef führt dies auf technische Gründe zurück: Elektroantriebe benötigen weniger Platz, was den Designern mehr Freiheit bei der Gestaltung des Innenraums biete. Diese gestalterische Freiheit nutzen sie, um die Möglichkeiten neuer Architekturen voll auszuschöpfen und innovative Raumkonzepte zu entwickeln.

In Bezug auf seine Nachfolge äußert sich Pischetsrieder optimistisch und betont, dass er und sein designierter Nachfolger Martin Brudermüller bereits regelmäßig miteinander sprechen. Er gibt seiner Zuversicht Ausdruck, dass Mercedes-Benz auch in der Transformation auf seine Stärken als weltbekannte Marke und das engagiertes Team bauen kann. Das Unternehmen sei gut aufgestellt, außerdem könne man sich auf die Stärken und die Leidenschaft der Belegschaft verlassen, um erfolgreich durch die Transformation zu navigieren.

Quellen: Manager Magazin – Warum Sylvester Stallone die Mercedes-Chefs hoffen lässt / Mercedes-Benz – Offizielle Pressemitteilungen vom 21.03.2024 und 19.05.2022

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Benny Weisenfels

Benny Weisenfels

Schon als Kind hatte Benny im wahrsten Sinne des Wortes eine Schraube locker. All sein Taschengeld floss in neue Modellautos, um den Spielteppich mit schönen Flitzern zu füllen. Mit dem Erwachsenwerden wurde aus seiner Leidenschaft für Miniaturen eine Faszination für die echten Vorbilder. Heute begeistert ihn alles, was sich Auto nennen darf – egal ob Oldtimer, Sportwagen oder Elektroautos. Vor allem das lautlose Stromern hat es ihm angetan, nachdem er den ersten Tesla Roadster fahren durfte (schon ein paar Jahre her). In und nach seinem Journalismus-Studium schreibt er seit nunmehr mehr als zehn Jahren mit Leidenschaft und Erfahrung für renommierte Fachmedien und Tageszeitungen, stets mit dem Ziel, technologieoffen zu bleiben.

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