Belgien will ab 2026 nur noch reine Elektroautos als Firmenwagen zulassen

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Michael Neißendorfer
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Die neue belgische Regierung plant, die Neuanschaffung von Firmenwagen mit Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2026 zu verbieten. „Mit Verbrennungsmotor“ heißt in diesem Fall, dass auch Plug-in-Hybride von dem Verbot betroffen wären. Konkret beträfe das Verbot etwa zehn Prozent aller in Belgien zugelassenen Autos, also gut 600.000 der aktuell sechs Millionen Fahrzeuge.

Das neue Gesetz ist noch abhängig von einer Einigung der sieben Parteien, die bereits seit Mai 2019 Gespräche zur Bildung einer neuen Regierung führen. Eine Dauer, die für das Land nicht ungewöhnlich ist. Die sieben, sehr unterschiedlichen Parteien gingen mit Wahlergebnissen zwischen 16 für den Wahlsieger und sieben Prozent der Stimmen in die Gepräche. Bei den Wahlen wurden einmal mehr tiefe sprachliche und regionale Unterschiede des Landes deutlich. Neben der flämischen christdemokratischen Partei verhandeln jeweils eine liberale, sozialistische und grüne Partei aus Wallonien sowie Flandern über die Zusammensetzung der neuen Regierung.

Einigkeit hingegen scheint bei der Wahl des umweltfreundlichsten Antriebs zu herrschen, weshalb Belgien nur reine Elektroautos von dem Verbot ausnehmen will und die oft als „Mogelpackung“ verschrieenen Plug-in-Hybrid in den selben Topf wie Benziner und Diesel schmeisst. Da das Verbot allerdings nur für Neuwagen gelten soll und Autos, die bereits zugelassen sind, nicht betroffen wären, befürchten Kritiker des geplanten Gesetzes, dass Firmenwagenfahrer ihre Verbrenner überdurchschnittlich lange fahren könnten. Andere befürchten eine Art Verbrenner-Schwemme vor dem Stichtag.

In einer gemeinsamen Reaktion erklären der Verband der Automobilhersteller des Landes (Febiac), der Verband der Leasing- und Vermietungsunternehmen (Renta) und der Verband der Fahrzeugreparaturindustrie (Traxio), dass sie zwar generell eine umweltfreundlichere Flotte unterstützen. 2026 allerdings halten sie zu früh für ein solches Verbot. Traxio sprach sich für den Kompromiss aus, auch Plug-in-Hybride von dem Verbot auszunehmen.

Frank Van Gool, der Generaldirektor des belgischen Leasing- und Vermietungsverbandes Renta, ist der Meinung, dass „eine unzureichende Ladeinfrastruktur und eine begrenzte Anzahl von Elektroautos auf dem Markt“ Unternehmen und Menschen dazu motivieren könnte, ihre alten Verbrenner möglichst lange weiter zu fahren. „Das hilft der Umwelt nicht“, so Van Gool.

Bis 2026 allerdings hat Belgien noch gut fünf Jahre Zeit, um die Ladeinfrastruktur massiv auszubauen. Und die – vermeintlich, werden manche sagen – begrenzte Modellauswahl hat sich bis 2026 mit Sicherheit auch erledigt. Schließlich spricht ein Großteil aller Autohersteller davon, ab Mitte des Jahrzehnts in jedem Segment auch ein Elektroauto im Angebot haben zu wollen.

Quelle: Fleet Europe – Belgian government plans to ban non-electric company cars by 2026 // Electrive – Belgien plant nur noch E-Firmenwagen ab 2026

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Chris:

Ich verstehe nicht was die sich aufregen das die „neuen“ Verbrenner länger gefahren werden statt durch „neuere“ Verbrenner kurz darauf ersetzt zu werden, das ist doch gut für die Umwelt… Was genau das ist was „die“ angeblich wollen. Nur für den Umsatz ist das nicht so gut, solange die „alten“ Autohersteller nicht in die Pötte kommen…

Anonymous:

Ja, daran könnte sich Deutschland mit Vorsitz der EU Ratspräsidentschaft mal ein Beispiel nehmen.
Aber offensichtlich arbeiten die Lobbyisten der großen deutschen Autokonzerne sehr gut.
„Beim Diesel kommt hinten sauberere Luft raus, als vorne reingeht“
Das glaubt Herr Scheuer heute noch
Alles wird gut!

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