Der Artikel wurde ursprünglich am 14. Mai 2019 veröffentlicht, hat am 15. Mai 2019 aufgrund neuer Informationen jedoch ein Update erfahren.
Mitte/Ende April schien es bereits so, als ob VW Druck auf seine Batteriezellen-Lieferanten ausüben wolle, um diese zum Aufbau von Elektroautobatterieanlagen mit mindestens einer Gigawatt Produktionskapazität zu bewegen. Nun nimmt man es selbst in die Hand und investiert knapp eine Milliarde Euro für den Aufbau einer Batteriezellfertigung mit Partner in Niedersachsen.
VW drängt zunächst Batteriezellenlieferanten zu gemeinsamer Gigafabrik – ohne Erfolg
Bereits im Februar haben wir berichtet, dass der Wolfsburger Autokonzern gemeinsam mit dem koreanischen Zellspezialisten SK Innovation mehrere Milliarden Euro in den Bau von bis zu drei Gigafabriken in Werksnähe von VW investieren möchte. Doch damit zeigt sich LG Chem nicht einverstanden. Die Koreaner drohten damit, unter Umständen nicht mehr zu liefern, wenn VW mit SK Innovation in die Produktion einsteige. Und das möglicherweise ab sofort.
VW nimmt Batteriezellfertigung in eigene Hand
Mit der nun vorgenommen Weichenstellung des Aufsichtsrat und Vorstand der Volkswagen AG hat man nun eine wichtige Entscheidung für die Zukunft des Volkswagen Konzerns getroffen. So wird VW im Rahmen seiner Elektro-Offensive den Aufbau einer Batteriezellfertigung mit einer Partnerschaft in Europa forcieren. Geplant ist diese in Niedersachsen (Salzgitter) anzusiedeln.
“Wir streben erst mal eine Kapazität an von größer als zehn Gigawattstunden in einer ersten Ausbaustufe, und wir rechnen damit, dass wir Beschäftigung erzielen damit von circa 700 Mitarbeitern.” – Stefan Sommer, VW-Einkaufsvorstand
Hans Dieter Pötsch, Aufsirchtsratsvorsitzender bei VW, gab zu verstehen, dass man einer “wesentlichen strategischen Weichenstellungen für den Volkswagen Konzern zugestimmt” habe. So wolle man im Rahmen der umfangreichen Elektro-Offensive die Batteriekapazitäten im Rahmen von strategischen Partnerschaften absichern. Durchaus sinnvoll, führt ein Batterieengpass doch gerade zu Schwierigkeiten bei der Produktion des Audi e-tron, die Produktion des e-tron Sportback verzögert sich gar komplett.
Zudem wollen man Produktionskapazitäten in Europa ausweiten, um die eigenen Wachstumspläne zu unterstützen. “Die Fokussierung auf das Kerngeschäft ist essenziell vor dem Hintergrund einer immer komplexer werdenden Industrie und den entsprechenden Herausforderungen”, so Pötsch weiter
“Es geht darum, den Volkswagen Konzern so auszurichten, dass wir die umfassende Transformation unserer Industrie an entscheidender Stelle mitgestalten. Die heutigen Entscheidungen sind dabei wichtige Meilensteine für die Zukunft von Volkswagen.” – Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen
Auch vonseiten Bernd Osterloh, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende, wurden die Pläne positiv begrüßt: “Es handelt sich um Weichenstellungen, mit denen wir sowohl Beschäftigungssicherung als auch Wirtschaftlichkeit nachhaltig weiterentwickeln können.“
Northvolt als Partner für das Batterieprojekt benannt
Am Rande des Aktionärstreffens des VW Konzerns wurde bekannt, dass der schwedische Batteriehersteller Northvolt Partner für das Batterieprojekt in Salzgitter ist. Erst im März 2019 hatte der Konzern mitgeteilt, die Forschung zu Batteriezellen gemeinsam mit Northvolt im Rahmen eines Konsortiums voranbringen zu wollen.
Gemeinsam möchte sich das Konsortium auf die gesamte Wertschöpfungskette der Batterie konzentrieren – von Rohstoffen über die Zelltechnologie bis hin zum Recycling. Dabei sei das vorrangig erklärte Ziel ein deutlich umfassenderer Kompetenzaufbau bei der Batteriezellfertigung
Partner aus Forschung und Industrie aus sieben EU-Mitgliedsstaaten haben sich im Konsortium „European Battery Union“ zusammengetan. Die umfassenden Forschungsarbeiten reichen vom Abbau von Rohstoffen, der Erforschung von Zelltechnologie und Zellfertigungsprozessen bis hin zum Recycling.
Niedersachsen begrüßt Batteriezellenproduktion im eigenen Bundesland
Stephan Weil, Niedersachsens Ministerpräsident, sieht den Beschluss als einen “Durchbruch für die Batteriezellproduktion in Niedersachsen. Für das Autoland Nr.1 ist die Produktion von Batteriezellen zwingend notwendig. Für den Standort Salzgitter sind das positive Signale.” Weil zeigte sich zudem “sehr zuversichtlich, dass die Batteriezellproduktion in Deutschland zu wettbewerbsfähigen Bedingungen stattfinden kann.”
Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 13. Mai 2019 // Automobilwoche – VW-Batteriezellfertigung Salzgitter zunächst mit 700 Mitarbeitern // Automobilwoche – Northvolt wird Partner in VW-Zellfabrik