China first: Deutsche Zulieferer orientieren sich gen Osten

China first: Deutsche Zulieferer orientieren sich gen Osten
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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
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Nicht nur Audi als Hersteller orientiert sich auf der Suche nach neuen Komponenten nach China, auch deutsche Zulieferer setzen zunehmend Komponenten zunächst in der asiatischen Wirtschaftsmacht ein, berichtet das Handelsblatt – und nennt dieses Vorgehen „riskant„. Offenbar ist in China die Bereitschaft spürbar größer als bei den deutschen Herstellern, innovative Komponenten frühzeitig zu verwenden. „Chinesische Autohersteller sind bei einer hohen Entwicklungsgeschwindigkeit gleichzeitig extrem technologieaffin und setzen neue Technologien früher ein als andere“, zitiert das Handelsblatt ZF-Vorstand Stephan von Schuckmann.

So sei die elektronische Lenkung von ZF zuerst bei Nio eingesetzt worden, und auch die 800-Volt-Technik für höhere Ladeleistungen werde zunächst von chinesischen Herstellern eingesetzt. Nicht nur bei ZF, auch bei Bosch und Continental sei der Anteil chinesischer Kunden zuletzt deutlich gestiegen – MG, Nio und Xpeng bei Bosch und Changan bei Continental werden als Beispiele genannt.

Branche steckt in einer Zwickmühle

Riskant für die deutsche Automobilbranche, so das Handelsblatt. Denn die Folge dieser Deals sei: „Die chinesischen Anbieter bringen technologisch gleichwertige Autos auf den Markt und werden preislich deutlich günstiger sein als die deutschen Konkurrenten.“ Doch sollten sich auch die deutschen Zulieferer nicht zu abhängig vom dortigen Markt machen, schließlich wachse dort ebenfalls eine Zuliefererbranche heran. So verlockend es also scheint, die Abhängigkeit von den schwächelnden deutschen Herstellern zu verringern, so risikobehaftet sei das Geschäft mit chinesischen Herstellern.

In den vergangenen Jahren sollen die deutschen Zulieferer laut Handelsblatt zudem immer wieder wenig lukrative Geschäfte mit deutschen Herstellern eingegangen sein, weil die Alternativen fehlten. Vor allem Volkswagen sei in der Branche berühmt-berüchtigt für besonders harte Verhandlungen. Das erklärt die Verlockung für ZF, Bosch und Co., die neue Kundschaft aus China mit offenen Armen zu empfangen – es stärkt nicht zuletzt ihre Verhandlungsposition auf dem deutschen Markt.

Doch dies offenbart sich als Zwickmühle der deutschen Automobilindustrie. Denn sind die Hersteller gezwungen, wieder eher mehr an die deutschen Zulieferer zu bezahlen, so dürfte dies am Ende auch der Kunde zu spüren bekommen – und genau der wartet sehnsüchtig auf mehr erschwingliche Elektroautos. Und woher kommt da die am breitesten aufgestellte und schlagkräftigste Konkurrenz? Richtig, aus China.

Quelle: Handelsblatt – „Zulieferer setzen auf chinesische Autohersteller“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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