ADAC-Präsident: Baut mehr günstige E-Autos!

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Daniel Krenzer
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„Die hohen Strompreise machen mir Sorgen“, sagt ADAC-Präsident Christian Reinicke im Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Die Szenarien für den Hochlauf der Elektromobilität beruhten auf den günstigen Rahmenbedingungen „aus der Zeit vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine“, führt er aus. Damit büße die Elektromobilität an Anziehungskraft ein.

Ferner kritisiert Reinicke, dass die Autohersteller überwiegend große und damit teure Fahrzeuge auf den Markt brächten. „Wir brauchen Elektro-Volkswagen. E-Mobilität darf nicht wohlhabenden Eigenheimbesitzern mit einer Solaranlage und einer eigenen Wallbox zum Laden vorbehalten sein“, führte er im Gespräch mit der Augsburger Tageszeitung aus – und fordert die deutschen Hersteller dazu auf, mehr kleine und bezahlbare Elektroautos zu bauen. „Elektromobilität darf keine Frage des Geldbeutels sein. Sonst bekommen wir die Mobilitäts- und Klimawende nicht hin“, gibt er zu bedenken.

Wachsende Bedrohung aus China?

Kleinere und günstigere E-Autos kämen vor allem aus China. Dass beispielsweise Sixt große Mengen an elektrischen Fahrzeugen beim chinesischen Autobauer Build Your Dreams (BYD) kaufen will, empfinde der ADAC-Präsident für den Standort Deutschland als beunruhigend. Zudem werden neben dem Auto auch Zugreisen mit Fernzügen immer teurer. „Vor dieser Entwicklung warnen wir als ADAC. Mobilität muss bezahlbar bleiben“, sagt Reinicke.

Mit Blick auf die Politik der Ampelkoalition im Bund kritisiert Reinicke, dass mitunter die Verkehrsmittel gegeneinander ausgespielt werden würden. „Diese Diskussion bringt uns nicht weiter“, stellt er fest. Sowohl in marode Straßeninfrastruktur wie zum Beispiel in Brücken als auch in die Angebotsverbesserung auf der Schiene müsse investiert werden. Es sei aber nicht alles schlecht, was aus dem Verkehrsministerium von Minister Volker Wissing (FDP) komme. „Es gibt gute Ansätze, etwa was den dringend erforderlichen schnelleren Ausbau der Elektro-Ladeinfrastruktur betrifft“, stellt der ADAC-Präsident fest.

Verständnis für die Klimakleber

Verständnis zeigte er zudem für Klimaaktivisten, die zuletzt durch vermehrte Aktionen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. „Ich kann die Anliegen der Klimakleber verstehen. Man sollte auf junge Menschen hören, sind sie doch unsere Zukunft. Die Klimaaktivisten vertreten Ziele, hinter denen sich jeder versammeln kann“, sagt Reinicke. Allerdings bezweifelt er, dass diese die richtigen Mittel für ihren Protest auswählen: „Wir haben doch das Anliegen der Klimakleber jetzt verstanden: Sie müssen sich nicht festkleben und Kartoffelbrei auf Kunstwerke werfen.“

Im Sommer läuft der Leasing-Vertrag des Diesel-Wagens von Reinicke aus. Ein neuer Diesel kommt nicht in die Garage, für ein vollelektrisches Fahrzeug habe er sich dennoch nicht entschieden. Da er oft im Radius von 200 bis 300 Kilometern unterwegs sei, habe er sich für einen Plug-in-Hybrid entschieden, verriet er im Interview. Mit diesem werde er weiterhin meistens entspannt mit 130 Stundenkilometer und Podcast hörend unterwegs sein. Für oder gegen ein Tempolimit wollte er sich aber nicht aussprechen. „Etwa die Hälfte ist für ein Tempolimit und die andere Hälfte ist dagegen. Solange das so ist, enthalten wir uns einer Bewertung“, stellt er mit Blick auf die ADAC-Mitglieder fest.

Quelle: Augsburger Allgemeine – „ADAC-Präsident: In der Regel bin ich entspannt mit 130 unterwegs“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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