Erst vor kurzem konnten wir berichten, dass E.ON und gridX gemeinsame Sache machen, wenn es um den Vertrieb des dynamischen Lastmanagement von gridX geht. Nun gehen die beiden Partner noch einen Schritt weiter und statten das sogenannte “xHouse” mit einem intelligenten Energiemanagementsystem aus und testen unter anderem auch bidirektionales Laden von Elektrofahrzeugen. Im Rahmen des Projektes wird das Elektrofahrzeug als flexibler Stromspeicher genutzt, welches je nach Bedarf Energie mit dem Einfamilienhaus austauscht.
Ein Ansatz, welcher sich durchaus anbietet, da PKW die meiste Zeit eh stehen und somit dazu dienen können entsprechende Lastspitzen im Stromnetz auszugleichen. In diesem Zusammenhang sei der Verweis auf die Podcast-Folge „Gespräch mit Dr. Kai-Philipp Kairies, Accure Battery Intelligence ĂĽber die E-Auto-Batterie“ erlaubt. In dieser habe ich mit mit Kai-Philipp neben dem richtigen Umgang mit der Batterie beim Laden auch ĂĽber Batterie-Autos als Energiespeicher unterhalten. Dabei kam das Thema Vehicle2Grid-Ansätze auf, welches Elektroautos oder Batterien auf Räder, wie Kai-Philipp sie bezeichnet, behandelt, die als externer Speicher fĂĽr Photovoltaik-Anlagen verwendet werden. Die Forschung sei hier schon einige Schritte weiter, aber die gesetzlichen Regularien hinken hinterher. Aus seiner Sicht könne man hier frĂĽhestens in fĂĽnf Jahren praktikable Lösungen am Markt anbieten.
Elektroautos als Energiespeicher: Von der Theorie in die Praxis
E.ON und gridX betrachten das Thema von der praktischen Seite und zeigen auf wie es funktionieren kann. Im Grundsatz geht es darum, dass eine Photovoltaikanlage beispielsweise an sonnigen Tagen viel mehr Energie erzeugt, als benötigt wird. Die überschüssige Energie kann nicht immer abgenommen und nicht ausreichend gespeichert werden. Nachts oder bei schlechtem Wetter, wenn Photovoltaik keinen Strom erzeugt, kann dies zu Energieengpässen führen. Das Elektrofahrzeug kann hierbei optimal entgegenwirken. Es stellt die benötigte Energie bereit, indem es als flexibler Stromspeicher eingesetzt wird. So die Annahmen, nun gilt es diese in die Praxis zu überführen.
Im sogenannten xHouse testen die beiden Unternehmen ein Energiemanagement und bidirektionales Laden mit dem Nissan Leaf. Die Batterie des Elektroautos kann dabei über die Ladestation zu Hause, bei der Arbeit oder öffentlich geladen werden und als dezentrales Speichermedium auch wieder Energie an das Haus abgeben. Die Bewohner des Einfamilienhauses “xHouse” besitzen eine Photovoltaikanlage. Hier dient das Elektrofahrzeug somit als Zwischenspeicher für den eigenerzeugten Strom. Wenn die Sonne nicht ausreichend scheint, gibt das Fahrzeug bei Engpässen den gespeicherten Strom wieder an das Haus ab.
„Durch die Möglichkeit des bidirektionalen Ladens kann ich meinen selbst erzeugten Strom effizienter nutzen. Als Hausbesitzer sehe ich es nicht gerne, wenn ich meinen Solarstrom ins Netz einspeisen muss und die PV-Anlage auf 70% Leistung gedrosselt wird. Es ist schön zu wissen, dass ein groĂźer Anteil der Energie vorĂĽbergehend im Elektroauto gespeichert werden kann. Bidirektionales Laden ist ein echter Zugewinn! Es unterstĂĽtzt sowohl den Energiebedarf im Haus als auch die Mobiltität.“ – Karsten Sund, Bewohner des “xHouse” und Langzeitanwender
Somit zeigen gridX und E.ON auf, wie man den zunächst eher theoretischen Ansatz in die Praxis überführen kann. Elektroauto-News.net hat man weitere Informationen zur Verfügung gestellt, um das Ganze ein wenig greifbarer zu gestalten. Nachfolgend die Fakten:
Der Netzanschlusspunkt des Hauses beträgt dabei 14,5 kW. Der Nissan Leaf, der im “xHouse” im Einsatz ist, agiert mit einer DC Ladesäule, die eine Leistung von 10 kW ermöglicht, sowie drei stationäre Batteriespeicher zu je 9 kWh Kapazität. Das Elektrofahrzeug selbst hat eine Batteriekapazität von 40 kWh. Die Photovoltaikanlage, welche das Haus mit selbst erzeugten Strom versorgt, hat eine totale Größe von 5,6 kWp. Zusätzlich ist das “xHouse” mit einer Smart Building Technologie ausgestattet, die die Steuerung von Licht und Heizung ermöglicht.
Gesteuert werden die unterschiedlichen Komponenten verschiedenster Hersteller mit Hilfe der gridBox, welche die Steuerungskomponente innerhalb des Energiemanagements, intelligent verknĂĽpft. Diese ist in der Lage die verschiedenen Protokolle auszulesen und steuert den Stromverbrauch im Haus intelligent.
Energie flexibel und dezentral speichern. Ein Muss auf dem Weg zur Energiewende
„Um die Energiewende Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es intelligente und zukunftsorientierte Lösungen, um Strom aus erneuerbaren Energien effizient nutzbar zu machen. Dazu gehört auch die Möglichkeit Energie flexibel und dezentral zu speichern. Das Elektrofahrzeug bietet dafĂĽr groĂźes Potential und liefert im “xHouse” echte Potentiale fĂĽr die Bewohner.“ – Dr. Lioudmila Simon, Head Innovation Networked Mobility von E.ON Group Innovation
Wie gridX zu verstehen gibt, konnte durch das intelligente Energiemanagement im “xHouse” der Autarkiegrad des Hauses deutlich erhöht werden, was bedeutet, dass weniger Strom in das Netz eingespeist werden musste und die Batterieladung zu großen Teilen aus selbst erzeugtem Strom erfolgte. Mobilität steht dabei weiterhin im Mittelpunkt. Das intelligente Energiemanagement sorgt dafür, dass das Elektrofahrzeug nicht den kompletten Strom an das Haus abgibt und so zu jeder Zeit ausreichend Reichweite für Elektrofahrten bereit steht. Die Bewohner werden in ihrer Mobilität nicht eingeschränkt.
„Bidirektionales Laden bringt groĂźe Vorteile fĂĽr die Nutzer und die Energiewirtschaft mit sich. Die Lösung trägt einerseits dazu bei das Netz zu stabilisieren und mehr Versorgungssicherheit in eine dezentrale Energiewelt zu bringen. Andererseits erlaubt sie dem Anwender individuelle MobilitätswĂĽnsche umzusetzen und Geld zu sparen“, so Andreas Booke, Founder und Managing Director von gridX, abschlieĂźend in der Stellungnahme des Projektes.
Quelle: gridX – Pressemitteilung vom 20. November 2020