Eine aktuelle Studie der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) untersucht den Beitrag von Elektroautos zur Energiewende und potenzielle Verdienstmöglichkeiten für Fahrzeugbesitzer. Bereits in der Vergangenheit haben wir berichtet, dass Elektroautos zur Stabilisierung des Stromnetzes und somit elementar zur Energiewende beitragen können. Die THI hat sich in einer aktuellen Studie der vermehrten Nutzung von Sonnenenergie und Windkraft gewidmet, mit der ein steigender Bedarf an flexiblen Energiespeichern einhergeht.
In diesem Zusammenhang ist auch die Frage aufgekommen, ob Elektroautos mit ihren Batterien hierfür eine sinnvolle und wirtschaftliche Lösung? Und unter welchen Voraussetzungen ist eine Umsetzung möglich? Dominik Storch, Absolvent des Masterstudiengangs Automotive & Mobility Management an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), ist dieser Fragestellung im Rahmen seiner Abschlussarbeit nachgegangen. Betreut wurde er dabei von Prof. Dr. Thomas Becker, Professor für Digital Automotive Management an der THI Business School. Nachfolgend ein Einblick in die Studie.
In seiner Masterarbeit untersuchte Storch das Potenzial des sogenannten bidirektionalen Ladens, das es Elektrofahrzeugen ermöglicht, elektrische Energie nicht nur aus dem öffentlichen Stromnetz zu entnehmen, sondern auch wieder zurück ins öffentliche Stromnetz zu speisen (Vehicle to Grid: vom Fahrzeug zum Netz). Erst im März gab VW-Chefstratege Michael Jost zu verstehen, dass sich VW ebenfalls Gedanken zu diesem Thema macht. So könnten die Batterien von Elektroautos zur Stabilisierung des Energienetzes genutzt werden, indem die Batterie in Zeiten des Überangebots aufgeladen und der Strom zu Zeiten, in denen die Versorgung mit Strom aus Wind- und Sonnenenergie gering ist, wieder an das Netz verkauft wird, so Jost.
Storch geht für seine Studie von folgender Ausgangslage für die Studie aus: Bis 2030 werden bis zu zehn Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen prognostiziert. Durchschnittlich wird ein Fahrzeug nur eine Stunde am Tag genutzt. Unter der Annahme, dass über die restlichen 23 Stunden zehn Prozent der verfügbaren Batteriekapazität für Netzspeicherdienste verwendet werden, wäre die zusätzlich resultierende Speicherkapazität gemäß den Berechnungen von Storch in der Lage, theoretisch rund 135.000 Vier-Personen-Haushalte für einen Monat mit Strom zu versorgen.
Aktuell sei eine großflächige Umsetzung aufgrund technischer und regulatorischer Barrieren noch nicht möglich, so die Erkenntnis von Storch. Denn sowohl Elektrofahrzeuge als auch Ladestationen müssten zunächst bidirektionales Laden beherrschen, um Gleichstrom in Wechselstrom zu wandeln (und umgekehrt). Des Weiteren gilt es darauf hinzuweisen, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz Elektroautos noch nicht als mobile Stromspeicher berücksichtigt. Die aktuelle Konsequenz für den Fahrzeugbesitzer, so Storch, wäre unter Umständen eine mögliche Doppelbesteuerung der bezogenen und abgeführten Energie.
Mit zunehmender Marktdurchdringung der E-Fahrzeuge, so die Analyse, werden sich auch die Investitionen in die Infrastruktur reduzieren. So sei es perspektivisch durchaus realistisch, dass Besitzer mit ihrem eigenen Auto Geld verdienen – siehe hierzu BMW i3: Stromnetz stabilisieren und Geld verdienen. Die Einnahmen seien je nach Vertragsform unterschiedlich, ein jährlicher Gewinn im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich ist gemäß Storchs Berechnungen machbar.
Quelle: Technischen Hochschule Ingolstadt – Per Mail