In der Interviewreihe „Perspektive Nachhaltigkeit“ erzählen Porsche-Mitarbeiter von ihren fachspezifischen Themengebieten. In Teil 7 der Serie berichtet Uwe Brettel, Referent Sonderaufgaben und Business Development bei Porsche Motorsport, aus dem Entwicklungszentrum des Herstellers in Weissach davon, wie er und sein Team die Weichen für eine möglichst ressourcenschonende Entwicklung des Motorsports stellen möchten.
Brettel, seit gut 30 Jahren in verschiedensten Funktionen bei Porsche Motorsport beschäftigt, sagt, dass für ihn Rennsport und Nachhaltigkeit „keinen Gegensatz“ darstellen. Sport, auch Motorsport „sollte immer ein integraler Bestandteil der Gesellschaft und kein reiner Selbstzweck sein“. Der immer „schlechter werdende Zustand unseres Ökosystems, bereits gut sichtbar im menschengemachten Klimawandel“, erfordere aber „ein konsequentes Umdenken“. Im Fokus auf mehr Nachhaltigkeit liege für den Porsche Motorsport auch eine Chance: „Durch die Entwicklung innovativer, technischer und organisatorischer Lösungen können wir einen wesentlichen Beitrag leisten“.
Der Ansatz von Porsche sei abteilungsübergreifend, um umfasse die Fachbereiche Umwelt- und Energiemanagement, strategisches Nachhaltigkeitsmanagement, Serienfahrzeugentwicklung und viele andere; mit dem Ziel, die Umweltauswirkungen des Motorsports zu reduzieren. Im Vordergrund stehe, „klimawirksame Emissionen, Energie, Schadstoffe, Abfall oder den Wasserverbrauch sukzessive zu reduzieren“, so Brettel. Sein Team „möchte die gesamte Porsche Motorsport Wertschöpfungskette ins Blickfeld rücken“ und habe drei Handlungsfelder identifiziert: „Erstens die Infrastruktur des Rennsports, zweitens die eigentlichen Rennfahrzeuge und drittens die Motorsportveranstaltungen, wie beispielsweise den ‚Porsche Mobil 1 Supercup‘ oder die Formel E“.
Eine der ersten Maßnahmen sei die Optimierung des Motorsportzentrums im Entwicklungszentrum Weissach gewesen: „Wir konnten hier die Energieeffizienz steigern und werden als nächstes unsere Abfallströme reduzieren“, so Brettel. In diesem ersten Schritt gehe es um „schnell umsetzbare Maßnahmen“, etwa die energetische Optimierung. „Durch verändertes Nutzverhalten, die Anpassung der Steuerung gebäudetechnischer Anlagen und das Senken von Raumtemperaturen konnten wir bereits viel erreichen“, sagt er.
Vor Ort bei den Rennen habe der Sportwagenhersteller im ‚Porsche Mobil 1 Supercup‘ „zunächst verbindliche und damit sanktionierbare Umweltanforderungen in das Regelwerk der Veranstaltung aufgenommen“. Zudem gebe es zum Beispiel Trinkwasserbrunnen, um Plastikflaschen zu vermeiden, sowie „spezielle Behälter für potenzielle Gefahrstoffe, damit Materialen wie etwa Kraftstoffe unter keinen Umständen die Umwelt schädigen können“. Die Umsetzung und Wirksamkeit der Maßnahmen werde vor Ort durch einen sogenannten Environmental Officer überprüft.
Auch die Rennfahrzeuge selbst sollen nachhaltiger werden, mit dem vollelektrischen GT4 e-Performance hat Porsche bereits einen Rennsport-Prototypen entwickelt. Dieser reise aktuell im Rahmen einer Performance Tour um die Welt „und soll einen Impuls geben, Rennsport ressourcenschonender zu denken“, sagt Brettel.
Parallel dazu arbeite Porsche an vielen weiteren Themenfeldern „wie der Ladeinfrastruktur oder der CO2-reduzierten Logistik“. Auch die Formel E sei hierbei „wegweisend“, so Brettel: „Dort werden CO2-Emmissionen systematisch erfasst, für jede Veranstaltung wird ein eigener Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt und bei der Logistik müssen alle Teilnehmenden Gewichts- und Volumenbegrenzungen einhalten“.
Ganz nach dem Motto: Vom Rennsport in die Serie könne sich Motorsport „zum Innovationsmotor und zur treibenden Kraft für technische und nachhaltige Lösungen entwickeln“, ist Brettel überzeugt. Bei den Rennfahrzeugen etwa gebe es „Einsparungspotenziale, wenn innovative Werkstoffe im Karosseriebereich verwendet werden“, zum Beispiel „Biofaser, also nachwachsende Rohstoffe wie Flachs, oder recyceltes Carbon in Kombination mit nachhaltigen Harzsystemen“. Auch spezielle Reifen mit einem hohen Anteil nachhaltiger Materialien seien möglich, wofür man bereits mit Zulieferern im Gespräch sei. Zudem sehe Porsche Potenzial für einen verstärkten Einsatz von E-Fuels sowie in der Elektrifizierung von weiteren Teilbereichen der Rennfahrzeuge und Rennserien.
Abschließend zeigt sich Brettel „überzeugt, dass im Kundensportsegment, insbesondere bei Sprintrennen mit 25 bis 30 Minuten Renndauer, spannender Rennsport künftig auch elektrisch und noch dazu unter Einsatz von erneuerbaren Energien stattfinden kann“.
Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 05.10.2023