Anteil erneuerbarer Energien im ersten Quartal bei 56 Prozent

Cover Image for Anteil erneuerbarer Energien im ersten Quartal bei 56 Prozent
Copyright ©

Shutterstock / 530610787

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min  —  0 Kommentare

Je grüner der Strom in unseren Netzen, desto klimafreundlicher sind Elektroautos unterwegs. Und der Anteil an Ökostrom in deutschen Netzen hat im ersten Quartal des Jahres einmal mehr deutlich zugelegt: Erneuerbare Energien deckten im ersten Quartal 2024 rund 56 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland. Insgesamt erzeugten Erneuerbare-Energien-Anlagen von Januar bis März rund 75,9 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom und damit rund neun Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, womit E-Autos ihren bereits lange bestehenden Klimavorsprung gegenüber Verbrennern weiter ausbauen können. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Allein Windenergieanlagen an Land produzierten demnach 39,4 Mrd. kWh Strom und deckten damit mehr als ein Viertel des Strombedarfs in Deutschland. Auch die Wasserkraft trug in den vergangenen Monaten mit 5,3 Mrd. kWh Strom für ihre Verhältnisse überdurchschnittlich stark zur Stromerzeugung bei. So produzierten Wasserkraftanlagen rund 27 Prozent mehr Strom als im ersten Quartal 2023. Insgesamt deckten sie vier Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs.

Die zuletzt stetig steigenden Erneuerbaren-Anteile am Stromverbrauch zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind. Der Ausbau erneuerbarer Energien hat zuletzt deutlich zugelegt. Das schlägt sich jetzt in der Stromerzeugung nieder“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Klar sei aber auch: „Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir noch eine Schippe drauflegen“.

Das Solarpaket enthält Andreae zufolge wichtige Instrumente, um sowohl den Ausbau der Photovoltaik als auch den der Windenergie an Land weiter zu beschleunigen. „Die vorgesehenen Maßnahmen müssen nun schnell in die Umsetzung gehen. Zudem muss der Aus- und Umbau der Netze weiter vorangetrieben werden, damit der grüne Strom zu den Verbraucherinnen und Verbraucher gelangt“, so die BDEW-Chefin.

Dies bestätigt auch Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW: „Um eine effiziente, zuverlässige, sichere und treibhausgasneutrale Stromversorgung auf der Basis von 100 Prozent erneuerbaren Energien inklusive Wasserstoff möglichst bereits bis 2035 realisieren zu können, brauchen wir nicht nur eine stringente und vor allem integrierte Infrastrukturplanung für Strom und Wasserstoff, sondern vor allem auch deren Umsetzung“.

Mit der aktuellen Bedarfsabfrage für den Netzentwicklungsplan seien zwar erstmals die Weichen in diese Richtung gestellt worden, „dennoch könnte sich die Umsetzung des Wasserstoffkernnetzes deutlich verzögern, wenn mit den beschlossenen Finanzierungsbedingungen nicht ausreichend privatwirtschaftliches Kapitel aktiviert werden kann“, warnt der ZSW-Leiter. „So muss sich trotz der aktuell sehr hohen Ausbaudynamik bei der Photovoltaik und den erfreulicherweise steigenden Ausbauraten bei der Windenergie erst noch zeigen, ob parallel auch die Ziele für den Infrastrukturausbau erreicht werden können.“

Die Erzeugungszahlen im Einzelnen

Im ersten Quartal 2024 lag die Bruttostromerzeugung bei 136,5 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) – 7,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (1. Quartal 2023: 147,6 Mrd. kWh). Dem stand ein Bruttostromverbrauch von 136 Mrd. kWh gegenüber (1. Quartal 2023: 138,1 Mrd. kWh). Insgesamt wurden 75,9 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (1. Quartal 2023: 69,6 Mrd. kWh). Davon stammten:

  • 39,4 Mrd. kWh aus Wind an Land,
  • 12,8 Mrd. kWh aus Biomasse,
  • 9,6 Mrd. kWh aus Photovoltaik,
  • 8,7 Mrd. kWh aus Wind auf See und
  • 5,3 Mrd. kWh aus Wasserkraft.

Aus konventionellen Energieträgern (Kohle und Gas) wurden nur noch 60,5 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 71,9 Mrd. kWh zuzüglich 6,2 Mrd. kWh aus Kernenergie.

Ökostromanteil: Zwei Berechnungsmöglichkeiten

Der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch im ersten Quartal 2024 beträgt 55,8 Prozent. Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab.

Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten Strommengen. Der Anteil erneuerbarer Energien im ersten Quartal 2024 auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt 55,6 Prozent.

Quelle: BDEW – Pressemitteilung vom 26.04.2024

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Der neue Renault Twingo Electric: Kompakt, bunt, elektrisch

Der neue Renault Twingo Electric: Kompakt, bunt, elektrisch

Stefan Grundhoff  —  

Renault belebt den Twingo neu: Der Kult-Kleinwagen fährt vollelektrisch vor, mit Retrodesign, 260 Kilometern Reichweite und einem Preis unter 20.000 Euro.

Cover Image for Wasserstoff: Absatz von Brennstoffzellenfahrzeugen bricht weiter ein

Wasserstoff: Absatz von Brennstoffzellenfahrzeugen bricht weiter ein

Michael Neißendorfer  —  

Der globale Markt für Wasserstoff-Fahrzeuge schrumpft deutlich gegenüber dem Vorjahr – und würde noch drastischer schrumpfen, gäbe es Südkorea nicht.

Cover Image for Pendeln mit dem E-Auto: Daheim-Lader zahlen 70 Prozent weniger für Treibstoff als Verbrenner-Fahrer

Pendeln mit dem E-Auto: Daheim-Lader zahlen 70 Prozent weniger für Treibstoff als Verbrenner-Fahrer

Michael Neißendorfer  —  

Bis zu 70 Prozent weniger an Antriebskosten als für einen Verbrenner zahlen Pendler mit einem Elektroauto. Sehr viele laden sogar kostenlos.

Cover Image for Cupra erzielt weiteren Auslieferungsrekord, Seat schwächelt

Cupra erzielt weiteren Auslieferungsrekord, Seat schwächelt

Michael Neißendorfer  —  

Während Seat zum Vorjahr um 20 Prozent eingebüßt hat, setzt Cupra seinen beeindruckenden Wachstumskurs fort – danke E-Autos und Plug-in-Hybriden.

Cover Image for Lucid kämpft mit Lieferengpässen und Kosten

Lucid kämpft mit Lieferengpässen und Kosten

Sebastian Henßler  —  

Lucid senkt die Produktionsprognose für 2025 und kämpft mit Lieferengpässen, höheren Kosten und verzögerter Fertigung bei den Modellen Air und Gravity.

Cover Image for Bidirektionales Laden: TÜV-Verband drängt auf mehr Tempo bei V2G und V2H

Bidirektionales Laden: TÜV-Verband drängt auf mehr Tempo bei V2G und V2H

Michael Neißendorfer  —  

Die Technologie ist bereit, so der Prüfverband. Jetzt müssen die politischen Weichen gestellt werden, damit bidirektionales Laden die Endkunden erreicht.