„Ich bin entrüstet und maßlos enttäuscht über das Chaos“, sagte Polestar-CEO Thomas Ingenlath in einem Interview mit Automobil-Industrie über die aktuelle E-Auto-Politik in Europa, deren vorrangig konservative Vertreter eine Kehrtwende zurück zum Verbrenner vollführen wollen. „Das ist wirklich nicht die Art und Weise, wie die dringend nötige nachhaltige Mobilität befördert werden kann“, kritisiert Ingenlath.
Der Polestar-Chef nennt die Situation „verrückt“, da die Klimaprobleme „immer größer“ würden und „große ökonomische Herausforderungen“ bevorstünden. Deshalb brauche es „eine vernünftige und vor allem verlässliche Politik“. Amerika mache „derzeit vor, wie es geht“, sagt Ingenlath mit Blick auf das US-Förderinstrument Inflation Reduction Act (IRA), das die Verbreitung nachhaltiger Technologien wie Elektroautos unterstützen will. „Es bringt nichts, die alte Industrie, die alte Technologie vor Veränderungen zu schützen“, stellt Ingenlath klar.
Polestar selbst macht inzwischen weiter mit seiner rein auf E-Autos getrimmten Modellpalette, die nun mit dem SUV Polestar 3 und dem Crossover Polestar 4 um gleich zwei Modelle erweitert wird. Zuvor hatte die schwedisch-chinesische Marke lange Zeit nur die E-Limousine Polestar 2 im Angebot. „Mit Polestar 3 und Polestar 4 erschließen wir nun das margenintensive SUV-Segment und somit eine neue Zielgruppe“, sagt Ingenlath über die zwei Neustarts. Letzterem räumt der Polestar-Chef vor allem in China hohe Chancen auf einen Erfolg ein, da er „aufgrund seiner Größe hochattraktiv“ sei. In den kommenden Jahren folgen mit Polestar 5 und dem Roadster 6 auf einer eigenen Plattform sportliche Modelle, ein Gran Tourismo und ein Cabrio, die derzeit in Großbritannien entwickelt werden.
Zur Positionierung der Marke innerhalb des chinesischen Geely-Konzerns sagt der Manager, dass Polestar „eine europäische Marke im Premium-Bereich mit skandinavischem Flair“ sei, mit einem „Fokus auf Design und Innovation, die der Fahrfreude zugutekommt“. Innerhalb der Geely-Gruppe könne sich Polestar „das Beste aus dem Portfolio“ aussuchen und habe zudem den Vorteil, dass es für die Produktion keine eigenen Fabriken braucht.
Aktuell werden die Elektroautos der Marke vor allem in China gebaut, „wie auch zum Beispiel Ihr Telefon“, wie Ingenlath anmerkt. Künftig kommen Werke in Charleston, South Carolina, wo Volvo produziert, oder das Renault-Werk in Südkorea hinzu. „Wir investieren in unsere Produkte und in den Vertrieb, aber wir bauen keine eigenen Fabriken. Wir müssen uns nicht um Produktionsstandorte kümmern, denn in der Gruppe ist diese Infrastruktur vorhanden“, sagt Ingenlath hierzu. Und dieser Zugang sei durch die Volvo- und Geely-Beteiligung langfristig gesichert.
Quelle: Automobil-Industrie – „Wir suchen für Polestar das beste aus dem Portfolio aus“