Chinas Autohersteller gewinnen in Europa weiter an Boden – und setzen dabei etablierte Hersteller zunehmend unter Druck. Im Juni 2025 erreichten die chinesischen Marken einen neuen Marktanteilsrekord und konnten Mercedes beim Neuwagenabsatz überholen. Im gesamten ersten Halbjahr zogen sie zudem an Ford vorbei. Laut aktuellen Zahlen von Jato Dynamics entfielen 5,1 Prozent aller Neuzulassungen auf Marken aus China – ein Plus von 91 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Gleichzeitig setzt sich die Abwärtsspirale im europäischen Neuwagenmarkt fort: Im Juni gingen die Neuzulassungen in 28 europäischen Ländern um 4,4 Prozent zurück. Besonders stark traf es Italien (-17 Prozent), Belgien (-16 Prozent) und Deutschland (-14 Prozent). Auch im Halbjahresvergleich ergibt sich ein leichtes Minus von 0,3 Prozent auf rund 6,84 Millionen Fahrzeuge.
Den rasanten Aufstieg chinesischer Hersteller treiben insbesondere fünf Marken: BYD, Jaecoo, Omoda, Leapmotor und Xpeng. Vor allem BYD dominiert, mit aggressiver Preispolitik und attraktiven Plug-in-Hybriden. Im Juni landete der BYD Seal U gemeinsam mit dem VW Tiguan an der Spitze der Plug-in-Verkäufe, im Halbjahr auf Platz drei. Insgesamt verkaufte BYD mehr als 70.000 Autos (+311 Prozent ggü. dem ersten Halbjahr 2024) und zog im Juni an Marken wie Suzuki, Mini und Jeep vorbei.
Auch Jaecoo und Omoda – beide Teil des chinesischen Konzerns Chery – punkten zunehmend, allerdings nicht primär mit E-Antrieben: 63 Prozent ihrer Zulassungen entfallen auf Verbrenner, rund ein Drittel auf Plug-in-Hybride. Der Jaecoo 7 war im Juni der neuntmeistverkaufte Plug-in-Hybrid Europas.

Leapmotor sticht mit seinem City-Stromer T03 und dem SUV C10 hervor, während sich Xpeng als Premiumanbieter einen Namen machen will: Über 8300 Fahrzeuge hat Xpeng in der ersten Jahreshälfte zugelassen, angeführt vom SUV G6.
Verlierer: Stellantis und Tesla
Stellantis zählt zu den großen Verlierern des ersten Halbjahres. Der Marktanteil des Konzerns sank von 16,7 auf 15,3 Prozent – der niedrigste Wert seit der Konzernbildung 2021. Besonders hart traf es Marken wie Fiat, Lancia, DS, Abarth und Citroën. Nur Alfa Romeo (+33 Prozent), Peugeot (+6 Prozent) und Jeep (+2 Prozent) legten leicht zu. Jato-Analyst Felipe Munoz nennt zwei Gründe: das Ausbleiben neuer Modelle und eine starke, teils preislich unattraktive Ausrichtung auf Elektroautos.
Auch Tesla musste Federn lassen: Der Marktanteil fiel von 2,4 auf 1,6 Prozent. Im Ranking wurde das Unternehmen erstmals von SAIC (MG) überholt. MG steigerte seine Verkaufszahlen um 22 Prozent auf 162.000 Fahrzeuge, Tesla hingegen verlor 33 Prozent und kam nur noch auf gut 109.000 Einheiten. Das überarbeitete Model Y brachte bislang nicht den erhofften Aufschwung, auch wenn es im Juni erstmals wieder besser lief.

Elektroauto-Markt: Wachstum mit Dämpfer
Reine Elektroautos durchbrachen im ersten Halbjahr erstmals die Marke von einer Million Zulassungen. Insgesamt wurden 1,19 Millionen Stromer neu zugelassen – ein Zuwachs von 25 Prozent. Der E-Auto-Anteil am Gesamtmarkt stieg auf 17,4 Prozent (+3,6 Prozentpunkte). Doch das Wachstum verlangsamt sich: Im Juni lag das Plus bei nur noch 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
BYD bleibt – reine E-Auto-Marken wie Tesla ausgenommen – der Hersteller mit dem höchsten Elektroauto-Anteil: 64 Prozent seiner Verkäufe entfallen auf reine Stromer. Jedoch ist der Anteil im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken – ein Zeichen für die strategische Hinwendung zu alternativen Antrieben, um den Auswirkungen der EU-Strafzölle auf Elektroautos entgegenzuwirken.
VW, Hyundai-Kia und Ford steigern E-Auto-Absatz deutlich
Deutlich zulegen konnten VW (von 10,1 Prozent auf 18,7 Prozent E-Auto-Anteil, Absatz plus 78 Prozent), Hyundai–Kia (Anteil von 12,6 Prozent auf 19,1 Prozent) und Ford (von 4,5 Prozent auf 13,7 Prozent, Absatz plus 223 Prozent). Auch BMW, Audi und Renault zeigen positive Entwicklungen. Bei Elektroautos prozentual sogar dreistellig zulegen konnten neben Skoda und BYD auch Cupra, Citroën, Mini und Porsche. Tesla, Volvo, MG, Fiat und Nissan hingegen waren mit E-Autos im Minus.

Das Tesla Model Y bleibt zwar der Bestseller unter den E-Autos, doch das Wachstum stagniert: Im Juni legte das Model Y lediglich um 0,1 Prozent zu – nach teils drastischen Einbrüchen zu Jahresbeginn von insgesamt -33 Prozent im ersten Halbjahr immerhin ein Zeichen der Stabilisierung nach dem Facelift-Modellwechsel. Auch das Model 3 von Tesla musste ein Minus von 33 Prozent hinnehmen, es reicht im ersten Halbjahr dennoch für Rang drei. Dazwischen steht nur der ID.4 von Volkswagen.
Neu in den Top Ten sind drei kompakte, preislich attraktive E-Autos: Kia EV3, Renault 5 und Skoda Elroq. Komplettiert wird die Liste der zehn meistverkaufen E-Autos in Europa durch VW ID.7 und ID.3, den Skoda Enyaq sowie den BMW iX1.

Quelle: Jato Dynamics – Pressemitteilung vom 23.07.2025