Der geplante Ausbau der europäischen E-Mobilität kann nur gelingen, wenn ihrer Automobilindustrie ausreichend mobile Stromspeicher, Lithium-Ionen-Akkumulatoren, zur Verfügung stehen. In den vergangenen Jahren wurde der Aufbau einer europäischen Batteriezellenproduktion von Seiten der EU tatkräftig vorangetrieben. Nun stellt sich die Frage, wie deren Rohstoffversorgung kurz- und mittelfristig sichergestellt werden kann.
E-Mobilität ist in Europa auf dem Vormarsch. Allein in Deutschland sollen laut dem Klimaschutzprogramm der deutschen Bundesregierung bis 2030 sieben bis zehn Millionen E-Autos registriert werden. Diese benötigen spezielle Stromspeicher: Lithium-Ionen-Akkumulatoren – transportable und wiederaufladbare Speicher mit hoher Energiedichte. Das Problem Europas: Sie zeichnen sich für knapp 40 Prozent der Wertschöpfung eines E-Autos verantwortlich, werden bislang aber kaum in der EU produziert. Da ist es nur zu verständlich, dass die EU den Auf- und Ausbau einer europäischen Akku-Industrie in den vergangenen Jahren aktiv vorangetrieben hat.
Batterieproduktion in Europa
Mit Unterstützung der EU und ihrer Mitgliedsstaaten konnten die Grundlagen für eine europäische Batterieindustrie gelegt werden. Erste Batteriezellenfabriken produzieren bereits. Weitere sollen bald folgen. Die Europäische Batterie-Allianz und wir gehen davon aus, dass 20 Giga-Fabriken benötigt werden – allein um den europäischen Bedarf zu decken. Bis 2030, so aktuelle Prognosen, wird der europäische Anteil an der globalen Produktion dann auf 25 Prozent gestiegen sein.
Schwachstelle Rohstoffversorgung
Was nun allerdings noch gebraucht wird, ist eine stabile, transparente und zudem umweltfreundliche Rohstoffversorgung. Lithium muss gefördert und in Konvertern zu Lithiumhydroxid weiterverarbeitet werden – idealerweise innerhalb Europas. Derzeit wird es noch größtenteils aus Australien, Chile, China und Argentinien bezogen. Die europäischen Vorkommen reichen bei weitem nicht aus, den Eigenbedarf zu decken.
Die Weiterverarbeitung zu Lithiumhydroxid erfolgt derzeit zu 80 Prozent in der Volksrepublik China. Ein Problem. Denn auf diese Weise droht Europa – gerade bei einem seiner größten wirtschaftlichen Konkurrenten, und gerade im Hinblick auf seine Automobilbranche – in eine gefährliche Abhängigkeit zu geraten.
Europas Antwort – Mehr Innovation, mehr Recycling, diversere Liefernetzwerke
Offizielle Berechnungen gehen davon aus, dass der europäische Lithiumhydroxid-Verbrauch bis 2030 um das 18-fache, bis 2050 sogar um das 60-fache zunehmen wird. Vor einem Jahr hat die EU-Kommission Lithium deshalb in ihre Liste kritischer Rohstoffe aufgenommen.
Ihr Aktionsplan sieht vor, die Versorgung mit Lithium auf drei Wegen sicherzustellen: Durch ressourcenschonende Produktionsprozesse, durch ein besseres Recycling und durch eine diversifizierte und nachhaltige Rohstoffbeschaffung. Da die beiden ersteren Lösungen eher langfristiger Natur sind – Zeit benötigen werden, bis sie wirklich etwas zum derzeitigen Rohstoffproblem beitragen können – fällt letzterem Punkt, dem Ausbau der Rohstoffversorgung, in nächster Zeit eine Schlüsselstellung zu.
Start des ersten europäischen Lithium-Konverters für 2023 geplant
Vor allem bedarf es neuer Verarbeitungsstätten. Wir von dem deutsch-kanadischen Unternehmen Rock Tech Lithium möchten daher die Ziele der EU unterstützen und eine Vorreiterrolle einnehmen. Rock Tech verfügt über eine Lithium-Mine in Kanada und plant zurzeit in Deutschland den ersten Lithium-Konverter Europas. Dessen für Ende 2023 angepeilte Inbetriebnahme dürfte den europäischen Bezug von Lithium deutlich erleichtern, vor allem aber helfen, das chinesische Quasi-Monopol auf dessen Weiterverarbeitung zu Lithiumhydroxid zu brechen. 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid wird der Konverter pro Jahr herstellen können. Das macht eine halbe Million hochqualitativer Autobatterien ‚Made in Europe‘.
Mit der Produktion wird Rock Tech Lithium einen relevanten Beitrag zum Ausbau der europäischen E-Mobilität leisten können. Doch wird auch unsere Produktion nicht gänzlich ausreichen, die immer höheren Produktionserwartungen der EU zu erfüllen. Mittlerweile wird eine Fertigung von Lithium-Ionen-Akkumulatoren für sieben bis acht Millionen E-Autos allein bis 2025 angepeilt. Bis 2030 wird mit 30 Millionen E-Fahrzeugen gerechnet.
Ein Gastkommentar von Dirk Harbecke, Chairman bei Rock Tech Lithium.
Die »eigenen Lithium-Schäfchen ins Trockne bringen« würde ich die Intention nennen, die wohl eher von den (künftig) knappen Rohstoffen bei Li-NMC-Akkus etwas ablenken soll, nämlich vom Nickel- und Kobalt-Mangel!
BTW: LiFePO4- (LFP-) Akkus – die aus Kosten-, Haltbarkeits- und nicht zuletzt auch aus Sicherheitsgründen (bei etwas geringerer Energie-Dichte) geradezu eine Renaissance erleben – sind davon nicht betroffen.
Es sollte jedem klar sein bei den Zahlen, daß es bei den Akkus einen Wandel der Rohstoffe geben muss. Immer wieder hört man von einem Durchbruch der Technik, dauert wohl noch 10 Jahre, aber er kommt.