Das chilenische Chemieunternehmen SQM ist einer der größten Lithium-Produzenten der Welt und baut den für Elektroauto-Akkus so wichtigen Rohstoff in der Salar de Atacama ab. Mehr als ein Viertel der weltweiten Lithium-Reserven sind in dieser Salzwüste beherbergt. Um dem Boden das Lithium zu entziehen, wird die Sole, das Wasser mit den gelösten Salzen, heraufgepumpt und in flache Becken geleitet, wo es verdunstet. Natriumchlorid und Kaliumchlorid fallen aus, während im Überstand Lithium und Bor gelöst bleiben. Diese Sole wird zur weiteren Verarbeitung über Rohrleitungen weitergepumpt.
Ein Kritikpunkt am Lithiumabbau in der Salzwüste lautet, dass durch den hohen Wasserverbrauch zur Gewinnung der Metalle und Salze der Wasserspiegel in der zentralen Lagune bereits gesunken sei, was für die dort nistenden Flamingos langfristig zu einem Problem führen dürfte. Außerdem sollen immer mehr Johannisbrotbäume vertrocknen, eigentlich robuste Wüstenpflanzen, die ihre Wurzeln tief graben.
SQM ist sich dieser Probleme bewusst, und hat einige Maßnahmen angekündigt bzw. bereits eingeführt, um diesen Problemen entgegenzutreten. So habe das Chemieunternehmen im Salar sowie den angrenzenden Gebieten ein Überwachungssystem mit gut 300 Messstationen aufgebaut, die unzählige Daten sammeln, wie etwa die gepumpte Mengen an Sole und Wasser sowie meteorologische und hydrogeologische Daten. Alle wichtigen Daten sind hier online öffentlich zugänglich.
„Ziel des Überwachungssystems ist, die Informationen über umweltsensible Systeme und deren Umgebung zu erhöhen, die Kenntnisse über die hydrologischen und hydrogeologischen Eigenschaften zu verbessern, die Kontrolle bei Abweichungen aufrechtzuerhalten sowie vorbeugende und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um das System wie in den Umweltverpflichtungen vereinbart aufrechtzuerhalten“, sagt Javier Silva von SQM. Ein Transparenzportal mit einer solchen Breite und Tiefe an Daten sei weltweit in der Lithiumindustrie einmalig.
Mit der wachsenden Bedeutung von Lithium für mobile Energiespeicher wie etwa in Elektroautos, Smartphones und Notebooks, wird auch dessen Abbau in der Öffentlichkeit immer kontroverser diskutiert. Dabei entsteht oft der Eindruck, dass die Lithium-Gewinnung generell umweltschädigend sowie sozial unverträglich sei. Dies sei laut SQM allerdings nicht der Fall, weshalb es für das Chemieunternehmen wichtig ist klarzustellen, wie Lithium im chilenischen Salar de Atacama gewonnen wird, welche Auswirkungen dies auf Mensch und Natur in der Region hat und was SQM unternimmt, um die angeblichen negativen Folgen auszugleichen.
Mit klaren Verpflichtungen, Fristen und einer Investition von mehr als 200 Millionen US-Dollar kündigte SQM vor wenigen Wochen einen Plan an, der sein Engagement für die Umwelt, die Nachhaltigkeit seiner Geschäftstätigkeit und den gesamten Wertschöpfungszyklus steigern soll. Im Rahmen dieses Nachhaltigkeitsplans habe SQM bereits begonnen, den Verbrauch von Wasser zu senken. Bis 2030 will das Unternehmen 40 Prozent weniger Wasser verbrauchen als aktuell, , und dank Prozessoptimierungen und innovativer Technologien für die Lithium-Gewinnung auch die Soleförderung bis 2030 um 50 Prozent reduzieren. Gegenüber 2019 habe SQM den Wasserverbrauch bereits um 20 Prozent senken können. „Wir haben monatelang daran gearbeitet, einen Plan zu entwickeln, der unter anderem auf den von den Vereinten Nationen festgelegten Zielen für eine nachhaltige Entwicklung basiert und eine Reihe von Initiativen im gesamten Unternehmen umfasst“, sagt Ricardo Ramos, General Manager von SQM.
Über den Wasser- und Solehaushalt im Salar de Atacama
Per Mail ließ uns SQM einige Informationen zukommen, die sich eingehend mit der Kritik am Lithiumabbau im Salar de Atacama befassen. Kritiker gehen demnach meist von drei grundlegend falschen Annahmen aus: Erstens, dass die lithiumhaltige Sole (nur leicht salziges) Wasser sei. Dass sich die Sole zweitens in einem unterirdischen See befinde. Und dass drittens durch den Lithiumabbau der Bevölkerung rund um den Salar das Trinkwasser entzogen werde.
Ein Wassermangel, der auf die Förderung von Sole für die Lithiumproduktion zurückzuführen ist, besteht jedoch nicht. Der Salar werde aus Niederschlägen sowie Schnee- und Gletscherschmelze aus den Anden laut SQM mit ausreichend Wasser versorgt. Die Brunnen für das bei der Lithiumproduktion benötigte Frischwasser liegen SQM zufolge unterhalb der Ortschaften der indigenen Bevölkerung. Das Wasser aus den Anden erreiche also zuerst die Ortschaften – und erst danach die Brunnen der Lithiumhersteller. Die Wassermenge, die für die Lithiumproduktion im Salar genehmigt wurde, beeinträchtige die für Trinkwasser und Landwirtschaft benötigte Wassermenge der angrenzenden Gemeinden nicht.
Prinzipiell müsse auch zwischen dem Süßwasser aus den Niederschlägen und dem Wasseranteil der unterirdischen Sole unterschieden werden, so das Chemieunternehmen. Das Süßwasser stehe als Oberflächen- und Grundwasser für Trinkwasser, Landwirtschaft und industrielle Prozesse zur Verfügung. Die Sole bilde keinen unterirdischen See, sondern zirkuliere in Hohlräumen des Gesteins im Untergrund. Bei der Sole handle es sich um eine extrem salzreiche Lösung, die nur zu 70 Prozent aus Wasser und zu 30 Prozent aus gelösten Salzen bestehe. Die Sole enthalte etwa acht Mal mehr Salz als Meerwasser und sei deshalb weder als Trinkwasser noch für landwirtschaftliche Bewässerung zu gebrauchen: Meerwasser enthalte etwa 35.000 mg/l gelöste Feststoffe, die Sole der Atacama mehr als 300.000 mg/l. Für Trinkwasser seien in Chile maximal 1.500 mg/l erlaubt. Der große Dichteunterschied von Grundwasser und Sole mache zudem eine Vermischung der beiden Flüssigkeiten unwahrscheinlich. In der Regel bleiben beide Flüssigkeiten voneinander getrennt, so SQM.
SQM verbrauche aber auch Frischwasser: für den Soletransport, zum Reinigen von Pumpen und Leitungen, für die Kaliumchlorid-Produktion sowie als Trinkwasser für Personal. Dem Unternehmen wurde das Pumpen von 240 Litern Grundwasser pro Sekunde genehmigt, derzeit beanspruche SQM etwa 180 Liter pro Sekunde, was 2,1 Prozent der insgesamt für den Salar erlaubten Pumpmenge entspreche. Die Angaben zum Wasserverbrauch entstammen einer Ökobilanz des Beratungsunternehmens Afry im Auftrag vom SQM, die 2019 erstellt wurde. Das Öko-Institut aus Freiburg überprüfte die Methoden und Annahmen, ob die Daten ausreichend und angemessen waren, und schließlich, ob der Bericht transparent und kohärent ist. Das Öko-Institut bescheinigte, dass alle Empfehlungen von Afry/SQM aufgegriffen und umgesetzt wurden.
Quelle: SQM – Info per Mail // SQM – Pressemitteilungen vom 02.09.2020 und 14.10.2020 // Solarserver – Lithiumabbau: Transparenzportal von SQM macht Daten zum ökologischen Status zugänglich