Wie es bei Mercedes-Benz in der Elektromobilität weitergeht

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Michael Neißendorfer
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Die Verantwortlichen des Automobilherstellers Mercedes-Benz haben ein zehn Milliarden Euro schweres Programm aufgelegt, um innerhalb der kommenden sieben Jahre mehr als 130 elektrifizierte Varianten diverser Fahrzeugmodelle auf den Markt zu bringen. Das Flaggschiff soll die Elektro-Luxuslimousine EQS werden.

Der Plan, der eine erweiterte Palette von Mild-Hybriden, Plug-in-Hybriden, batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen und wasserstoffbetriebenen Modellen umfasst, wurde kürzlich auf einer Daimler-Vorstandssitzung vorgestellt und erhielt die Unterstützung des Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche.

Ziel des Projekts ist es, eine beispiellose Auswahl an Premium-Elektrofahrzeugen zu bieten, die dazu beitragen sollen, die durchschnittlichen Flottenemissionen des Unternehmens an die immer strenger werdenden Emissionsvorschriften der EU anzupassen. Der Modellangriff wird in drei elektrifizierte Segmente eingeteilt: die rein elektrische EQ-Reihe, die Mild-Hybrid-Reihe EQ Boost und die Plug-in-Hybride EQ Power.

Das Flaggschiff der Elektroauto-Palette soll ab 2020 der EQS werden, der kürzlich im Mercedes-Technik-Hauptsitz in Stuttgart als Prototyp getestet wurde. Wie der Name schon vermuten lässt, soll das Modell ein ähnliches Maß an Luxus, Komfort und Ausstattung bieten wie die S-Klasse. Während der bereits offiziell vorgestellte EQC und der für 2019 angekündigte EQA auf modifizierten GLC- bzw. A-Klasse-Plattformen stehen, soll der EQS erstmals bei den Stuttgartern auf einer eigenen Elektroauto-Plattform vorfahren.

Diese neue Plattform, die laut Autocar MEA2 getauft wurde, setze sehr viel Aluminium ein und sei mit einem völlig flachen Boden ausgestattet, wie es bei vielen reinen Elektroauto-Plattformen bereits der Fall ist. Der EQS soll Autocar zufolge eine ähnliche Größe wie der aktuelle CLS haben. Insider sagen, der EQS werde eine kürzere Motorhaube und ultrakurze Überhänge haben, was im Innenraum völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten biete.

Auf ersten Erlkönig-Bildern sei erkennbar, das der EQS im Vergleich zur C-Klasse eine stärker geneigte Frontscheibe hat, was zusammen mit den kürzeren Überhängen ebenfalls für einen deutlich größeren Innenraum spreche.

Es wird erwartet, dass der EQS von zwei Elektromotoren angetrieben wird – einer an jeder Achse -, was einen permanenten Allradantrieb ermöglicht. Von einer Leistung von gut 400 PS ist die Rede.
Ein weiteres Fahrzeug in der derzeit geplanten Produktlinie von EQ sei das Wasserstoffauto GLC Fuel Cell, das im Laufe des Jahres auf Leasingbasis angeboten werden soll. Es basiert auf dem Standard-GLC und verwendet einen Brennstoffzellenstack, einen Wasserstofftank und eine Lithium-Ionen-Batterie, die auch per Stecker geladen werden kann. Die Reichweite soll mit voller Batterie und vollem Wasserstofftank bei mehr als 500 Kilometer liegen.

Das EQ-Typenschild soll auch an drei rein elektrischen Smart-Modellen prangen: dem Zweisitzer Fortwo EQ Electric Drive, dessen Cabrio-Version Fortwo Cabrio EQ Electric Drive sowie dem Viersitzer Forfour EQ Electric Drive. Alle drei Modelle sollen 2019 ein neues Gesicht bekommen, einschließlich größerer Batterien, um die Reichweite zu erhöhen.

Während die rein elektrischen EQ-Modelle die größte Reduzierung der durchschnittlichen Flottenemissionen ermöglichen, hat der Vorstand auch eine breit angelegte Hybridisierungsstrategie genehmigt, die bis Ende 2022 weit über 100 Varianten umfassen soll, so Autocar weiter. Im Rahmen des Plans werden bereits bestehende Modelle zusätzlich als Mild- oder Plug-in-Hybrid angeboten.

Allerdings gibt es kleine Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Lithium-Ionen-Batterien für den Plug-in-Hybrid der neuen Generation: Wegen Produktionsengpässen bei der Daimler-Tochter Deutsche Accumotive verschiebt sich die Einführung von EQ-Power-Modellen der C- und E-Klasse, die eigentlich für dieses Jahr geplant gewesen wäre. 2019 soll dies nachgeholt werden. Danach sollen Teilzeitstromer der A- und B-Klasse folgen. Beide verwenden ein Hybridsystem der vierten Generation, bei dem der Elektromotor an der Hinterachse sitzt und ausschließlich die Hinterräder antreibt. Wie bei den Standard-Modellen der A- und B-Klasse werden die Vorderräder von einem Verbrennungsmotor angetrieben, in Form des im A200 verwendeten 1,3-Liter-Vierzylinders von Renault.

Quelle: Autocar – Mercedes EQ S to be flagship in £9bn electric model blitz

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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