VWN, MOIA und Argo AI stellen Zeitplan für autonomes Ridepooling in Hamburg vor

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 4 min

Europas erstes autonomes Ridepooling-Projekt nimmt Form an: In Anwesenheit von Dr. Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende in Hamburg, haben die Partner Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN), MOIA und Argo AI vor wenigen Tagen die Pläne für das Pilotprojekt sowie den Prototypen des ID. BUZZ AD vorgestellt. Ziel ist es, in Hamburg bis 2025 ein autonomes, international skalierbares Ridepooling-System zu entwickeln. Das Hamburger Pilotprojekt zum autonomen Fahren ist eine Kooperation der drei Unternehmen. Im Verbund entwickeln sie alle notwendigen Komponenten und Prozesse, um fahrerloses Ridepooling in 2025 zu realisieren.

„Für MOIA als Mobilitätsservice und Flottenbetreiber ist das autonome Fahren ein wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Städte auf der ganzen Welt wollen ihren Verkehr effizienter und klimafreundlicher gestalten. Autonomes Ridepooling kann die städtische Mobilität verbessern, die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen und damit die Städte zu lebenswerteren Orten machen.“ – Robert Henrich, CEO MOIA

Das erste autonome Fahrzeug des Volkswagen Konzerns, der ID. BUZZ AD, wird von Volkswagen Nutzfahrzeuge und Argo AI entwickelt, einem weltweit führenden Technologieunternehmen für autonomes Fahren aus den USA. Argo AI, das neben VW auch mit Ford zusammenarbeitet, entwickelt das Self-Driving-System, das Herzstück des autonomen Fahrzeugs, bestehend aus Hardware und Software, welches eine 360-Grad-Sicht um das Fahrzeug herum ermöglicht. Als Mobilitätsdienstleister ist MOIA der fehlende Baustein, um aus einem autonomen Fahrzeug und einem selbstfahrenden System einen autonomen Ridepooling-Service zu entwickeln.

Volkswagen investiert mit AD in die Zukunft der Mobilität. Es unterstreicht den strategischen Wandel von einem Automobilhersteller zu einem weltweit führenden, softwaregetriebenen Mobilitätsanbieter“, sagt Christian Senger, Bereichsleiter Autonomes Fahren bei VWN. Das gemeinsame Pilotprojekt bezeichnet er als einen Wegbereiter für die Entwicklung von autonomen Mobilitätsdiensten von Volkswagen: „In Hamburg schaffen wir die Grundlagen für die Entwicklung und Prüfung von Technologien und Betriebsabläufen entlang der vielschichtigen Wertschöpfungskette eines Mobilitätsdienstes“.

Ganzheitliches Entwicklungsprojekt: Technik, Betrieb und Kundenfeedback

Um den sicheren Einsatz der autonom fahrenden Fahrzeuge vorzubereiten, vermisst Argo AI ab dem vierten Quartal 2021 in einem ersten Schritt die Straßenzüge des initialen Testgebietes. Dafür werden die Argo-Testfahrzeuge im manuellen Betrieb durch die Stadt gefahren, um die Straßeninfrastruktur und lokale Verkehrsvorschriften im Testgebiet zu erfassen. Die Lage und Abstände von Ampeln, Radwegen Straßenschildern und weiteren Verkehrszeichen wird während dieses Vorgangs festgehalten. Zwei speziell geschulte Sicherheitsfahrer werden die Fahrzeuge beim Mapping und anschließenden Tests zum autonomen Fahren auf Hamburgs Straßen steuern.

Nach Abschluss der ersten Test- und Entwicklungsphase wollen VWN, MOIA und Argo vor dem öffentlichen Betrieb im Jahr 2025 Testfahrten mit und ohne Fahrgäste durchführen, um die Betriebsabläufe und das Nutzererlebnis eines automatisierten Pooling-Service optimal erproben zu können. Dazu gehört auch das Testen der Aufgaben im Fahrzeug, die aktuell vom Fahrer übernommen werden: Steigt die richtige Person zu, ist die Anzahl der Personen richtig, sitzen alle Personen auf ihren Plätzen, ist das Gepäck gut verstaut und wer ist Ansprechpartner für die Kunden bei Fragen?

Die Entwicklung der notwendigen Technologie, um diese Aufgaben abbilden zu können, leistet MOIA. „Wir haben umfassende Erfahrung im Flottenbetrieb. Nun automatisieren wir die Abläufe im Service, wie zum Beispiel die Interaktion zwischen Fahrer und Fahrgästen, und das Flottenmanagement“, erklärt MOIA-CEO Henrich.

Testgebiet für autonomes Fahren östlich der Alster

Das initiale Testgebiet liegt östlich der Alster. Es umfasst Teile von Winterhude, Uhlenhorst und Hohenfelde und soll schrittweise ausgebaut werden. Das Testgebiet wurde anhand unterschiedlicher Kriterien ausgewählt. Hauptkriterium war, das autonome Ridepooling unter realen Bedingungen dort zu entwickeln, wo es die größte Wirkung entfalten kann. Die Stadtteile Winterhude, Uhlenhorst und Hohenfelde bieten dafür ideale Voraussetzungen: Sie verfügen über komplexe Straßenverhältnisse mit vielen verkehrlichen Herausforderungen. Gleichzeitig kann autonomes Ridepooling hier in Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr verkehrsentlastend wirken. Zudem liegt das Gebiet in der Nähe des MOIA-Betriebshofs in Wandsbek, wo die AD-Testflotte stationiert sein wird.

Dank umfangreicher Testerfahrungen in mehreren Städten verfügt Argo über einen der größten Testbetriebe für autonomes Fahren, der sich mittlerweile über acht Stadtgebiete erstreckt. Argo werde die Erkenntnisse aus fast fünf Jahren Erprobung in den USA auf viele der Straßentypen und Szenarien anwenden, die in Europa vorherrschen. Argo testet sein selbstfahrendes System kontinuierlich durch Entwicklungstests im Labor, virtuelle Tests in einer simulierten Umgebung und auf zwei geschlossenen Teststrecken, darunter eine Anlage in München.

Der Betrieb auf öffentlichen Straßen ist ein Privileg, das wir bei Argo sehr ernst nehmen“, sagt Reinhard Stolle, Vizepräsident von Argo München. „Sicherheit hat bei der Entwicklung und Erprobung unseres selbstfahrenden Systems oberste Priorität, und wir engagieren uns weiterhin für eine autonome Fahrtechnologie, die die Art und Weise, wie wir uns in Städten fortbewegen, verbessert – nicht nur für die Menschen, die in unseren Fahrzeugen mitfahren, sondern für alle, die die Straße teilen.“ Die autonomen Fahrzeuge, die auf dem künftigen ID. BUZZ basieren, verwenden eine Kombination aus Lidar-, Radar- und Kamerasystemen. Dies gewährleiste eine zuverlässige Erkennung der Umgebung sowohl in der unmittelbaren Nähe des Fahrzeugs als auch in einer weiteren Entfernung von 400 Metern.

Quelle: MOIA – Pressemitteilung vom 15.09.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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David:

Wieso? Die Untersuchung gegen Tesla ist brandaktuell…sie ist erst vor fünf Wochen gestartet und Tesla muss bis zum 22. Oktober Crashdaten des Autopilotsystems liefern. Das wird lustig! Es geht um 11 Unfälle, wo Tesla in stehende Rettungsfahrzeuge einschlugen…das wiederum ist nicht so lustig, weil es 17 Verletzte und einen Toten gab. Danke, Musk!

David:

Es wird sie entweder erkennen und umfahren oder „nach Hause telefonieren“, wo remote ein Fahrer übernimmt und einmal manuell steuert. Dann sitzt die Route. Vermutlich wird er sie erkennen, denn das ist hier nicht Tesla, wo man in einen quer auf der Straße liegenden LKW oder in Rettungsfahrzeuge kracht.

KumpelAnton:

Es wird vorher alles vermessen und abgespeichert. Wie reagiert das System auf Baustellen, die ja bei unserer maroden Infrastruktur gang und gäbe sind?

KleinFritzchen:

Ich habe übrigens Tesla nicht erwähnt….muhahaha

Geht’s noch alberner?

David:

Wie immer von Dir hilflose persönliche Atfacken ohne Fakten. Weil du keine hast. Ich habe übrigens Tesla nicht erwähnt….muhahaha

David:

Wessen Meinung postest du denn?

Roma:

Schön, dass du auf jeder Seite deine verzerrte persönliche Meinung postest.

Wolfbrecht Gösebert:

Mit dem Elektro-Shuttle „Easy Miles“

https://wp.elektroauto-news.net/news/wie-es-um-easymiles-autonomes-elektro-shuttle-ez10-steht#comments

können seit heute in HH auch Fahrgäste variable Fahrstrecken autonom mitfahren und per App oder Anruf eine Mitfahrt ordern:

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Bergedorf-Minibusse-nehmen-ab-jetzt-auch-Fahrgaeste-mit,bergedorf546.html

David:

2025 in Deutschland finde ich sehr respektabel.

Ich muss allerdings zugeben, dass es mich irritiert, dass VW in diesem Feld den ersten Milestone setzt. Bisher war ich davon ausgegangen, dass gerade in diesem Gebiet eine hohe Kompetenz bei IT Hightech Unternehmen liegt. Ob Waymo, mobileye, NVIDIA und wen es da noch alles gibt. Da ist sehr viel Kompetenz und es gibt erfolgreiche Feldtests wie in Phoenix. Andererseits lagen die Wurzeln des autonomen Fahrens in Deutschland, wo schon Ende der achtziger Jahre an der Universität der Bundeswehr in München erfolgreiche Fahrten unternommen worden.

Was mich dagegen nicht wundert, ist, dass konkrete Pläne von einem bekannten Schreihals der Elektroautoszene nicht mehr zu hören sind. Da ist man wohl mit der Nur-Kamera-Lösung aufs Abstellgleis gefahren, wie die aktuelle Untersuchung der US Verkehrssicherheitsbehörde zeigt.

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