Erstes autonomes, emissionsfreies Frachtschiff sticht in Norwegen in See

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
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Ein norwegisches Unternehmen hat nach eigenen Angaben das erste emissionsfreie, autonome Frachtschiff der Welt entwickelt. Geplant ist, dass das Schiff noch vor Ende des Jahres seine erste Fahrt zwischen zwei norwegischen Städten antreten wird. Dann noch mit einer reduzierten Besatzung an Bord, um die autonomen Systeme zu testen. Die Besonderheit an dem emissionsfreien Schiff ist die Tatsache, dass es sich um keine autonome Fähre handelt, sondern um ein vollelektrisches Containerschiff.

Nach Angaben der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) ist die Schifffahrtsindustrie derzeit für 2,5 bis 3 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Mit der Elektrifizierung des Schiffverkehrs wolle man seinen Teil dazu beitragen die Emissionen entsprechend zu reduzieren. Das Containerschiff wird auf den Namen Yara Birkeland hören und wurde vom Chemieunternehmen Yara International, in Zusammenarbeit mit dem Technologieunternehmen Kongsberg Maritime und der Schiffswerft Vard, entwickelt.

Es kann 103 Container transportieren und hat eine Höchstgeschwindigkeit von 13 Knoten. Laut Jon Sletten, Werksleiter des Yara-Werks im norwegischen Porsgrunn, wird es mit einer 7-MWh-Batterie betrieben, die „ungefähr die tausendfache Kapazität eines Elektroautos“ hat. Aufgeladen wird die Batterie des Containerschiffs am Kai und spart, wenn es im Vollzeit-Einsatz ist, 40.000 LKW-Fahrten pro Jahr. Die Besonderheit dabei, im Vergleich zu herkömmlichen Frachtschiffen ist das Schiff nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger zu betreiben.

Angetrieben wird die Yara Birkeland rein elektrisch von zwei Propellergondeln mit Zugpropellern mit jeweils 900 kW Leistung. Das Schiff seit mit zwei Bugstrahlrudern mit jeweils 700 kW Leistung ausgestattet. Für die Stromversorgung stehen Akkumulatoren mit 6,8 MWh zur Verfügung. Diese sind aus Redundanzgründen in vier separaten Räumen untergebracht.

Anfänglich werden für das Be- und Entladen des Schiffes noch Menschen benötigt, aber laut Sletten werden alle Lade-, Lösch- und Anlegevorgänge, einschließlich des An- und Ablegens des Schiffes, irgendwann auch mit autonomer Technologie funktionieren. Dazu werden autonome Kräne und Portalhubwagen entwickelt – Fahrzeuge, die Container auf das Schiff bringen. Der Werksleiter hofft, dass das Schiff noch in diesem Jahr den ersten Container von Herøya nach Brevik transportieren wird.

Das Projekt erforderte auch die Ausarbeitung von Vorschriften in Zusammenarbeit mit den norwegischen Schifffahrtsbehörden, damit ein autonomes Schiff zum ersten Mal die Wasserstraßen des Landes befahren kann. Rudy Negenborn, Professor für Schifffahrts- und Verkehrstechnik an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden, hält vollautonome Schiffe wie die Yara Birkeland für die Zukunft. Er fügt jedoch hinzu, dass noch viele Herausforderungen zu bewältigen sind, bevor autonome Schiffe für kommerzielle Langstreckentransporte eingesetzt werden können.

Obwohl Yara International keine Pläne hat, weitere autonome Schiffe in seinen Betrieb aufzunehmen, sagt Sletten, dass wir in Zukunft vielleicht mehr Elemente der KI-Technologie auf kommerziellen Schiffen sehen werden. „Auf Überseeschiffen ist vielleicht ein Schritt zu weit, aber ich denke, dass Elemente bereits heute in der Schifffahrt eingesetzt werden, wenn es um das Anlegen und die Reise geht“, sagt er.

Was sich sicherlich zudem immer häufiger zeigen wird sind elektrische Antriebe bei Schiffen. In den Gewässern Norwegens gelten ab 2026 strenge Emissionsvorschriften, so sollen in den Fjorden nur noch Schiffe mit emissionsfreien Lösungen zugelassen werden.

Quelle: CNN – World’s first crewless, zero emissions cargo ship will set sail in Norway

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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