Erneut Ärger für den US-Autobauer Tesla in Brandenburg. Der Konzern wird in der Gigafactory Grünheide nicht vor Herbst produzieren können, meldet der „Tagesspiegel“. Demnach werden im laufenden Hauptgenehmigungsverfahren für die Fabrik die Antragsunterlagen erneut ausgelegt. So soll das Risiko minimiert werden, dass eine Klage von Umweltverbänden vor Gericht Erfolg haben könnte. Darüber hinaus soll nach Informationen der Zeitung gleich die von Tesla-Boss Elon Musk angekündigte Fertigung von Batteriezellen in den Antrag integriert werden.
Tesla hat bisher als Ziel ausgegeben, ab Juli 2021 Autos vom Band laufen zu lassen. Der Termin gilt inzwischen angesichts der Verzögerungen als illusorisch. Elon Musk habe gegenüber US-Medien bereits einen späteren Start angedeutet, heißt es. Wie berichtet hatte Tesla das ursprüngliche Konzept für den Umgang mit Niederschlagswasser – das Areal ist teilweise Trinkwasserschutzgebiet – komplett umgeplant. Auch ein Umweltbericht und andere Unterlagen stünden noch aus. Bislang baut Tesla alles im Wege von Vorab-Erlaubnissen – und damit auf eigenes finanzielles Risiko. Würde die Hauptgehmigung nicht erteilt, müsste der Konzern alles wieder zurückbauen.
Der US-Elektrobauer, der jüngst in einem Brandbrief die Bürokratie in Deutschland beklagte, hat außerdem Ärger mit Behörden wegen Untergrundarbeiten. Nach Bohrungen im vorigen Jahr, für die Tesla zunächst noch keine Erlaubnis hatte, sei dies der zweite Fall dieser Art. Das Umweltministerium habe zwischenzeitlich bestätigt, dass am 25. März ein vorrübergehender Teilbaustopp verhängt worden sei und auch ein Bußgeldverfahren geprüft werde. Darüber hatte das ZDF-Magazin „Frontal 21“ berichtet.
Zitiert wird aus Erkenntnissen der Kreisbehörde, wonach die betreffenden Schachtarbeiten drei, vier Tage gedauert hätten, bis sie bei einer Routinekontrolle aufgeflogen sein. Das Unternehmen weist einen bewussten Verstoß zurück. Man sei fest davon ausgegangen, dass für diese Arbeiten eine Genehmigung vorlag, heißt es laut „Tagesspiegel“ in Tesla-Kreisen. Untergrundarbeiten oberhalb des Grundwasserleiters seien erlaubt worden.
Die Darstellung von Tesla werde im Kern vom Umweltministerium bestätigt, heißt es. Mit dem 12. Antrag auf Zulassung des vorzeitigen Beginns seien allgemein „Untergrundleitungen“ beantragt worden. Tesla sei daher befugt gewesen, Leitungen zu verlegen, die damals „zugelassen und zwischenzeitlich nicht verändert wurden“. Laut Wasserbehörde seien aber auch Leitungen verlegt woden, für die es noch keine Zulassung gab. Nach der ersten Reportage von „Frontal 21“ zur Gigafactory hatte Elon Musk persönlich das ZDF angegriffen: „Wow, shame on ZDF Info!“ Der Konflikt scheint noch nicht ausgestanden.
Quelle: Tagesspiegel – Start der Tesla-Fabrik in Grünheide verzögert sich mindestens bis Oktober