Nicht nur in puncto Batterie-Technologie bekommen deutsche Unternehmen und Automobilzulieferer Konkurrenz aus Asien. Ebenfalls im Bereich der E-Motoren muss man mit Gegenwind aus Asien rechnen. Bestes Beispiel hierfür ist Nidec. Das Unternehmen aus Japan will zum größten Motorenhersteller für Elektroautos aufsteigen – unter anderem durch den Zukauf deutscher Mittelständler. Dies gab Konzernchef Shigenobu Nagamori im Gespräch mit dem Handelsblatt zu verstehen.
Wissenswachstum durch Unternehmenszukauf
Nagamori selbst verbindet viel mit Deutschland. So habe er in den 60er-Jahre bei einem deutschen Unternehmen gelernt, da die hiesige Branche damals bei E-Maschinen führend gewesen sei. Mittlerweile sei man bei Nidec dazu übergegangen nicht nur zu lernen, um im Gebiet der Elektroauto-Motoren mithalten zu können, sondern kauft auch deutsche Firmen. Hierdurch ist es Nidec möglich sich auf einen Schlag entsprechendes Know-How einzuverleiben und die eigene Position spürbar zu stärken.
Geplant sei, dass man die Führungsrolle von Nidec weiter ausbauen möchte. Um die 500 bis 600 Millionen Euro sollen, in den kommenden Monaten, für insgesamt fünf mittelständische Unternehmen ausgegeben werden. Auch größere Firmen sollen dazugehören. Alles mit dem Ziel den Umsatz von Nidec bis 2020, im Vergleich zum Rekordjahr 2017, noch einmal um 40 Prozent auf umgerechnet 15,6 Milliarden Euro zu erhöhen. Wie eingangs erwähnt spielt gerade der Bereich der Elektro-Motoren eine entscheidende Rolle. Nagamoris Ziele sind entsprechend ambitioniert: „Wir werden die Nummer Eins in der Welt sein“.
Bisherige Firmenkäufe haben sich vor allem in den USA und anderen Ländern Europas abgespielt, nun steht der Fokus auf Deutschland. Denn die „Kombination deutscher und japanischer Technik kann einen echten Sprung nach vorn bedeuten“, so der Konzernchef von Nidec weiter. Aus Sicht von Nidec sollten sich auch Autohersteller stärker auf E-Motoren konzentrieren, seien doch dort die Entwicklungszyklen deutlich kürzer, was schneller Fortschritte als bei Batterien erlaube.
Zusammenarbeit mit PSA für E-Motoren-Entwicklung
Bereits im Mai diesen Jahres haben der französische Autokonzern PSA und das japanische Unternehmen Nidec eine schlagkräftige Allianz für Elektromotoren ins Leben gerufen. Nidec, Weltmarktführer für Präzisions-Elektromotoren, und der Autokonzern, zu dem die Marken Peugeot, Citroen, DS, Opel und Vauxhall gehören, haben die strategische Bedeutung des Elektromotors für das kommende Elektroauto-Zeitalter erkannt und wollen nun – wie bereits vor einigen Monaten angekündigt – gemeinsam moderne und wettbewerbsfähige Antriebsaggregate für Hybridautos und E-Fahrzeuge entwickeln.
Nidec weitet Elektromotoren-Produktion spürbar aus
Nidec wird bis 2020 an drei Standorten weltweit Motoren für Elektrofahrzeuge bauen und nicht nur in China, wie bisher geplant, da das Unternehmen seine Lieferstrategie in Zeiten zunehmend trüber Geschäftsaussichten überdenkt.
Der in Kyoto ansässige Elektrogerätehersteller baut derzeit eine Fabrik in China, um die Serienproduktion eines Fahrmotorsystems mit einem in diesem Jahr entwickelten Getriebe und Wechselrichter aufzunehmen. Nun plant das Unternehmen, die Module auch in Polen und Mexiko herzustellen.
Das Unternehmen hat sich auch darauf vorbereitet, große Motoren für Anwendungen wie Generatoren aus europäischen Produktionsstätten in die USA zu exportieren, um mit chinesischen Herstellern mit höheren Kosten besser konkurrieren zu können.
Auch im kommenden Jahr wird man von einer jährlichen Kapitalinvestition von rund 1,34 Milliarden Dollar ausgehen. Dabei halte man am erklärten Ziel fest Traktionsmotoren zu einem Kerngeschäft entwickeln. Für das Geschäftsjahr 2022 strebt das Unternehmen einen Umsatz von 100 Milliarden Yen an, der bis zum Geschäftsjahr 2025 auf 200 Milliarden Yen verdoppelt werden soll.
Die neuen Motormodule werden zunächst an eine Elektrofahrzeugtochter der Guangzhou Automobile Group geliefert, wobei Nidec später an andere Automobilhersteller verkaufen will.
Quelle: Ecomento.de – Nidec will größter Hersteller von Elektroauto-Motoren werden // Nikkei Asian Review – Nidec to add electric-car motor production outside China