Dass die Stromer des amerikanischen Start-Ups Lucid Motors in puncto Ladegeschwindigkeit vorne mit dabei sind, dass ist nicht erst seit gestern klar. Mit dafür verantwortlich sind die verwendeten Lithium-Ionen-Akkus, deren Lebenszyklus bereits über den Einsatz im Lucid Air hinaus gedacht wurde. Denn die “alten” Akkus sollen nach ihrem Einsatz im Stromer in Energiespeichersystemen für gewerbliche und private Kunden untergebracht werden.
Mit einer großen Anzahl alter Batterien ist aktuell noch nicht zu rechnen. Da deren Erstlingsstromer, der Lucid Air, erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 auf den Markt kommt. Und dennoch müsse man sich für die Zukunft vorbereiten. “Die Batteriezellen-Module, die die Fahrzeuge von Lucid antreiben, sind identisch mit denen, die für die Energiespeicherung verwendet werden, und eignen sich daher gut für ein zweites Leben”, so das Unternehmen gegenüber TechCrunch. Eric Bach, Chefingenieur und Senior VP of Product bei Lucid, gab dem Medium gegenüber zu verstehen, dass man bereits den Prototyp eines stationären 300-Kilowattstunden-Batteriespeichersystems erbaut habe. Bach betont zwar, dass die Batterien in diesem System neu seien, aber es “keine technische Einschränkung” bei der Verwendung gebrauchter Batterien gibt.
Derzeit ist davon auszugehen, dass Lithium-Ionen-Akkus mit einer Ladekapazität von unter 70% aus E-Autos ausgetauscht werden. Was bedeutet, dass sie potenziell ein weiteres Jahrzehnt Lebensdauer haben, beim Einsatz in sogenannten Second-Life-Lösungen. Bach erklärte, dass das Unternehmen die Batterien, die in den Lucid Stromer verwendet werden, wahrscheinlich zurückholen wird, nachdem sie das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben, und zwar über seine speziellen Servicezentren oder wenn Kunden ihre Fahrzeuge in Zahlung geben.
Sobald die Batterien an Lucid zurückgegeben werden, muss das Unternehmen die Module aus den Packs entnehmen und sie einer Qualitätsprüfung unterziehen. Großer Vorteil ist hierbei die Tatsache, dass die E-Autos des Start-Ups über eine Vielzahl von eingebauten Sensoren verfügen, welche Daten über jedes ihrer Fahrzeuge liefern können. Von den Batteriepacks bis hinunter zur Modulebene. Nach dem physischen Test könnten die Module bereit sein, um bspw. in einen Batteriespeicher eingesetzt zu werden.
Speichersysteme enthalten einige zusätzliche Komponenten. In einem Heimsystem kann das ein DC-zu-AC-Wechselrichter, ein Kühlsystem und Sicherheitsschalter sein. Die eigentliche Batterie wird bei allen Lucid-Produkten gleich bleiben. Lucid hat noch nicht festgelegt, wie es die Second-Life-Batterien zwischen Heim- und Industrieanwendungen aufteilen wird. “Ich persönlich denke, dass es in einer industriellen Anwendung sinnvoller und einfacher wäre, diese [Second-Life]-Module zu verwenden, weil dort die Schlüsselmetrik wirklich nur Dollar pro Kilowattstunde ist”, sagte Bach. Recycling sei derzeit noch keine Option bei Lucid Motors, da man das Volumen auch noch nicht richtig abschätzen können. Im Moment überlässt Lucid das Recycling seinen Batteriezellen-Lieferanten, wie dem südkoreanischen Unternehmen LG Chem.
“Langfristig gesehen stehen wir aber erst am Anfang unserer Reise [. . .] und ich kann mir vorstellen, dass wir in mehreren Jahren selbst in die Zellfertigung einsteigen werden, ebenso wie in die gesamte Wertschöpfungskette für alles, was zur Herstellung der entsprechenden Energiespeicher benötigt wird”, sagte Bach. “In der Zukunft macht es also absolut Sinn, wenn das Volumen steigt, zu versuchen, mehr von der Lieferkette zu enthalten und das geht zurück in eine nachhaltige Methode des Recyclings der Rohstoffe.” Derzeit liegt der Fokus allerdings zunächst auf der Einführung des Air am Markt. Ein mögliches Heim-Speichersystem bzw. ein Energiespeicher für die Industrie habe aktuell kaum Bedeutung.
Quelle: TechCrunch – Lucid Motors sees a second life for its EV batteries in energy storage