Claudia Kemfert, seit 2004 Leiterin der Abteilung „Energie, Verkehr, Umwelt“ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und seit 2009 Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit, fordert in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen einen „grünen Neustart“ nach der Corona-Epidemie und zeigt auf, wie ein nachhaltiges Energiesystem in Zukunft aussehen könnte.
Die Corona-Krise zeige „eindrücklich, dass wir in einer starken Demokratie Krisen gemeinsam meistern können, wenn Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft gut zusammenarbeiten“, sagt Kemfert zu Beginn des Interviews. „Nun dürfen wir aber nicht in die nächste Krise schlittern“, so die Forscherin mit Blick auf den Klimawandel. Um diesem entgegenzutreten, „sollten wir die positiven Erfahrungen der jetzigen Krise verstetigen, etwa Videokonferenzen statt Kurzstreckenflüge oder mehr Radfahren“, schlägt Kemfert vor.
Für das diskutierte Konjunkturprogramm forderte Kemfert schon vor dem Beschluss aus Berlin, es „wäre nur dann ein ‚Neustart‘, wenn es endlich konsequent auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz setzt“ — etwa Investitionen in den Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien und hin zur Energieeinsparung. „Staatliche Fördermittel sollten daran gekoppelt sein, dass Unternehmen von der Nutzung fossiler Energiequellen auf klimaschonende Technologien umsteigen“, forderte die Klimaforscherin. Verkehr müsse „dauerhaft vermieden, verlagert und verbessert werden“ und staatliche Hilfsgelder sollten in klimaschonende Mobilitätsangebote fließen. In Teilen wurden Kemferts Forderungen im Konjunkturprogramm der Regierungskoalition auch umgesetzt.
Kemfert sprach sich auch dafür aus, im Schienenverkehr mehr Ökostrom einzusetzen, „im öffentlichen Personennahverkehr mehr Elektrofahrzeuge, aber auch im Schiffs-, Flug- oder Schwerlastverkehr mehr klimaschonende Antriebe. Kurzstreckenflüge sollten komplett abgeschafft, stattdessen Zug-Schnellfahrstrecken ausgebaut werden. Und die Investitionen in die Schieneninfrastruktur müssten mindestens verdreifacht werden“, so die Forscherin.
„Die Emissionen müssen runter, und zwar schnell und umfassend!“
Von alternativen Ideen zur Klimarettung, wie etwa neue Atomreaktoren, Aufforstung, das Düngen der Meere oder der unterirdischen Speicherung von klimaschädlichem CO2, hält Kemfert nicht viel. Die Ideen seien teuer, ineffizient und teils auch hoch riskant. „Unterm Strich führt kein Weg daran vorbei: Die Emissionen müssen runter, und zwar schnell und umfassend!“, so die Klimaforscherin. Dafür brauche es „keine neuen Erfindungen. Die Instrumente sind alle da: eine Vollversorgung aus erneuerbaren Energien, Energiesparen und eine nachhaltige Landwirtschaft.“
Kemfert skizziert in dem Interview auch, wie unsere Energieversorgung der Zukunft aussehen könnte, sie sei „dekarbonisiert, demokratisch und digital: Wind, Sonne, Wasser, Biomasse und Geothermie wirken dezentral und im Team.“ Mit einer intelligenten Verzahnung samt Speicheroptionen für Energie entstehe „ein virtuelles Großkraftwerk. Das ermöglicht eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien.“ Um dies zu erreichen, seien „mehr Künstliche Intelligenz, intelligente Netze und Speicher“ notwendig — etwa auch die Akkus von Elektroautos, die über V2G-Anwendungen einen nicht unerheblichen Teil zur Energiewende und zugleich der Dekarbonisierung des Individualverkehrs beitragen könnten. Hier könne sich Deutschland „als technisch innovatives Land der Ingenieure beweisen und Anreize setzen, solche zukunftsweisenden Lösungen zum Einsatz zu bringen.“
Ideen und Lösungen gebe es genug, „aber es fehlen die gesetzlichen Rahmenbedingungen, damit zum Beispiel Energie-Speicher überhaupt Teil des Geschehens sein dürfen“, bemängelt Kemfert.
Quelle: Augsburger Allgemeine — Klimaforscherin Claudia Kemfert: „Die Klimakrise lässt sich abwenden“
Am besten mit Autos, die mehr als 500 KW haben und mit Kohlestrom fahren! Die Menscheit rettet sich selbst durch irre Stromverschwendung! Wie schön!!! (naiv).
„Von alternativen Ideen zur Klimarettung, wie etwa neue Atomreaktoren, Aufforstung, das Düngen der Meere oder der unterirdischen Speicherung von klimaschädlichem CO2, hält Kemfert nicht viel. Die Ideen seien teuer, ineffizient und teils auch hoch riskant.“
Da fragt man sich, was an „Aufforstung“ verkehrt sein soll. Dass sich die Waldflächen in den letzten Jahrhunderten durch das menschliche Handeln immer weiter verringert dürfte wohl einer der wichtigsten Gründe für die Erwärmung sein, zumal ja durch die Bäume, Wälder etc. das CO2 aufgenommen und reiner Sauerstoff abgegeben wird. Auch von anderen Schadstoffen/Treibhausgasen wird die Luft gereinigt. Durch vorgenommene Rodungen von Wäldern oder überhaupt „Verbrennung von Biomasse“ wird aber massiv CO2 freigesetzt und zugleich aber die
Grundlage für die Kohlenstoffbindung bzw. Rückumwandlung des freigesetzten CO2 in Sauerstoff entfernt.
Abwechslungsreiche Mischwälder sind außerdem wichtig für den Wasserkreislauf und natürliche Artenvielfalt (und somit Nahrungskreisläufe und Grundlagen etc). Durch sie kann das aufgenommene Regenwasser besser im Boden gespeichert werden und im Schatten der Bäume vor zu schneller Verdunstung/Austrocknung durch direkte Sonneneinstrahlung geschützt werden. Wiederum können gesunde, große Wälder mit ihrer Verdunstung auch zu neuen Regenfällen beitragen, besten ist es ein gesundes Wechselspiel aus Verdunstung und anschließenden Regen (siehe auch Regenwald), welches nicht durch zu große Einschnitte in Natur und Wälder gestört werden sollte..
Wie Wälder wirken macht schon ein Vergleich klar, wenn man im Sommer bei hohen Temperaturen und starker Sonnenstrahlung sich in bebauter Umgebung mit kaum Bäumen befindet und wiederum im Wald. In Wäldern sind die Temperaturen meist angenehm feucht-kühl im Vergleich zu bebauter Umgebung. Die Wälder wirken wie eine natürliche Klimaanlage.
Ich kann daher den die zitierte Aussage bzgl. der Aufforstung nicht verstehen, weil genau das einer der wichtigsten Aspekte beim Klimawandel ist… auch überhaupt für die Erhaltung der natürlichen Lebensräume. Eine völlig verbaute Umgebung wäre wahrscheinlich unglaublich heiß und trägt damit auch zur Erwärmung bei. Also ist auch bei der Bebauung und generell bei Flächennutzungen auf einen großen gewährten Anteil von Naturflächen zu achten..
Dass ‚Aufforsten‘ nicht zu den klimanützlichen Möglichkeiten gehören soll, müßte Frau Prof. Kemfert wohl näher erläutern. Über eine solche Aussage kann man ohne näheres zu wissen, nur trefflich spekulieren. Vielleicht passt es aktuell nicht in die politische Landschaft des ‚Kümmerns‘ unserer Berliner Entourage. Vielleicht is es auch zu ‚billig‘? Beim ‚Aufforsten‘ ist ja nicht gerade ein irgendwie technisches Handeln notwendig. Beim ‚radeln‘ kann man zumindest ein ‚E-Bike‘ als Investition anführen.
Somit kann ich dem ‚Leser‘ in seiner Meinung nur unterstützen und Frau Prof. Kemfert dringlichst auffordern, einige Unterrichtsstunden in Biologie zu nehmen und sich besonders mal die Photosynthese anzuschauen.
Was Frau Prof. Kemfert sicherlich meint, ist, dass Aufforstung keine reelle Alternative zur Umbau unseres Energiesystems ist. Die Größenordnung, welche benötigt würde, ist in absehbarer Zeit nicht realsistisch zu erreichen. Schon gar nicht, wenn es weltweit eher in die andere Richtung geht.
Wir müssen so schnell es geht unser Energiesystem umbauen, daran geht nichts vorbei. Nur das ist die zentrale und richtige Aussage.
Natürlich ist Aufforsten wichtig. Das darf aber nicht so verstanden werden, dass damit CO2- und andere THG-Emissionen ausgeglichen sind. Seit Jahren werden fiktive Alternativen diskutiert. Unter dessen sind die THG-Emissionen weiter gestiegen. Kurz um, die Reduzierung der THG-Emissionen hat den größten Effekt, daneben sind auch andere Maßnehmen wichtig. Aber keine Maßnahme macht eine andere überflüssig. In .Deutschland werden pro Jahr ca. 800 Milionen Tonnen CO2 verursacht. Global in der Größenordnung von etwa 30 Milliarden Tonnen, Wo soll der Wald dafür aufgefostet werden um diese Menge auszugleichen? Und das ja für Jahr!
Zum Thema „der Strom ist so schmutzig“. Die ökologische Parität liegt bei etwa 550 g CO2/kWh, aktuell liegt die CO2-Intensität im deutschen Strommix bei etwa 420 g CO2/kWh. Schmutiziger ist allerdings der Strom für Raffinerien, hier liegt die CO2-Intensität bei etwa 600 g CO2/kWh. (weil direkt mit Kohlekraftwerken betrieben) Wer ein Elektroauto fährt spart also doppelt CO2.