Der US-amerikanische Futurist, Autor und Berater Peter Schwartz, der sich seit beinahe einem halben Jahrhundert mit der Entwicklung von Zukunftsprognosen beschäftigt, sprach in einem Interview mit dem Technologieunternehmen Freudenberg unter anderem über das Thema Elektromobilität, und was sich bei der Mobilität insgesamt ändern wird.
Schwartz geht davon aus, dass sich die Ladezeit von Elektroautos innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre drastisch verkürzen werde. Ob ein Auto betankt oder aufgeladen wird, sei „bald nicht mehr relevant. Es wird beides gleich schnell gehen.“ Auch die Ladeinfrastruktur selbst werde zwar besser in der Fläche ausgebaut werden, dafür seien allerdings „Subventionen aus der Politik vonnöten“.
„Ich denke, in spätestens einem Jahrzehnt wird jedes neue Auto mindestens ein Hybrid sein“, so Schwartz weiter. Das heiße „aber nicht, dass gar keine reinen Verbrenner mehr auf den Straßen zu sehen sind. Gerade Lastwagen werden in der Hinsicht eine Herausforderung darstellen“, außerdem gebe es auch noch eine riesige Anzahl an Bestandsfahrzeugen, die noch sehr lange genutzt werden dürften.
Als Vorreiter bei innovativer Verkehrsgestaltung sieht der Zukunftsforscher den Stadtstaat Singapur und das Elektroauto-Vorzeigeland Norwegen. Schwartz meint, dass Singapur innerhalb der nächsten 20 Jahre den Besitz von Privat-Pkw abschafft: „Es wird das erste Land der Welt sein, in dem stattdessen autonome Fahrzeuge herumfahren und den öffentlichen Nahverkehr unterstützen.“ Norwegen sei spannend, da es seinen Strom vor allem aus Wasserkraft bezieht und bei der Elektromobilität „zielstrebig“ vorangehe. „Das ist so faszinierend, weil das eher dünn besiedelte Norwegen in mancherlei Hinsicht das genaue Gegenteil von Singapur ist. Aber beide setzen stark auf Elektromobilität und neue Ansätze.“
„Toyota startete schon vor zwanzig Jahren“
Die großen Automobilhersteller hätten mittlerweile „alle verstanden, dass der Wechsel zur Elektromobilität unausweichlich ist“. Die Frage sei, „wie schnell tun sie es, wer geht voran, und wie tun sie es?“ Viele deutsche Hersteller „hinken da erheblich hinterher, weil sie lange Zeit nicht an Elektroautos geglaubt haben“, stellt Schwartz fest. Hersteller aus Asien hätten „einen deutlichen Vorsprung. Toyota startete schon vor zwanzig Jahren.“
Es sei bei all dem „sehr offensichtlich“, dass die Antriebswende nicht stattfinden würde, „wenn der Klimawandel nicht wäre. Je mehr wir dessen Auswirkungen spüren, desto schneller werden wir reagieren.“ Und nun wachse eine „neue Generation an jungen Leuten“ heran, „für die das Auto nicht mehr das Ticket in die Freiheit ist“. Das sei „schon ein großer Mentalitätswandel. In New York City hat schon heute die Mehrzahl der Menschen kein Auto mehr. Es lohnt sich nicht. Sie suchen ohnehin nur die ganze Zeit nach einem Parkplatz.“
Quelle: Freudenberg — „Laden und Tanken wird gleich schnell gehen“