Wenn es um Elektrofahrzeuge geht, gibt es immer noch viele Unklarheiten. Fünf davon nehmen wir genauer unter die Lupe…
1. E-Autos haben nicht genug Reichweite
Das E-Tanken ist ein völlig anderes Konzept als der klassische Tankstellenbesuch: Statt gezielt zur Zapfsäule zu fahren, wenn der Tank leer ist, können E-Autofahrer überall dort aufladen, wo es Strom und eine Ladestation gibt. Selbst private E-Tankstellen in der heimischen Garage sind schnell installiert, genauso wie eine Ladestation am Arbeitsplatz – ein Privileg, dass den anderen Treibstofftankern versagt bleibt.
Doch wie weit kommt man nun mit dem elektrischen Auto? Im Durchschnitt fährt ein E-Fahrer circa 50 Kilometer pro Tag – kein Grund also, sich um die Reichweite zu sorgen. Doch auch wer Langstreckentrips plant, darf entspannt bleiben: beispielsweise kommt der VW I.D.3 330 Kilometer weit; der Audi e-tron fährt 400 Kilometer elektrisch und das Tesla Model 3 sogar ganze 530 Kilometer (ADAC Deutschland, „Neue Elektroautos 2019”) – das ist fast so weit wie von Berlin bis nach München.
2. E-Autos sind nicht umweltfreundlich, da Elektrizität aus Kohle erzeugt wird
Im Vergleich mit Verbrennungsmotoren reduzieren E-Fahrzeuge beim Fahren Treibhausgasemissionen beachtlich, unabhängig davon, wie die zum Laden benötigte Energie erzeugt wird. In Regionen, in denen der Großteil der Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird, werden Emissionen sogar noch mehr verringert.
Wer dennoch skeptisch ist: das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) veröffentlichte im Januar 2019 den Bericht „Wie klimafreundlich sind Elektroautos?”.
Fazit? Das elektrische Fahrzeug ist umweltfreundlicher. Oder um es in den Worten des BMU auszudrücken: „Die Analyse der Klimabilanz eines Elektroautos (…) zeigt, dass die Treibhausgasemissionen eines rein batterieelektrischen Fahrzeugs (kurz: Elektroauto) selbst unter Berücksichtigung des deutschen Strommix geringer ausfallen als bei vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, und das schon für ein heute gekauftes Fahrzeug.” Den vollständigen Bericht findest du hier.
3. Das Aufladen dauert zu lang
Obwohl wir stets unterwegs zu sein scheinen, verbringen die meisten Autos viel Zeit auf dem Parkplatz. In der Regel wird das Auto für 20 Stunden am Tag geparkt. E-Fahrer haben so gesehen mehr als genug Zeit zum „tanken”. Im Gegensatz zum herkömmlichen Kraftstoff, bei dem man so lange fährt, bis die Reserveanzeige aufblinkt, kann man mit dem zu Hause, am Arbeitsplatz oder an einer der öffentlichen Ladestationen geparkten E-Auto in nur einer Stunde oder auch in allen 20 Stunden laden.
Steige ich morgens oder am Ende eines Arbeitstages in mein Auto, ist demnach meine Reichweite höher als zum Zeitpunkt, als ich das Auto verlassen habe. Diese Änderung in der Denkweise ist notwendig, um einer weiteren potenziellen Angst hinsichtlich der Netzkapazität entgegenzuwirken. Da die Autos entweder während der gesamten 20 Stunden oder einem Teil davon angeschlossen sind, können sie SMART-Ladungen durchführen, was zu einer besseren Auslastung des Netzes, einer Optimierung der verfügbaren Leistung, einem gezielten Einsatz von erneuerbaren Energien und einer Preisdifferenzierung führt. Tatsächlich verweilen E-Autos laut unserer Netzwerkdaten durchschnittlich doppelt so lange an der Ladestation, als zum Aufladen nötig ist.
So lange dauert das Aufladen im Durchschnitt wirklich:
4. E-Autos lohnen sich nur in bestimmten Klimazonen
An kalten Wintertagen verlieren Sie vielleicht etwas an Reichweite, doch genug Menschen fahren ihr E-Auto erfolgreich in den nördlichsten Breitengraden (wie z.B. in Norwegen, Island, Kanada oder Alaska) – und das tagtäglich. Tipp: Bleibt das Auto bei frostigen Temperaturen an der Ladestation angeschlossen und in der Garage geparkt, hält auch die Batterie länger durch.
5. Die Batterien von Elektrofahrzeugen verlieren schnell an Reichweite
Heutzutage hat die Batterie eines E-Autos oftmals eine Garantie von 150.000 Kilometern mit einer Gültigkeit von 8 Jahren. Allgemein behalten diese Batterien 10 Jahre lang ihre Kapazität von 70 bis 80 Prozent. Energieverlust der Batterie sollte daher kein großes Problem darstellen, es sei denn Sie planen Ihr Elektroauto mehrere Jahrzehnte zu behalten.
Über den Redakteur: André ten Bloemendal ist Vice President of Sales in Europa bei ChargePoint, dem mit über 100.000 Ladestationen größten Ladenetzwerk für Elektrofahrzeuge. Mit mehreren Jahrzehnten Führungserfahrung bei einer Vielzahl von namhaften Unternehmen im Energie- und Technologiebereich war er unter anderem als Chief Commercial Officer bei New Motion, sowie bei Lightning Europe, Fedet und LedNed B.V. tätig. Bei ChargePoint zeichnet er verantwortlich für die Vertriebsstrategie und die strategischen Partnerschaften des Unternehmens auf dem europäischen Markt. André ten Bloemendal hat einen Abschluss in Electronic, Modelling und Simulation von der Universität Twente.