Matthias Schmidt, Automobil-Analyst, prophezeit, dass sich die Anzahl der Elektroauto-Zulassungen in 2020 gegenüber 2019 verdoppeln wird. Er zeigt sich zuversichtlich, dass die 700.000er-Grenze (Europa) überschritten wird. Eine Tatsache, welche zu einem explosionsartigem Wachstum am Elektromobilitätsmarkt im Quartal 01/2020 führen wird sind die ab 2020 geltenden CO2-Flottenwerte.
Die Einhaltung dieser Grenzwerte wird dazu führen, dass Hersteller neue Modelle vorantreiben und die Produktionsleistung erhöhen, die bisher er mühsam und langsam ansteigt. Aber gerade von politischer Seite wird der E-Auto-Absatz weiter gepusht. Die einzelnen Regierungen sollen sowohl Privat- als auch Firmenwagenfahrer durch zahlreiche Förderprogramme zur Beschleunigung der Einführung unterstützen. Gerade in Ländern in welchen OEMs selbst fertigen wird entsprechende Unterstützung gewährt, um Geldbußen zu vermeiden und schlussendlich Arbeitsplätze zu schützen.
Übergangsphase: Subventions- zu Nachfragegetriebenenem Elektroautomarkt
Bloomberg teilt diese Einschätzung und gibt zu verstehen, dass sich der Ansturm auf die Elektrifizierung des Verkehrs von China nach Europa verlagern wird. In dem Bericht „EVs and New Mobility: Trends to Watch in 2020“, schätzen die BNEF-Analysten, dass die globalen Autokonzerne in diesem Jahr etwa 2,5 Millionen Elektro-Pkw verkaufen werden, 20% mehr als im Jahr 2019. Während China weiterhin den globalen Elektroautomarkt dominieren wird, werden die zwar nicht gekürzten, aber eben auch nicht erhöhten Subventionen dazu führen, dass sich die Wachstumsdynamik nach Europa verlagert.
„Die langfristige Zukunft ist wirklich rosig, aber kurzfristig erwarten wir ein relativ langsames Wachstum“, sagte Colin McKerracher, Analyst bei BloombergNEF. „Sie befinden sich immer noch in der Mitte dieses Übergangs, von einem Markt, der von direkten Subventionen angetrieben wird, zu einem Markt, der von einer Kombination aus realer Verbrauchernachfrage und anderen großen politischen Mechanismen angetrieben wird.“
Akku-Preise müssen sinken für mehr Absatz am Markt
Entscheidend für den langfristigen Erfolg des E-Autos seien Kostensenkungen bei den Lithium-Ionen-Batterien. Die Preise werden in diesem Jahr im Durchschnitt etwa 135 Dollar pro Kilowattstunde betragen, etwa 13% niedriger als 2019 und 89% niedriger als vor einem Jahrzehnt. Weitere Kostensenkungen werden sich ergeben, wenn der Umfang der Batterieproduktion zunimmt und das Design der Batteriepakete effizienter wird.
Seit Beginn der Datensammlung der Akku-Preisentwicklung von Bloomberg NEF bis ins Jahr 2018 ist der Preis für eine Kilowattstunde Akkukapazität um satte 85 Prozent gefallen. Von 1160 US-Dollar (etwa 1030 Euro) im Jahr 2010 auf 176 US-Dollar (156 Euro) im Jahr 2018. Mittlerweile schätzt Bloomberg die Kosten auf 87 US-Dollar (78 Euro) im Jahr 2025. VW soll zumindest schon die Grenze von unter 100 US-Dollar (90 Euro) unterschritten haben.
Anzahl der Ladestationen wird signifikant ansteigen
Öffentliche Ladepunkte zum Aufladen von Elektroautos werden 1,2 Millionen erreichen, gegenüber 880.000 im Jahr 2019, da Regierungen und Energieunternehmen an der Erweiterung der kritischen Infrastruktur arbeiten. Da immer mehr Autos an das Netz angeschlossen werden, wird es für Energieversorger und Regierungen immer wichtiger, die damit verbundenen Schwankungen der Energienachfrage zu beherrschen.
Wie der Bundesverbands eMobilität e.V. (BEM) ermittelt hat, erfordert allein der Aufbau der Ladeinfrastruktur, um Elektroautos mit Strom versorgen zu können, in den kommenden zehn Jahren ein Personalvolumen von 255.000 Fachkräften. Dabei sind neue Arbeitsplätze im Automotive-Bereich oder bei der Batterieherstellung noch nicht erfasst. Die Untersuchung bezieht sich auf die von der Bundesregierung angestrebte Emissions-Minderung im Straßenverkehr bis zum Jahr 2030. Demnach sehen Experten einen Bedarf von etwa 300.000 Ladesäulen im öffentlichen und halböffentlichen Bereich. Hinzu kommt durch die Umsetzung der EU-Gebäude-Energieeffizienz-Richtlinie die Notwendigkeit zur Errichtung von etwa zehn Millionen Ladepunkten im privaten Wohn- und Mieteigentum sowie an Arbeitsplätzen.
Quelle: Bloomberg – Cheaper Batteries, More Chargers for Electric Car Buyers in 2020