EU soll E-Fuel-Ausnahme anvisieren

Cover Image for EU soll E-Fuel-Ausnahme anvisieren
Copyright ©

Shutterstock / 2070351383

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 3 min  —  0 Kommentare

Laut Automotive News Europe bietet die EU Deutschland einen Vorschlag für eine Ausnahmeregelung an, um E-Fuels auch nach 2035 zu erlauben. Damit will sie sich eine Entscheidung erkaufen, dass Verbrenner ab 2035 wirklich wie geplant nicht mehr neu zugelassen werden dürfen. Das Thema E-Fuels wird gerade öffentlich sehr viel diskutiert und die Meinungen kochen recht hoch. Ich versuche es noch einmal kurz und knapp zusammen zu fassen für alle, die einen schnellen Einstieg in das Thema suchen.

Was bisher geschah: Eigentlich war man sich in der EU längst einig über das Verbot neuer Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035. Ursprünglich sollten die EU-Staaten Anfang März darüber entscheiden und damit dem Verbot auch die nötige Grundlage geben. Doch es kam anders. Deutschland und einige andere EU-Staaten drohten damit, das Verbot neuer Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035 zu blockieren. Vor allem die FDP, in Person von Verkehrsminister Volker Wissing forderte, synthetische Kraftstoffe auch künftig zu berücksichtigen. Auf Drängen Deutschlands prüfte die EU dann, ob und wie synthetische Kraftstoffe auch künftig eingesetzt werden können.

Die Europäische Union hat nun laut der Quelle eine Erklärung vorgelegt, die eine mögliche Rolle für E-Fuels in Autos mit Verbrennungsmotor auch nach dem Verbot aufzeigt. Diese soll den Weg frei machen, um die Anfang März verschobene Abstimmung zeitnah zu einem einstimmigen Ergebnis zu bringen.

Die neue Erklärung soll die Regeln so ändern, dass bestimmte Fahrzeuge, die ausschließlich E-Fuels verbrennen können, nach einem wirksamen Verbot von neuen Autos mit Verbrennungsmotor trotzdem erlaubt wären. Das bedeutet aber auch, dass die chemisch mit regulärem Benzin identischen E-Fuels so verändert werden müssten, dass sie von diesen Fahrzeugen als synthetische Kraftstoffe erkannt werden und reguläre Kraftstoffe nicht verwendet werden können, so die Quelle. Das scheint die ganze Idee schon wieder ins Absurde zu verschlimmbessern, so die persönliche Meinung des Autors.

Befürworter von E-Fuels sagen, dass sie im Wesentlichen ein Speicher erneuerbarer Energie seien, die in einen brennbaren, flüssigen Kraftstoff umgewandelt wird und in der Herstellung das CO2 aus der Atmosphäre auffängt welches es nachher wieder freigibt.

Kritiker sagen, dass E-Fuels eine Verschwendung erneuerbarer Energie seien und man mit den selben Ressourcen effizienter Energie zur Speicherung transformieren könne. Beispielsweise in Wasserstoff. Außerdem geben die E-Fuels das CO2, das sie aus der Atmosphäre binden, dann in Ballungsgebieten wieder ab, wo viele Autos fahren. Auch die Lärmbelastung entspricht jener herkömmlicher Verbrenner. E-Fuels seien somit nicht für Autos, sondern höchstens für Flug-, Schiff- oder Fernlastverkehr eine Option.

Besonders die Sportwagenhersteller Porsche und Ferrari setzen sich intensiv für E-Fuels ein. Dementsprechend ist neben Deutschland vor allem Italien treibende Kraft beim politischen Kampf um die synthetischen Kraftstoffe. Porsche produziert bereits in Südamerika E-Fuels.

Die Europäische Union ist scheinbar kompromissbereit. Man will eine schnelle Entscheidung, um im Kampf um die hochgesteckten Klimaziele schnell weitere Erfolge vermelden zu können. Jetzt wartet man in der EU auf eine Entscheidung der Veto-Parteien. Die Verkehrsminister dieser Länder trafen sich diese Woche Montag in Straßburg, um den Vorschlag zu diskutieren. „Die Gespräche, die wir bisher geführt haben, haben sehr viel Klarheit gebracht“, wurde Volker Wissing im Anschluss zitiert. „Wir wissen, wo jetzt noch Hürden zu nehmen sind, und ich bin zuversichtlich, dass wir vielleicht diese Woche schon weiterkommen.“

Es darf also noch eine Weile weiter diskutiert werden.

Quelle: Automotive News Europe – EU offers e-fuel exemption to Germany in bid to save combustion car ban / Handelsblatt – Wissing erwartet baldige Fortschritte im Streit um Verbrenner-Aus

worthy pixel img
Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Nissan Ariya Nismo im Test: Ein schickes, wildes Biest

Nissan Ariya Nismo im Test: Ein schickes, wildes Biest

Daniel Krenzer  —  

Einer der schönsten Innenräume auf dem E-Auto-Markt lässt sich in der Nismo-Ausführung nun noch agiler über die Straßen manövrieren.

Cover Image for Formel E präsentiert neuen GEN4-Rennwagen mit Allradantrieb

Formel E präsentiert neuen GEN4-Rennwagen mit Allradantrieb

Sebastian Henßler  —  

Die FIA und Formel E präsentieren den GEN4 – ein Elektroauto mit 600 kW, aktivem Allradantrieb und nachhaltiger Konstruktion für die Saison 2026/27.

Cover Image for Rheinmetall plant E-Fuel-Netzwerk mit Hunderten Anlagen

Rheinmetall plant E-Fuel-Netzwerk mit Hunderten Anlagen

Sebastian Henßler  —  

Europas Industrie bündelt Kräfte: Rheinmetall führt ein Konsortium an, das E-Fuels im industriellen Maßstab direkt in Europa produzieren will.

Cover Image for VDA-E-Ladenetzranking: „Es braucht unbedingt wieder mehr Tempo“

VDA-E-Ladenetzranking: „Es braucht unbedingt wieder mehr Tempo“

Michael Neißendorfer  —  

Der Handlungsbedarf beim Ladeinfrastrukturausbau in Deutschland bleibt insgesamt weiterhin groß, so der VDA in seinem aktuellen E-Ladenetz-Ranking.

Cover Image for Studie: Was halten Deutsche vom autonomen Fahren?

Studie: Was halten Deutsche vom autonomen Fahren?

Maria Glaser  —  

Das Marktforschungsunternehmen UScale veröffentlichte die Ergebnisse der Studie „ADAS Satisfaction Study 2025“ mit mehr als 4000 Befragten.

Cover Image for Hyundai Ioniq 6N im Fahrbericht: Krawall mit Stil

Hyundai Ioniq 6N im Fahrbericht: Krawall mit Stil

EAN Redaktion  —  

Der Hyundai Ioniq 6N zeigt, dass E-Mobilität auch Adrenalin kann – präzises Fahrwerk, digitaler Rennmodus und Sound mit Gänsehautfaktor.