Studie: Verbrenner brauchen sehr viel mehr Sprit als angegeben

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 3 min

Elektroautos brauchen vor allem auf der Autobahn sowie im Winter mehr Strom als vom Hersteller angegeben. Doch bei Verbrennerfahrzeugen ist die Abweichung von den von den Herstellern angegebenen Werten im realen Gebrauch laut aktueller EU-Daten anhand eines neuen Messverfahrens mitunter noch deutlich größer. Besonders krass weicht der tatsächliche Verbrauch bei Plug-in-Hybriden von den angegebenen Werten ab – laut Spiegel online um mehr als 250 Prozent.

Die Daten stammen von der Europäischen Umweltagentur und zeigen, dass Plug-in-Hybride im Jahr 2022 durchschnittlich knapp sechs Liter Benzin pro 100 Kilometer verbraucht haben. Da für den Prüfzyklus jedoch mit einem vollen Akku gestartet wird, sind die von den Herstellern angegebenen Werte bedeutend niedriger – teilweise werden sogar Verbrauchswerte von weniger als einem Liter in Aussicht gestellt. Die erreicht aber nur, wer sehr regelmäßig lädt und das Fahrzeug quasi nie für weitere Strecken und ergo im Vebrenner-Modus verwendet. Dass die Wahrheit anders aussieht, erschließt sich fast von selbst – wird nun aber durch die Zahlen der EU-Behörde untermauert.

Abweichungen bei Verbrennern höher als bei E-Autos

Im Februar berichtete Focus Online, dass die Abweichung bei Elektroautos von angegebenem und tatsächlichem Verbrauch bei 12,5 Prozent liege. Die EU-Daten weisen nun deutlich höhere Werte für Benziner und Diesel aus, denn auch bei diesen Antriebsarten weicht die Realität von den Herstellerangaben mitunter deutlich ab, wenn auch nicht in dem ausufernden Maße wie bei Plug-in-Hybriden.

Autos mit Benzinmotor haben demnach knapp 7,9 Liter im Schnitt verbraucht, was fast 24 Prozent mehr als angegeben sind. Dieselfahrzeuge verbrauchten 2022 im Schnitt real knapp 6,9 Liter und somit gut 18 Prozent mehr als in den Datenblättern der Hersteller. Statt 40 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer, wie bei den Plug-in-Hybriden in Aussicht gestellt wird, stoßen sie im realen Leben fast 140 Gramm CO2 aus. Bei Verbrennern sind es hingegen in der Realität etwa 180 Gramm CO2 anstatt von knapp 150 Gramm.

Allerdings fallen die Abweichungen bei den Herstellern unterschiedlich stark aus. Besonders stark von der Realität weichen die tatsächlichen Verbräuche laut Analyse bei Fahrzeugen der Hersteller BMW, Mercedes-AMG, aber auch bei Renault und Dacia aus. Bei „Hybrid-König“ Toyota und Volkswagen hingegen fielen die Abweichungen vergleichsweise gering aus – was allerdings immer noch zweistelligen Prozentzahlen oberhalb des von den Herstellern angegebenen Wertes entspricht.

Diese Zahlen dürften auf europäischer Ebene neue Diskussionen entfachen, ob die WLTP-Ermittlung bei Plug-in-Hybriden in der aktuellen Form beibehalten werden kann. Die Autohersteller müssen zunehmend strenge Durchschnittswerte für die CO2-Emissionen ihrer Flotte einhalten. Auf dem Papier tun sie das weitestgehend, doch in der Realität sind sie davon oft weit entfernt. Und die Kombination aus Verbrennungsantrieb und externer Lademöglichkeit für eine kleine zusätzliche Fahrbatterie dient offensichtlich aktuell vor allem dafür, sich diese Bilanz schönzurechnen.

Quelle: Spiegel.de – „Neue Messmethode entlarvt deutlichen Mehrverbrauch bei Pkw“ / Handelsblatt: „Neuwagen verbrauchen viel mehr als Hersteller angeben“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Tom 1:

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Peter:

„Aber die bei den elektrischen ist es viel schlimmer. Bei dem Mehrverbrauch der elektrischen bei niedrigen Temperaturen da sind die Verbrenner viel viel genügsamer.“
Glatte Lüge, Mein Model Y im Winter pendeln 30km(15/15) verbraucht 17kWh im Sommer 16KWh, mein alter Seat Leon hatte auf dieser Strecke im Winter 7,8l/100km und im Sommer 5,4l/100km benötigt.
Defakto also BEV 1kWh Mehrverbrauch gegenüber 20kWh Mehrverbrauch.

Dagobert:

Eine Begründung wäre einfach nett, um genau solchen Therorien vorzebeugen. Die jetzt veröffentlichen Daten sind von 2022. Ich kann mir vostellen, dass wegen der geringen Verbreitung von BEVs die Datenqualität schlicht noch zu gering ist. Aber dann kann man das entweder sagen, oder die Daten mit entsprechendem Hinweis veröffentlichen.

Archie:

Als Besitzer von zwei Verbrenner-Autos, einem PHEV mit relativ hoher elektrischer Reichweite und bei einigen (im Vorfeld des Kaufs) ganztägigen Probefahrten mit BEVs haben wir deutlich andere Erfahrungen gemacht:
Bei gleicher Fahrweise und gleichen Geschwindigkeiten (z. B. 130-160 auf der BAB) verbrauchen unsere Verbrenner nur wenig mehr als die Werksangaben versprechen (und darum geht es in dem Artikel), mit dem PHEV liegen wir bei beiden Antriebsarten leicht darunter (einer der Gründe für den Kauf) und mit allen fünf BEVs lagen wir (z. T. sehr) weit über den Angaben.
Auch unsere Bekannten mit BEVs sind nur einigermaßen sparsam in der Nähe der Werksangaben unterwegs, wenn sie „Energiespar-Rallye“ praktizieren.
Wer deswegen auf der Autobahn mit 100 km/h als Hindernis für die LKWs unterwegs sein will, kann das gerne tun, wir haben dazu einfach keine Lust und Zeit.

Robert:

das ist totaler Unsinn es liegt beim Verbrenner vor allem wegen seiner Uneffizenz das der Mehrverbrauch nicht so stark ausfällt Beispiel
beim Verbrenner 20% wirkungsgrad 80% gehen als wärme verloren bei 5Liter auf 100km wärens das also 4Liter (80%) in Wärme umgewandelt und nur 1 Liter 20% für das fahren. bei einem Verdopplungs des Verbrauchs wären das 2 Liter + 4Liter Wärme sind dann 6 Liter Verbrauch im Winter gegen 5 Liter im sommer. Das E-Auto hat eben einen Wirkungsgrad von 70-80% daher fätt dort der Mehrverbrauch deutlicher aus. bei meinem Leasingfahrzeug im Sommer ca. 16-17 kw im Winter 20-24 KW

Johannes:

Der e-Golf braucht auf einer 2 km Strecke im Winter 200 Wh/km. Schaltet man die Heizung aus (ist eh erst am Ende warm) sind es 140 Wh/km
Dein Beitrag wäre wesentlich besser ernst zu nehmen wenn du einfach Zahlen statt Parolen raushauen würdest. So kommst du als ewiggestriger Stammtischtyp rüber, der wahrscheinlich gar kein E-Auto fährt.

Spiritogre:

Ja, eben, das Problem ist der Vergleich, denn eine Tankfüllung hat mit einer vollen Batterie nichts gemein. Benzin hat eine Energiedichte von 10 bis 12 kWh pro Kilogramm und bei LFP Akkus sind es nur 0,21 kWh pro Kilogramm. Der Wirkungsgrad von Benzin beträgt jedoch nur 20 Prozent, der von Elektroautos ca. 70 Prozent.
Dadurch scheint es so, als sei Benzin effizienter, einfach weil man mit einer Tankfüllung wesentlich weiter kommt aber man hat eben auch 20 Mal so viel Energie an Bord.

Robert:

„Und die Kombination aus Verbrennungsantrieb und externer Lademöglichkeit für eine kleine zusätzliche Fahrbatterie dient offensichtlich aktuell vor allem dafür, sich diese Bilanz schönzurechnen.“ Nun das weiss jeder halbwegs gebildetet Bürger, aber schön wenn das jetzt auch von den Experten bestätigt wird was man schon lange geahnt hat. Auch ich bin dafür das der WLTP Test eine deutliche anpassung an die Realität benötigt, damit man endlich mal realistische Reichweitenangaben bekommt

Johannes:

Einzig mögliche Erklärung: grüne Verschwörung gegen den Verbrenner und die insbesondere die deutsche Industrie. Sarkasmus Ende
Wahrscheinlich kommen die Daten die Tage noch

Sascha:

Bitte mit mehr Fakten unterlegen?
Im Winter ist es egal bei welchen Antriebsart schlechter. „Viel schlimmer“ ist aber wieder solche Stammtischparolen die ich mit meinen eigenen Erfahrungswerten nicht teilen kann. Bei Kurzsstrecke ist klar, da auch dort erstmal der Innenraum aufgeheizt werden muss aber das ist bei einem Verbrenner auch nicht anders.

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