Dongfeng Nammi 01: China-Stromer für 20.000 Euro im Fahrbericht

Cover Image for Dongfeng Nammi 01: China-Stromer für 20.000 Euro im Fahrbericht
Copyright ©

Press-Inform

Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 4 min

Während in Europa die etablierten Hersteller darum kämpfen, ein Elektroauto für 25.000 Euro auf den Markt zu bringen, stromert in China der Nammi 01 bereits ab 10.300 Euro. Der 4,03 Meter lange Stadtfloh kommt im Herbst als Box nach Europa.

Nammi 01? Da denkt man unwillkürlich an Nios putzige Sprachassistentin Nomi. Der Dongfeng Nammi 01 setzt aber nur bedingt auf das Kindchenschema, sondern ist optisch eine Mischung aus Smart und Renault Twingo. Schon die Länge von 4,03 Metern zeigt, dass das chinesische Elektromobil alles andere als ein Schuhkarton ist, auch wenn es in Europa unter dem Namen Box an den Start geht. Im Fond finden auch Erwachsene dank des 2,66 Meter-Radstandes Platz. Man möchte zwar nicht unbedingt von München nach Hamburg reisen, aber kurze Strecken gehen auf alle Fälle. Das Gute ist, dass diese Räumlichkeit nicht in einem Kofferraum in Schubladengröße resultiert.

Dass das Gepäck über eine hohe Kante in eine Mulde gewuchtet werden muss und kein zusätzlicher Ladeboden das Befüllen erleichtert, ist nicht ideal. Legt man die Lehne der Rückbank um, entsteht logischerweise auch eine deutliche Stufe. Dann wächst der Kofferraum von 326 Liter auf immerhin 945 Liter. Apropos Schublade. Die hält der Nammi 01 aber dann doch noch parat. Und zwar als Handschuhfach.

Dongfeng Nammi 01
Press-Inform

Auf dem Fahrersitz geht es grundsätzlich entspannt weiter. Dass man in diesem Segment keine Sportsitze erwarten kann, ist klar. Obwohl das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar ist, findet man dennoch schnell eine vernünftige Sitzposition. Hinter dem Volant liefert ein Fünf-Zoll-Bildschirm alle für den Fahrer relevanten Informationen. Wie bei chinesischen Modellen üblich, fällt der Infotainment-Touchscreen mit 12,8 Zoll deutlich größer aus. Was die Funktionalität angeht, bietet auch dieses Einsteigermodell mit drahtlosen Updates und einer Sprachsteuerung einiges.

Ein Blick auf den Ladezustand der Batterie zeigt, dass wir bei 54 Prozent noch eine Reichweite von 239 Kilometern haben. Offenbar sind die größeren der beiden Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP) verbaut. Diese Batterie hat eine Kapazität von 42,3 Kilowattstunden, was für rund 430 Kilometer reichen soll. Wählt man die 31,45-kWh-Energiespeicher schrumpft dieser Wert auf 330 km. Bei den genauen Ladegeschwindigkeiten halten sich die Chinesen noch bedeckt, aber die Energiespeicher seien in einer halben Stunde von 30 auf 80 Prozent gefüllt beziehungsweise in acht Minuten Strom für 200 Kilometer getankt, heißt es.

Schon nach wenigen hundert Metern ist klar, dass der Nammi 01 locker mit dem Dacia Spring mithalten kann. Mit einer Leistung von 70 kW / 95 PS und einem Drehmoment von 160 Newtonmetern reißt der kleine Chinese zwar keine Bäume aus, aber man mutiert auch auf einer Autobahn nicht zur mobilen Wanderdüne. Wenngleich die Spitzengeschwindigkeit von 140 Kilometern nicht unbedingt dazu einlädt, sich mit der „die-linke-Spur-gehört-mir“-Fraktion auf ein Wettrennen einzulassen. Für die Stadt und Überland reicht die Power allemal. Eine serienmäßige Rückfahrkamera sorgt beim Rangieren für Überblick.

Dongfeng Nammi 01
Press-Inform

Dass der Nammi 01 hauptsächlich für den urbanen Einsatz konzipiert ist, zeigt sich an der kommoden Fahrwerksabstimmung und der Lenkung, die nicht zwingend für einen Sportwagen ausgelegt ist. Bei einer Richtungsänderung muss man schon etwas kurbeln, ehe wirklich etwas passiert. Eine direkte Lenkung ist was anderes. Aber auch damit kommt man zurecht. Zumal sich der Vorderwagen in schnellen Kurven neigt und beim scharfen Bremsen auch einnickt. Liefer- und Pflegedienste sowie Pendler werden diesen Komfort zu schätzen wissen. Die drei Fahrmodi Eco, Normal und Sport unterscheiden sich nur geringfügig, auch wenn im Dynamik-Fahrprogramm die Umsetzung der Beschleunigungsbefehle unmittelbarer geschieht, als bei den anderen beiden Einstellungen.

Dennoch kann der Nammi 01 auch als Box ein Erfolg werden. Zumal Dongfeng in Deutschland einen Preis von rund 20.000 Euro anpeilt und dafür auch mehr Ausstattung ins Auto packen will. Das dürfte dann der besser ausgestatteten Variante entsprechen, die in China für etwa 15.000 Euro zu haben ist. Aber auch das Basismodell bietet für rund 10.300 Euro schon einiges.

Worthy not set for this post
Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


E.Korsar:

„Diese Batterie hat eine Kapazität von 42,3 Kilowattstunden, was für rund 430 Kilometer reichen soll.“
„[…]aber die Energiespeicher seien in einer halben Stunde von 30 auf 80 Prozent gefüllt beziehungsweise in acht Minuten Strom für 200 Kilometer getankt[…]“

Die acht Minuten für 200 Kilometer kommen mir seltsam vor. Wenn von 30% auf 80% 30 Minuten vergehen, dann entspricht das doch 215km. Soll das vielleicht achtundzwanzig Minuten für 200 km heißen?

egon_meier:

20.000 Euro hört sich gut an. ABer mal sehen, wie die exakten Daten, das Servicenetz und die ersten Tests aussehen – vor allem der Endpreis bei welchem Akku …

Warten wir mal ab. Auch 20.000 Euro sind zuviel Geld um versenkt zu werden. Wer macht eigentlich im Moment der Service für Aiways?

Broesel:

Unwesentlich!

Broesel:

„Heißt: verglichen mit einem NMC Akku ist der angezeigte SoC ohne regelmäßige Kalibrierung (über eine 100% Ladung) nicht mehr als eine mutige Schätzung.“
Das ist Schnee von vorgestern! Moderne BMS können auch beim LFP lfd. eine genaue Kapazität erfassen.

Malthus:

>Der E-Auto-Hersteller Donfeng zeigt, dass er Europa mit günstigen E-Autos “Made in China” fluten könnte – wenn es die Parteiführung in China nicht verbietet.

Da gibt es noch einen anderen „Spieler im Markt“, de sitzt in Brüssel und hält -vorerst bei Pedelecs- folgende Zollsätze gür Chinesisches für angemessen

> bei Fahrrädern mit Trethilfe mit Elektrohilfsmotor (E-Bikes) mit Ursprung
in der Volksrepublik China zusätzlich 62,1 % Antidumpingzoll und 17,2 %
Ausgleichszoll

Das „zusätzlich“ meint zu den sonst üblichen 6%, und die EUSt kommt natürlich obendruff.

Man begutachtet mittlerweile 55% bei 4-rädrigem als gutem Startpunkt

https://www.golem.de/news/elektroautos-aus-china-strafzoelle-von-bis-zu-55-prozent-koennten-erforderlich-sein-2404-184729.html?_medium=widget.hp

damit die Penunze aus Wolfsburg & Co. -vorerst- weiter fließen möge.

Daniel W.:

Der E-Auto-Hersteller Donfeng zeigt, dass er Europa mit günstigen E-Autos „Made in China“ fluten könnte – wenn es die Parteiführung in China nicht verbietet.

China hat sich weltwelt die kritischen Rohstoffe gesichert, die für E-Autos und deren Akkus benötigt werden – also daran dürfte es nicht scheitern.

Für mich gibt es keinen Zweifel, dass China und der asiatische Raum ganz Europa mit günstigen E-Autos versorgen kann – auch ohne europäische Hersteller.

Europas Politiker denken viel zu kurzfristig, deshalb dürfte die europäische Autoindustrie bis 2035 kaum noch Autos bauen – egal mit welchem Antrieb.

Deutschland und die EU hatten es sich mit billiger Energie und der Friedensdividende lange gemütlich gemacht in ihrem Kartenhaus – jetzt droht der Einsturz.

Die Frage ist, ob die EU das Ruder bei E-Mobilität, EU-Verteidigung und beim Rechtsruck noch herumreißen kann oder ob sie Schiffbruch erleidet.

Helmut Schönherr:

@MMM. So war das nicht gedacht! Ich fahre seit knapp zwei Jahren einen Seres 3 (auch aus dem Dongfeng Konzern, aber mit Hauptsitz in den USA) und bin glücklich mit dem Auto. Bei Deiner Anschauung müsste so mancher seinen halben Hausstand aus der Wohnung werfen. Denn unzähliges, auch unter deutschen Firmennamen wird mittlerweile in China hergestellt! Was zum Beispiel Macron so ablässt bzgl. Atomwaffen und Uniformen an deren Schulen stößt mir sauer auf… – ICH bin gegen Gleichschaltung jeglicher Art!

Stefan:

Die Funky Cat ist nun bei Freunden eingezogen. Das Design ist exzellent. Die Verarbeitung auch. Der Preis stört. Aber der kann ja noch sinken.

Silverbeard:

Dafür ein Minus? Schaut Euch mal auf anderen Fotos die D-Säule an, die ist 1:1 kopiert!

Ähnliche Artikel

Cover Image for Wie Opel sich auf der IAA präsentiert

Wie Opel sich auf der IAA präsentiert

Michael Neißendorfer  —  

Im Zentrum des betont sportlichen Messeauftritts von Opel stehen die Studie Corsa GSE Vision Gran Turismo und der neue Elektro-SUV Mokka GSE.

Cover Image for BMW und Eon starten erstes V2G-Kundenangebot in Deutschland

BMW und Eon starten erstes V2G-Kundenangebot in Deutschland

Michael Neißendorfer  —  

Das neue Angebot markiert einen wichtigen Schritt, der Elektromobilität und Energiewende miteinander verknüpft – und bringt mehr als 700 Euro pro Jahr.

Cover Image for E-Auto von Mercedes schafft 1205 Kilometer am Stück

E-Auto von Mercedes schafft 1205 Kilometer am Stück

Daniel Krenzer  —  

An Bord des Mercedes EQS befand sich auf dem Weg von Stuttgart nach Malmö ein Festkörperakku in der Erprobungsphase.

Cover Image for Lucid exklusiv zu Europa-Plänen: „Wir gehen All-in“

Lucid exklusiv zu Europa-Plänen: „Wir gehen All-in“

Sebastian Henßler  —  

Mit dem Elektro-SUV Gravity und einem Midsize-SUV ab 2026 für mehr Volumen nimmt Lucid Europa ins Visier – und betont: Nur vollelektrisch ist der Weg.

Cover Image for Daimler testet Wasserstoff-Reisebus H₂ Coach von Setra

Daimler testet Wasserstoff-Reisebus H₂ Coach von Setra

Michael Neißendorfer  —  

Der Technologieträger „H₂ Coach“ von Setra soll den Weg zur Zukunft von emissionsfreien Busreisen ebnen, zusätzlich zu batterieelektrischen Reisebussen.

Cover Image for Volkswagen investiert bis zu eine Milliarde Euro in Künstliche Intelligenz

Volkswagen investiert bis zu eine Milliarde Euro in Künstliche Intelligenz

Michael Neißendorfer  —  

Im Fokus stehen dabei die KI-gestützte Fahrzeugentwicklung, industrielle Anwendungen sowie der Ausbau leistungsfähiger IT-Infrastrukturen.