Im Zentrum der Diskussion um die Mobilität der Zukunft stehen elektrische Autos. Von einigen werden sie als der Schlüssel schlechthin zur Bekämpfung von Umweltproblemen angesehen. Doch nicht alle Expert:innen teilen diese Ansicht. Carlos Tavares, CEO von Stellantis, äußerte zuletzt Bedenken hinsichtlich der Universalität dieser Lösung. Mitte der Woche, beim Stellantis “Freedom of Mobility Forum” betonte er, dass die Annahme, eine einzige Lösung könne globalen Mobilitätsbedarf decken, nicht haltbar sei. Stattdessen plädierte er für einen differenzierten Ansatz, der die Vielfalt der gesellschaftlichen Bedürfnisse weltweit berücksichtigt.
Tavares wies darauf hin, dass die derzeitigen Batterien für elektrische Autos eine bedeutende Herausforderung darstellen. Sie benötigen enorme Mengen an Rohmaterialien, was – wie auch die Förderung von Erdöl – aus umwelttechnischer Sicht bedenklich sei. Der Schlüssel zur Überwindung dieser Hürde liege in der Entwicklung neuer Chemikalien, die die Batterien leichter und effizienter machen könnten. Der Stellantis-Chef zeigte sich optimistisch, dass solche Durchbrüche innerhalb des nächsten Jahrzehnts möglich seien, was auch die Knappheit von Lithium, einem wesentlichen Bestandteil der Batterien, adressieren könnte.
Ein weiteres bedeutendes Hindernis für die globale Akzeptanz von Elektroautos sei der Zugang zu Elektrizität, insbesondere in weniger entwickelten Ländern. Roberto Schaeffer, Professor für Energieökonomie, machte deutlich, dass rund 800 Millionen Menschen keinen Zugang zu Strom haben und viele weitere nicht auf ein stabiles Stromnetz zurückgreifen können. Er argumentierte, dass Biokraftstoffe in solchen Regionen eine realistischere Lösung als elektrische Autos darstellten.
Die Debatte um Elektroautos betrifft auch alternative Technologien wie Wasserstoff, die laut Tavares aufgrund der hohen Kosten derzeit keine machbare Lösung für die Massenmobilität darstellen. Carsharing und öffentliche Verkehrsmittel wurden ebenfalls als wichtige Faktoren für eine nachhaltige Mobilität hervorgehoben. Stellantis engagiert sich bereits in diesem Bereich mit Initiativen wie Free2Move, die kurzfristige Miet- und Abonnementdienste in Europa und den USA anbieten.
Trotz des Potenzials von E-Autos und alternativen Mobilitätskonzepten zeigen Umfragen, dass viele Menschen, primär in den USA, ihre Transportgewohnheiten bislang nicht ändern wollen oder können. Während jüngere Generationen offener für Veränderungen zu sein scheinen, besteht in anderen Bevölkerungsgruppen Widerstand.
Geht es nach Taveres, erfordert die Mobilität der Zukunft somit einen vielschichtigen Ansatz, der die unterschiedlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten von Gesellschaften weltweit berücksichtigt.
Quelle: Automotive News Europe – Tavares: EVs not a one-size-fits-all mobility fix