Verbrenner-Aus ab 2035: Streit um E-Fuels tobt weiter

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Wolfgang Plank
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Das geplante Ende für die Zulassung von Verbrennern in der EU könnte kurz vor dem Abschluss an der deutschen Blockade scheitern. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte mehrfach gedroht, nicht zuzustimmen. Damit würde die erforderliche Mehrheit der Mitgliedsstaaten wohl nicht erreicht. Vertreter des EU-Parlaments und der EU-Staaten hatten sich bereits Ende vergangenen Jahres darauf geeinigt, dass in der EU ab 2035 nur noch Neuwagen verkauft werden dürfen, die keine Treibhausgase ausstoßen. Allerdings muss auch der Rat der Mitgliedstaaten zustimmen.

Wissing begründete seinen Widerstand damit, dass die EU-Kommission bislang noch keinen Vorschlag vorgelegt habe, wie nach 2035 nur mit klimafreundlichen Kraftstoffen betankte Fahrzeuge zugelassen werden können. „Wir brauchen E-Fuels, denn es gibt ja gar keine Alternative dazu, um unsere Bestandsflotte klimaneutral zu betreiben“, sagte er. Wer es ernst meine mit klimaneutraler Mobilität, der müsse alle technologischen Optionen offenhalten. Auch FDP-Chef Christian Lindner bekräftigte das Nein seines Parteifreundes. Weltweit werde die Verbrenner-Technologie auch nach 2035 eine große Rolle spielen.

Die Bundesregierung ist in dieser Frage gespalten. Deutschland sollte auf europäischer Ebene verlässlich agieren und sich an getroffene Zusagen halten, forderte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) in der Süddeutschen Zeitung. Kritik an Wissings Haltung kam auch von den Bremer Grünen. Mobilitätssenatorin Maike Schaefer sagte, Wissing und die FDP seien Getriebene der Automobillobby. Der Bundesverkehrsminister habe gar kein Mandat für die Ankündigung, dass Deutschland einem Verbrenner-Aus nicht zustimmen werde. „Die Debatte um einen Einsatz von E-Fuels in Pkw ist angesichts der Energieintensität bei deren Herstellung bei aller Technikgläubigkeit reines Wunschdenken von Verbrennerfetischisten.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) stellte sich hinter Wissing. „Wir brauchen alle klimafreundlichen Technologien, um die EU-Klimaziele zu erreichen“, sagte VDA-Chefin Hildegard Müller. Weil E-Fuels gerade für die Klimabilanz bereits zugelassener Verbrenner wichtig seien, müsse die Debatte erneut geführt werden. Gleichzeitig sieht Müller keinen Anlass, beim Hochlauf der Elektromobilität im Geringsten nachzulassen. Die EU müsse sich deshalb auch hier deutlich mehr engagieren und endlich eine flächendeckende und zuverlässigen Lade- und H2-Tankinfrastruktur vorantreiben.

Unterstützung bekommt Wissing aber auch von Wirtschaftsstaatssekretär Sven Giegold (Grüne). „Wir unterstützen das Aus für alte, konventionelle Verbrennungsmotoren“, sagte dieser. „Wir wollen aber außerhalb der Flottengrenzgrenzwerte, also außerhalb dieses Gesetzes, eine Lösung für solche Verbrennungsmotoren, die nur mit nachhaltigen E-Fuels betrieben werden.

Quelle: dpa / VDA – Pressemitteilung / Süddeutsche Zeitung – Koalitions-Streit spitzt sich zu

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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Herwig:

Es geht ja nicht um eine Zwangsverschrottung des Verbrenner-Bestandes!
Meinetwegen sollen Oldtimer oder auch junge Verbrenner noch mit E-Fuels weiterfahren – dann aber zu einem Preis, der den Produktionskosten entspricht (also den ca. achtfachen Primärenergieverbrauch gegenüber BEV nicht subventionieren!).
Wissing möchte weiterhin neue Verbrenner zulassen, sofern sie E-Fuels verheizen, das ist das Problem.

Norbert Seebach:

Wem die aktuellen Spritpreise noch viel zu billig sind, wem selbst die Energieverschwendung beim FCEV noch nicht genügt, wer weiterhin lokal Schadstoffe nach Belieben aus dem Auspuff rotzen möchte, um sich dann über Durchfahrtverbote in vielen innerstädtischen Bereichen aufzuregen – der ist offenbar FDP-Wähler und fährt zum Trotz mit E-Fuels umher.

Mr.Hu:

Definition Oxford languages „Fetischismus“:

1.
VÖLKERKUNDE

Glaube an die magischen Kräfte, die Ausstrahlung eines Fetischs; Verehrung eines Fetischs

2.
PSYCHOLOGIE

sexuelle Neigung, bei der Gegenstände, die dem vom Fetischisten verehrten oder begehrten Menschen gehören, als einzige oder bevorzugte Objekte sexueller Erregung oder Befriedigung dienen

Wikipedia-Begriffserklärung „Fetischismus/Fetisch“:

Fetischismus oder Fetisch (von lateinisch facticius ‚nachgemacht, künstlich‘; französisch fétiche ‚Zauber[mittel]‘) bezeichnet:

  • die Verehrung bestimmter Gegenstände im Glauben an übernatürliche Eigenschaften, siehe Fetischismus (Religion)
  • eine Form der Sexualität, die sich auf bestimmte Gegenstände oder Körperteile richtet, siehe Sexueller Fetischismus
  • im Marxismus die Verkehrung eines gesellschaftlichen Verhältnisses von Menschen in ein Verhältnis von Waren, siehe Warenfetisch

Kaum zu glauben, dass du allein für diese unnütze Haarspalterei einen Tread verfasst hast, indem du mir allen Ernstes „kulturelles Nichtwissen“ vorwirfst, weil du dich offenbar persönlich angegriffen fühlst, wenn jemand anderes nicht deine Meinung teilt. Sorry, aber mit einem klitzekleinen Bisschen Menschenkenntnis ist einem klar, dass das Wort „Fetischismus/-ist“ in diesem (und nicht nur in diesem) Fall aufgrund Mangels an Argumenten verwendet worden – hab ich als Grundschüler gelernt.

Daniel W.:

Falls es auf E-Fuels keine Subventionen gibt, dann müssten Airlines und Reedereien die gesamten Kosten alleine tragen und könnten nicht einen Teil auf die Autofahrer abwälzen.

Wenn die Luftfahrt durch E-Fuels teuerer wird, dann steigen die Preise und weniger Leute fliegen und wenn auch die Schifffahrt durch E-Fuels o.ä. teuerer würde, dann steigen die Frachtkosten und weniger Güter würden um den halben Globus transportiert – beides gut für Umwelt und Klima.

Das CO2 kann man trotzdem der Atmosphäre entnehmen, denn es wird für viele Zwecke genutzt.

CO2-Verwendung >> de.wikipedia.org/wiki/Kohlenstoffdioxid#Verwendung

Heinz Fuchsig:

genau. Wer wird schon 2030 noch Verbrenner kaufen? MbS und Putin können sehr schnell dafür sorgen, dass der Treibstoff 3 mal so teuer wird, ein Krieg im Golf von Hormus verfünffacht den Preis.. was kosten 80 kWh derzeit – ca. 10.000 €, das wird auf 3000,- sinken bis 2030. Andere Effizienzgewinne, zeitweise viel billigerer STrom durch smart grid und man muss schpn blöd sein, was anderes als einen EV zu kaufen

Wolfbrecht Gösebert:

„… das Wort „Verbrennerfetischist“ [ist] wohl als irgendetwas zwischen übler Nachrede und Beleidigung einzuordnen […] (da das Wort „Fetisch“ ähnlich dem Wort „pervers“ in den allermeisten Fällen im sexuellen Sinne verwendet wird)“

Du könntest Dein kulturelles Nichtwissen kaum deutlicher machen:
c&p–> dwds.de/wb/Fetisch

»Gegenstand, der von Naturvölkern als Heiligtum verehrt wird und dem übernatürliche Kräfte zugeschrieben werden«

Und Deine (unbelegte!) Behauptung „in den allermeisten Fällen im sexuellen Sinne verwendet …“
widerlegt das DWDS-Wortprofil auch gleich (a.a.O.). Es bleibt also dabei:

Die Debatte um einen Einsatz von E-Fuels in Pkw ist angesichts der Energieintensität bei deren Herstellung bei aller Technikgläubigkeit reines Wunschdenken von Verbrennerfetischisten.

+1

Andreas Kühweg:

Und was genau haben Märkte außerhalb der EU mit einem Zulassungsverbot für die EU zu tun? Es plant ja niemand, den Bau von Verbrennern zu verbieten.

Andreas Kühweg:

Na ja, theoretisch kann man in einen normalen Tank schon Gas füllen. Dabei hat man dann aber einige Probleme:

  • die Tanksäule zu überlisten ist etwas schwieriger als bei den verschiedenen flüssigen Treibstoffen
  • bei Atmosphärendruck passt praktisch nichts in den Tank
  • das Gas entweicht durch die Tankentlüftung – also bitte nicht rauchen
  • das Auto fährt damit keinen Meter, weil es eben nicht auf Gas ausgerichtet ist

Aber ernsthaft: Es geht ja bei den E-Fuels darum, „normale“ Verbrenner betreiben zu können. Deshalb werden die logischerweise flüssig sein. Und unterschiedliche Zapfhähne wie bei Benzin und Diesel werden Betrüger bestimmt nicht abhalten. Und die Entwicklung spezieller Motoren für spezielle E-Fuels widerspricht dem Bestandsflotten-Argument.
Was die Kosten angeht, werden Airlines das zahlen, was es eben kostet, weil sie eine vorgeschriebene Quote einhalten müssen.
Wenn man so eine Quote für den Straßenverkehr einführen würde, wäre der Treibstoff für alle schlagartig teurer. Da hätte Herr Wissing bestimmt auch Einwände.

Mr.Hu:

Kritik an Wissings Haltung kam auch von den Bremer Grünen. Mobilitätssenatorin Maike Schaefer sagte, Wissing und die FDP seien Getriebene der Automobillobby. Der Bundesverkehrsminister habe gar kein Mandat für die Ankündigung, dass Deutschland einem Verbrenner-Aus nicht zustimmen werde. „Die Debatte um einen Einsatz von E-Fuels in Pkw ist angesichts der Energieintensität bei deren Herstellung bei aller Technikgläubigkeit reines Wunschdenken von Verbrennerfetischisten.“

Ok, fassen wir mal zusammen. Bis auf die Energieeffizienz, die keineswegs ein k.o.-Argument darstellt, hat die gute Frau keinerlei Argumente parat. Stattdessen wüste Beschimpfungen, sodass man das Gefühl hat, den Tread eines Forum-Trolls zu lesen. Von „Getriebe[n] der Automobillobby“ ist die Rede. Wobei sich die Automobillobby eigentlich kaum gegen ein Verbrenner-Aus stellt. Und sorry, aber abgesehen davon, dass das Wort „Verbrennerfetischist“ wohl als irgendetwas zwischen übler Nachrede und Beleidigung einzuordnen ist (da das Wort „Fetisch“ ähnlich dem Wort „pervers“ in den allermeisten Fällen im sexuellen Sinne verwendet wird):
Diese Äußerung befindet sich etwa auf dem Niveau von „deine Mudda“-Witzen. Anbei noch das Interview mit einem Maschinenbauingeneur, der allemal über mehr technisches Verständnis verfügt.
https://mobil.news.at/a/e-fuels

Marco Z:

Die Argumentation erschließt sich mir auch nicht.

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