Der Elektroautohersteller Polestar, eine Marke des Geely-Konzerns unter (schwindender) Beteiligung von Volvo, verstärkt seine Bemühungen, mehr Elektroautos außerhalb Chinas zu produzieren. Das gab CEO Thomas Ingenlath gegenüber Reuters bekannt. Der Grund dafür seien steigende geopolitische Spannungen. Ingenlath äußerte sich auch zur Vorbereitung auf mögliche europäische Untersuchungen zu in China hergestellten Elektroautos, die zu höheren Zöllen führen könnten.
Das Unternehmen prüft, die Exporte des in South Carolina hergestellten Polestar 3 in die Europäische Union zu beschleunigen. Die Fabrik in South Carolina, die seit diesem Jahr Autos produziert, soll sowohl den amerikanischen als auch den europäischen Markt beliefern. Derzeit werden die meisten Polestar-Autos jedoch in den chinesischen Städten Chengdu und Taizhou gebaut. Zusätzlich ist der Bau einer Anlage in Südkorea geplant.
Polestar wurde von Volvos schwedischer Automarke und Chinas Geely gegründet. Volvo hat jedoch den Großteil seiner Anteile, einschließlich der Anteile von Geely, an Aktionäre übertragen. Geely hält weiterhin die Mehrheit an Volvo Cars. Zuletzt hat die Europäische Kommission im Oktober Untersuchungen eingeleitet, ob günstigere, in China hergestellte Elektroautos unfaire staatliche Subventionen erhalten. China hat die Untersuchungen als protektionistisch bezeichnet. Entsprechend kommt derzeit Unruhe im Markt auf.
In einem Interview betonte Ingenlath die Komplexität der Produktionskostenkalkulation und die Unsicherheit bezüglich der laufenden Untersuchung. Er unterstrich die Beschleunigung der globalen Produktionsausweitung als strategisches Ziel. Trotz des aktuellen Aktienbesitzwechsels, bei dem Geely und ein privates Investmentunternehmen nun 69 Prozent der Anteile halten und Volvo Cars auf 18 Prozent reduziert wurde, sieht Ingenlath keine Auswirkungen auf den täglichen Betrieb von Polestar. Kurz darauf sicherte sich Polestar externe Finanzmittel in Höhe von 950 Millionen US-Dollar (ca. 891 Mio. Euro), obwohl es ursprünglich 1,3 Milliarden US-Dollar (ca. 1,22 Mrd. Euro) für seine Zukunftspläne benötigt hätte.
Polestar hat im Jahr 2024 weltweit 54.600 Autos ausgeliefert und plant, bis 2025 zwischen 155.000 und 165.000 Autos zu liefern. Ganz nach Plan läuft es bislang aber noch nicht. So hat Polestar im ersten Quartal des Jahres 2024 weltweit lediglich 7200 Fahrzeuge abgesetzt. Dies ist ein Rückgang von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. “Das Jahr 2024 ist ein Übergangsjahr, in dem wir in der ersten Jahreshälfte noch eine Ein-Auto-Marke sind und in der zweiten Jahreshälfte die Auslieferungen unserer beiden Luxus-SUV hochfahren werden”, erläutert Geschäftsführer Thomas Ingenlath. Der Polestar-CEO strebt eine Verkaufsaufteilung von 40 Prozent in Europa, 30 Prozent in den USA und 30 Prozent in der Asien-Pazifik-Region an.
Quelle: Reuters – Polestar speeds plans to make more cars outside China as EU-China tensions rise