Marcus Scholz unterstützt mit seiner Firma Elexon Unternehmen aus vielen verschiedenen Branchen beim Umstieg ihrer Flotten auf Elektroautos. In einem Interview mit der WirtschaftsWoche gibt er einige interessante Einblicke in den Flottenmarkt, und wie sich E-Autos dort behaupten.
„Immer wiederkehrende Vorbehalte“, etwa bei den Themen Reichweite und Ladeinfrastruktur, seien überholt und sollten keine Ausrede mehr sein für eine verschleppte Antriebswende: „Gerade im für Flottenkunden relevanten Markt finden sich zunehmend Modelle mit Reichweiten von 350 bis 450 Kilometern; damit kommen die meisten Außendienstler gut zurecht“, sagt Scholz – gerade auch mit Blick auf die zurückgelegten Strecken: „Langstreckenfahrten mit 500 Kilometern am Stück sind auch im Flottenbereich selten“, so Scholz.
Im Durchschnitt werden demnach mit einem Dienstwagen pro Tag 70 Kilometer zurückgelegt, rechne man typische Privatfahrten hinzu, kämen „die meisten Dienstwagennutzer“ auf nur gut 100 km pro Tag. „Das heißt, dass selbst ein E-Auto der unteren Reichweitenskala nur alle zwei bis drei Tage geladen werden muss“, sagt Scholz. Auch beim Thema Ladeinfrastruktur sehe er viele Fortschritte, häufig werde „ohnehin nur beim Arbeitgeber geladen. Wer seinen Mitarbeitern E-Autos zur Verfügung stellt, hat meist konsequenterweise eine Ladeinfrastruktur vor Ort.“ Immer beliebter werde auch das Laden von Dienstwagen zu Hause.
“E-Autos sind die günstigste Form der Individual-Mobilität”
Entgegen der weitläufigen Meinung habe sich die Akzeptanz von E-Autos in Flotten nach dem Auslaufen des Umweltbonus für gewerbliche Zulassungen sogar noch erhöht, so Scholz, und der Grund dafür sei „schnell erklärt: Betrachtet man die Gesamtkosten pro gefahrenen Kilometer inklusive Abschreibungen, Strom oder Treibstoff, Wartung, Reparaturen, Steuern und Versicherung, sind E-Autos schon jetzt die günstigste Form der Individual-Mobilität“, stellt er klar.
Der Gesamtkostenvorteil von Elektroautos werde künftig sogar noch weiter zunehmen, etwa weil „einige Hersteller sehr preisaggressiv“ agieren und Benzin und Diesel perspektivisch immer teurer werden, „während die Strompreise in Deutschland zum Teil deutlich sinken. Auch die Anschaffungskosten bei E-Fahrzeugen nähern sich den Kosten einer Verbrennerflotte immer mehr an“, so der Flottenexperte.
Nach seiner Beobachtung gebe es mehrere Branchen, die in der Auslegung ihrer Fuhrparks „elektroaffiner sind, einfach, weil sie es sein müssen“, so Scholz. Etwa die Logistikbranche, die „von steigenden gesetzlichen Anforderungen an CO2-Emissionen und Lärmbelästigung im städtischen Lieferverkehr betroffen“ sei. Auch Unternehmen, die im weitesten Sinne im Umweltsektor tätig sind, nehmen eine Pionierstellung ein. Aus naheliegenden Gründen: „Es ist schwierig, Kunden zum Thema Nachhaltigkeit zu beraten und selbst mit einem Verbrenner vorzufahren“, sagt Scholz.
Quelle: WirtschaftsWoche – „E-Autos sind die günstigste Form der Individual-Mobilität“