Die deutsche Bundesregierung hält an den Plänen fest, dass an Tankstellen bis 2028 verpflichtend Ladesäulen zu errichten sind. Diese Regelung trifft auf Widerstand, insbesondere bei Patrick Wendeler, dem Vorstandsvorsitzenden von BP Europa, wie dieser gegenüber Welt.de zu verstehen gab. Die Unternehmensgruppe, zu der auch die Tankstellenkette Aral gehört, sieht in diesem Vorhaben ein ineffizientes Mittel der Planwirtschaft.
Die Kritik der Mineralölwirtschaft an dieser verbindlichen Regelung ertönte bereits laut. „Ein Ladesäulenzwang an Tankstellen wäre reine Symbolpolitik“, äußerte sich Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer vom Wirtschaftsverband Fuels und Energie. Er verweist darauf, dass die Tankstellenbetreiber bereits an vielen Orten Ladeinfrastruktur aufbauten, doch nicht überall sei das sinnvoll oder technisch so ohne weiteres Umsetzbar. Wendeler schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass die Auflage an Standorten, wo bereits Ladesäulen vorhanden sind oder wo die Nachfrage fehlt, unnötig sei. Er plädiert für Ausnahmen, besonders wenn in unmittelbarer Nähe schon Lademöglichkeiten existieren.
Trotz einer aktuell schwächeren Nachfrage nach Elektroautos bleibt BP Europa seinem Ziel treu, bis 2030 etwa 20.000 Schnellladepunkte bei Aral zu schaffen. Wendeler verweist auf temporäre Rückschläge im Absatzmarkt für Elektroautos, sieht die Zukunft der Elektromobilität jedoch als gesichert an. Er spekuliert darüber, ob die von der Bundesregierung erwarteten 15 Millionen Elektroautos bis 2030 Realität werden. Die Zahlen sprechen für eine steigende Akzeptanz: Innerhalb von elf Monaten verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg der Ladesäulennutzungen von einer Million auf 2,5 Millionen.
Ein weiteres Problem stelle die Bürokratie dar. Wendeler berichtet von Verzögerungen bei jedem zweiten Bauvorhaben für neue Ladesäulen. Die langsamen Genehmigungsverfahren der Behörden verhindern demnach, dass bereits 1000 weitere Ladestationen in Betrieb genommen werden könnten. Ähnliches gab Alexander Junge, Member of the Executive Board of Aral AG sowie General Manager BP pulse, Central Europe, vor einigen Monaten im EAN-Podcast zu verstehen. Langwierige Genehmigungsverfahren und Netzanschlüsse, die den Ausbau der Infrastruktur behindern, seien der Flaschenhals beim Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Das Vorhaben der Bundesregierung, flächendeckend Ladesäulen zu implementieren, ist Teil eines größeren Bemühens, die Elektromobilität zu fördern und die Umweltbelastungen zu reduzieren. Die geplante Maßnahme soll Autofahrern den Umstieg auf elektrische Autos erleichtern und langfristig zur Verringerung von Treibhausgasemissionen beitragen. Während einige Akteure wie BP Europa spezifische Anpassungen des Plans fordern, ist das Ziel klar: Eine umfassende und benutzerfreundliche Ladeinfrastruktur, die den Bedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer gerecht wird.
Quelle: Welt.de – BP-Europa-Chef kritisiert geplante Ladesäulen-Pflicht an Tankstellen