Sixt: Elektroautos trüben die Rekordbilanz

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der Mobilitätsdienstleister Sixt hat seinen Wachstumskurs 2023 fortgesetzt und im zweiten Jahr in Folge einen Rekordumsatz erzielt. Das Unternehmen erreichte nach vorläufigen Berechnungen einen Konzernumsatz von 3,62 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 18,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und 44,7 Prozent im Vergleich zu 2019. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erreichte mit 1,33 Milliarden Euro ebenfalls einen historischen Bestwert (2022: 1,14 Mrd. Euro). Das Ergebnis vor Steuern (EBT) in 2023 mit 464,3 Millionen Euro markiere das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte nach dem Rekordjahr 2022 (550 Millionen Euro). Mit einer EBT-Rendite von 12,8 Prozent hat Sixt außerdem seine angestrebte Mindestrendite von 10 Prozent klar übertroffen.

Im Zuge der sehr positiven Umsatzentwicklung konnte Sixt seine Flotte auf eine Rekordgröße von durchschnittlich 169.100 Vermietfahrzeugen gegenüber 138.400 Fahrzeugen im Vorjahr (jeweils ohne Franchise) ausbauen. Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen: Denn auf die Bilanz drückte der Mitteilung von Sixt zufolge neben einem steigenden Zinsniveau das „außergewöhnlich stark eingetrübte Umfeld für den Verkauf gebrauchter elektrischer Fahrzeuge“. So seien beispielsweise in Deutschland die Preise für solche Fahrzeuge im Laufe des vergangenen Jahres um mehr als 20 Prozent gefallen.

Sinkende Restwerte für Elektroautos führten bei Sixt demnach zu erhöhten Abschreibungen und Verlusten aus Fahrzeugverkäufen und somit zu einer Ergebnisbelastung in der – angesichts der positiven Zahlen sicher verschmerzbaren – Größenordnung von rund 40 Millionen Euro für 2023, bzw. gut drei Prozent des EBITDA-Ergebnisses. Zugleich habe die Nachfrage nach Elektromobilität insgesamt, davon zeugen nicht zuletzt die jüngsten Zulassungszahlen, vielerorts noch nicht die von der Politik gewünschte Dynamik entfaltet.

Dies habe auch Sixt gespürt, und zwar trotz Investitionen in signifikanter Millionenhöhe in aufmerksamkeitsstarke Elektro-Marketingkampagnen und Investitionen in die Ladesäulen-Infrastruktur, wie das Unternehmen mitteilt. Die geringere Nachfrage im Vergleich zu Verbrennern resultierte nach Einschätzung von Sixt in entgangenen Umsätzen in substanzieller Höhe. Sixt geht davon aus, dass das letzte Geschäftsjahr ohne diese beiden Effekte beim Thema E-Mobilität mit einem EBT oberhalb des Rekordjahres 2022 abgeschlossen worden wäre.

Elektroautos von Tesla werden wieder ausgeflottet

Sixt habe bereits auf die veränderten Marktbedingungen im Jahresverlauf und insbesondere in Q4/2023 und Q1/2024 schnell reagiert: Erhöhte Abschreibungen wurden vorgenommen und die Ausflottung elektrischer Risk-Fahrzeuge wurde deutlich vorgezogen – also von Fahrzeugen, für die keine Buyback- oder Leasing-Vereinbarungen bestehen und für die Sixt das Restwertrisiko somit selbst trägt. Bereits im Dezember teilte Sixt mit, vor allem Elektroautos von Tesla wieder auszuflotten.

Ende Februar 2024 war der Anteil solcher Fahrzeuge an der elektrischen Sixt-Flotte nur noch rund halb so groß wie noch zum 31. März 2023. Im Wettbewerbsvergleich und bezogen auf seine Gesamtflotte verfüge Sixt aber über einen geringeren Anteil von Risk-Fahrzeugen. Sixt will die Strategie des vorzeitigen Verkaufs elektrischer Risk-Fahrzeuge im Jahresverlauf 2024 fortsetzen und deren Bestand entsprechend weiter abbauen. Zugleich adressiert Sixt damit das geringere Kundeninteresse für elektrische im Vergleich zu herkömmlichen Antriebsarten.

E-Autos sollen trotzdem ein fester Teil der Sixt-Flotte sein

Auch künftig sollen Elektroautos trotzdem ein fester Teil der Sixt-Flotte sein, wie das Unternehmen betont. Die konkrete Ausgestaltung der weiteren Entwicklung erfordere jedoch ein hohes Maß an Flexibilität. Der alles entscheidende Faktor sei, was Kunden in welchem Ausmaß nachfragen. Darüber hinaus spiele die Kostensituation eine Rolle, ebenso wie die langfristigen Strategien der Automobilhersteller, zu denen Sixt als Autovermieter letztlich ein nachlaufender Akteur ist.

Das Thema Nachhaltigkeit generell sei und bleibe „ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie“, wie Sixt mitteilt. Das Geschäftsmodel von Sixt sei von jeher und per se auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, weil sämtliche Mobilitätsangebote letztlich dem Shared-Mobility-Gedanken folgen. Zugleich reduziere Sixt beispielsweise den CO2-Ausstoß an seinen Stationen und Standorten so weit wie möglich und kompensiere seit dem vergangenen Jahr die dort geschätzt noch anfallenden Emissionen.

Jüngst hat Sixt außerdem sein neues Angebot Sixt Charge (nach Pilotierung in den Niederlanden) auch in Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und Luxemburg gestartet. Sixt ist damit laut eigener Aussage der erste große Autovermieter, der eine Ladelösung in die eigene App integriert. Das Unternehmen ermöglicht auf diese Weise mit nur einer Anmeldung und mit Hilfe seines Partners Elli Zugang zu knapp einer halben Million Ladepunkten in Europa und leiste so einen wichtigen Beitrag, den Einstieg in die Elektromobilität niederschwelliger zu gestalten.

Quelle: Sixt – Pressemitteilung vom 01.03.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Niko8888:

Sixt hatte noch nie viel mit eMobilität am Hut…bisschen wie die “Legacy Automaker” vor 10 Jahren :-)

Durango:

Da war wohl der Deal mit MG ein Schuss in den Ofen würde ich sagen.

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